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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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sie.
    Je heftiger man sie angriff, desto mehr schienen sie das als Herausforderung zu begreifen. Intellektuell noch viel mehr als körperlich. Doch Corrine konnte nichts dagegen tun, dass sie eine gewisse Beklemmung verspürte. Für kurze Zeit war sie ein Teil von dieser Kestra geworden. Und irgendetwas an der war nicht ganz sauber. Doch Corrine hatte nicht genug Informationen über sie, um es genau bestimmen zu können. Wenn sie in der nächsten Woche die letzte Sitzung beendet hätten, nachdem sie sich von den Strapazen dieses Abends erholt hatten, wäre sie eher zu einem Urteil in der Lage.
    »Komm«, sagte der König plötzlich und fasste die Druidin an ihrer unverletzten Hand, um ihr aufzuhelfen. »Wir sollten dich zu einem Arzt bringen.«
    »Stimmt es, dass Sie keine Auftragsmorde annehmen?«
    Kestra wandte sich von einem hübschen Ölgemälde ab und blickte über die Schulter, um den eleganten Mann zu betrachten, der in einem zweireihigen Seidenanzug hinter ihr saß und sich mit einem Taschentuch die Hände abwischte.
    Schwitzige Hände , dachte sie.
    »Ich bin Geschäftsfrau, Mr Sands, keine Mörderin.« Kestra beendete schließlich die Betrachtung des teuren Kunstwerks und warf ihren langen weißen Zopf gewohnt schwungvoll zurück. »Und ich bin nicht hier, um über zukünftige Projekte zu sprechen. Das tun wir zu meinen Bedingungen, an einem Ort und zu einer Zeit, die ich aussuche.« Sie lächelte sanft und ging mit geübter Anmut über den dicken Teppich, der den Fußboden der Dachwohnung bedeckte. »Wir sind hier, um das mit der Bezahlung über die Bühne zu bringen. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Sie fiel höflich ein, als er lachte und von dem Kaffeetisch aufstand, an dem er gesessen hatte. In ihrem schlichten Seidenkleid mit der einreihigen Perlenkette um den Hals sah sie sehr elegant aus. Doch als sie sich breitbeinig hinstellte und eine Hüfte vorschob, sah Sands die straffen Muskeln an ihren Waden und an den Oberschenkeln. Es bestand kein Zweifel daran, was sich hinter der femininen Ausstrahlung verbarg.«
    »Nun, Ms Irons, deshalb sind Sie schließlich hier«, stimmte er leutselig zu.
    Sands beugte sich vor, um eine kleine Schachtel auf den Glastisch zu stellen, und schob sie mit zwei Fingern zu ihr hinüber. Sie wartete, bis er sich wieder zurückgelehnt hatte, bevor sie den Deckel mit einem Finger hochhob und das Geld sah. Sie schloss ihn umgehend wieder.
    »Sie zählen es nicht?«, fragte Sands.
    Sie blickte unter ihren Wimpern, die genauso weiß waren wie ihr Haar, zu ihm auf und sah ihn mit ihren hellblauen Augen an.
    »Muss ich?«
    »Natürlich nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte sie gelassen.
    Sands lachte. »Machen Sie Witze? Jemand, der versuchen würde, Sie zu betrügen, muss verrückt sein.«
    »Deshalb muss ich es auch nicht zählen«, erwiderte sie und nahm die Schachtel, um sie in ihre Handtasche zu stecken. Dann schwang sie diese mit solcher Leichtigkeit über die Schulter, als ob nur ein Kamm und ein Lippenstift darin wären und nicht noch fast eine Viertelmillion Dollar in bar.
    »Wir rufen Sie wieder an«, sagte Sands höflich.
    »Davon gehe ich aus.«
    Sands stand auf, wischte sich die Handfläche an seinem Taschentuch ab und streckte ihr die Hand hin. Kestra lächelte höflich und ließ beide Hände auf dem Riemen der Handtasche liegen.
    Jim hatte sich immer beschwert, dass sie so einen unheimlichen sechsten Sinn hatte, und das machte ihn verrückt. Der Schauer, der ihr plötzlich das Rückgrat hinaufkroch und an ihrem Haaransatz kribbelte, hatte nie getrogen, wenn es darum ging, sie vor etwas zu warnen. Sie ging davon aus, dass ihr Unterbewusstsein Hinweise zusammenfügte, die ihr Bewusstsein nicht direkt wahrnahm.
    Sie senkte ihre dichten weißen Wimpern über die diamantblaue Iris ihrer Augen. Dann blickte sie sich erneut in dem Raum um, wie sie es getan hatte, seit sie die unbekannte Umgebung betreten hatte. Diesmal bemerkte sie auch die Bewegung im Flur hinter Sands.
    Sie seufzte tief und bedauernd und musterte ihn mit eiskaltem Blick. »Was immer Sie auch vorhaben«, zischte sie, »lassen Sie sich gesagt sein, dass es keine gute Idee ist.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, holte sie mit ihrer schweren Handtasche aus und schlug sie Sands gegen den Kopf. Er hatte mit so einem überraschenden Angriff nicht gerechnet und fiel um wie ein toter Baum im Winterwald.
    Kestra sprang aus ihren Stöckelschuhen und flitzte quer durch den Raum. Zur Tür hinauszustürzen wäre ein Fehler,

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