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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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automatisch den Reflex aus, dass er Luft holte. Er stöhnte, hustete mühsam und versuchte so schnell wie möglich hochzukommen. Seine Augen brannten. Wovon, das konnte er nicht sagen. Instinktiv griff er nach dem Kind des Vollstreckers und zog Leah an sich, doch er verlor das Gleichgewicht und sank zurück auf ein Knie. Blind strich er mit den Händen über den kleinen Körper seines Schützlings, während er sich zwang, ganz regelmäßig zu atmen. Er spürte, dass Leahs Pyjama heil war, genau wie ihre Haare und ihre Wimpern, die eigentlich hätten versengt sein müssen durch die unerklärlichen Flammen, die in den Raum hereingeschossen waren.
    Er war dankbar, als er feststellte, dass sie hauptsächlich erschrocken war, und er drückte sie fest an sich, wiegte und beruhigte sie, während er seine brennenden Augen rieb, um wieder klar sehen zu können. Er war eigentlich unempfindlich gegenüber Feuer, deshalb konnte er nicht verstehen, warum er sich fühlte, als hätte er sich verbrannt. Er hätte nicht gedacht, dass bei dem Ritual, mit dem er seine Gefährtin zu finden versuchte, irgendjemand verletzt werden könnte. Es war unfassbar. Er mühte sich immer noch mit unbeantworteten Fragen ab, während er in den Streifen aus Licht und Dunkelheit nach Corrine tastete.
    »Schsch, Leah, dir passiert nichts«, flüsterte er dem Kind beruhigend zu und schaffte es irgendwie, viel überzeugender zu klingen, als er sich fühlte. Plötzlich berührten seine Hände weiche Locken, seine Finger schoben sich in rote Strähnen, die deutlicher hervortraten, als er sich hinunterbeugte. Alles kam ihm so laut vor und tat ihm in den Ohren weh. Alles roch so streng und schmeckte so bitter. Doch es schien allmählich nachzulassen, als er schließlich die kühle, feuchte Haut von Corrines Gesicht berührte.
    Er hörte sie husten, und sie zuckte zusammen unter seiner Berührung.
    »Alles ist gut«, versicherte er ihr, und sie röchelte und schnappte nach Luft. Er zog sie blind an sich und hielt die beiden Frauen so in seinem schützenden Umfeld. Noah drehte den Kopf nach rechts, als ihm plötzlich etwas Wichtiges klar wurde.
    Sonnenlicht.
    Das war ohne Zweifel die Empfindung von Sonnenlicht. Besonders nach den Qualen, die sie gerade durchgestanden hatten, konnte es keinen anderen Grund für die deutlich zu spürende Lethargie geben, als dass helles Sonnenlicht auf sie herabschien.
    »Es ist Abenddämmerung«, sagte er laut. »Es ist Nacht!«
    Corrine versteifte sich, als ihr klar wurde, weshalb er über diesen Punkt im Widerstreit war.
    »Wir sind immer noch im Haus«, sagte sie leise und fuhr mit den Händen über den Boden um ihre Knie herum. Sie ertastete Dinge, die zu ihrem Allerheiligsten gehörten, dann fuhr sie mit ihren Fingern nach links zu Noah hin, und sie berührte einen dicken Teppich.
    Der Fußboden des Allerheiligsten unter den Kissen war nur poliertes Holz.
    Noah konnte keinen Moment länger so da knien. Er hob beide mit sich hoch, während er sich aufrichtete und sich breitbeinig hinstellte. Er schloss die Augen, um den Reflex zu unterdrücken, seine Umgebung zu untersuchen. Er nahm einen tiefen, befreienden Atemzug und versuchte die Energie zu aktivieren, die ihm höchste Konzentration erlaubte. Sie kam aus ihm heraus wie ein Netz, ein völlig anderes sensorisches Netzwerk, das die gesamte Umgebung bedeckte. Er spürte die reine Kraft der Sonne, die Lebensenergie von Tieren und eine große Bevölkerungsdichte von Menschen.
    Kane und Corrine lebten abgeschieden, und die nächsten Nachbarn waren zumeist Dämonen, und selbst die waren eine gute Meile entfernt. Zuerst fühlte es sich nicht anders an als sonst, wenn er mit fast sorgloser Leichtigkeit Dinge wahrnahm, doch die Information, die Noah erhielt, ergab keinen Sinn. Es fühlte sich an, als befände er sich am Rand einer Stadt. Einer Menschenstadt.
    In diesem Moment verband sich sein Sehvermögen endlich wieder mit den anderen Sinnen. Aber erst als sein Blick sich scharf stellte auf etwas, was vor ihm war, bemerkte er, dass er die Augen bereits geöffnet hatte.
    Ein großer, weiter Raum, der von der Wand bis zu den Fenstern mit Teppich ausgelegt war. Fenster, die auf eine riesige Stadt zeigten. Er brauchte nur einen kurzen Moment, um zu erkennen, dass es Chicago war.
    Und trotzdem …
    Als er den Kopf nach rechts wandte, war er noch immer in Corrines Allerheiligstem. Er blickte auf seine Füße hinab, um herauszufinden, was mit seinen Augen los war.
    An dieser Stelle

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