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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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bis jetzt aus dem Weg zu gehen, kleines Stachelschwein«, sagte er, und seine Stimme klang auf einmal leise und gefährlich. »Und zwar jeden Abend. Ich weiß, dass es dir irgendwie wehtut, wenn ich dich daran erinnere, aber es ist einfach so.«
    Es tat weh. Es brannte wie Zitronensaft in einem Schnitt mit dem Rasiermesser. Kestra knurrte verärgert, bis ihr Kopf zurückfiel und sie aufschrie. Sie mochte den Teil von sich nicht, der seinen Verführungskünsten erlag. Aber wenn es nur ein Traum war? Sie sollte doch bestimmen können, was einen angenehmen Traum ausmachte!
    Und weil sie diesen Traum nicht mochte, hasste sie ihn.
    »Einverstanden«, flüsterte sie heiser. »Kestra. Kestra Irons. Jetzt komm und such mich, du Mistkerl. Triff mich in der wirklichen Welt und finde heraus, wie weit es mit deinem bescheuerten Europäercharme her ist. Ich schwöre dir, wenn du mich jemals zu Gesicht bekommst, wirst du es bitter bereuen!«
    Sie holte aus, um ihm eine runterzuhauen. Doch die offene Hand verwandelte sich im letzten Moment in eine Faust, die sein Kinn traf.
    Vor dieser Nacht war immer alles so träumerisch und flüchtig gewesen, so unwiderstehlich süß und sanft. Der Schlag war unglaublich befreiend und unerwartet schmerzhaft. Sie trat zurück und fluchte laut, weil ihre zerschrammten Fingerknöchel brannten wie Feuer.
    Sie hörte ihn ebenfalls fluchen. Dann spie er aus. Sie fühlte, wie sein verschwommenes Bild sie ansah, und sie war schockiert, als er leise lachte.
    »Verdammtes kleines Miststück«, schalt er sie.
    Sie hatte überraschend eine Lektion bekommen, wie stark ihr Phantomfeind wirklich war. Er packte sie an beiden Armen und riss sie hoch. Er fand ihren unwilligen Mund mit geradezu lächerlicher Präzision. Sie war erschrocken, als sie bemerkte, dass ihre Fantasie ihr sogar den Geschmack seines Bluts vermittelte, als er sie besitzergreifend und entschlossen küsste. Wäre er real gewesen, hätte er die Macht gehabt, ihr sein Brandzeichen aufzudrücken, die Fähigkeit, sie als sein Eigentum zu markieren.
    Nur seins.
    Auf einmal war der Geruch nach Zuckerwatte weg, als wäre er von einem Luftstrom aufgesogen worden, und Noah öffnete überrascht die Augen. Er fand sich dabei wieder, wie er in zwei große grüne Augen starrte, die von einer Locke aus zimtbraunem Haar geteilt wurden. Haare, die er auf seinen Lippen spürte und die zwischen seinen und ihren Lippen eingeklemmt waren.
    Noah würgte, stieß Corrine erschrocken weg und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, während er sich hektisch im Raum nach ihrem eifersüchtigen Mann umsah.
    »Noah, es ist in Ordnung«, sagte sie schnell und besänftigend. »Das kann passieren. Wenn ich den Geist der Druidin annehme, die du suchst, dann ergreife ich, soweit es deine Seele betrifft, vollständig Besitz davon.«
    »Corrine …«
    »Noah, hör zu. Es ist bloß eine Nebenwirkung dieses Prozesses. Das war nicht ich in dem Raum mit dir. Ich bin ein Medium. Ein Kanal. Ich überbringe nur die Botschaft. Ich habe keinen Anteil daran, wie sie überbracht …«, sie lächelte beschwichtigend, als sie ihre Hand nach seiner blutigen Lippe ausstreckte, »oder angenommen wird.«
    Sie drehte ihre Hand um und schüttelte die Finger, von denen einer ungewöhnlich weit abstand.
    »Corrine«, sagte Noah mit entgeisterter Miene, »du hast dir den Finger gebrochen.«
    »Im Grunde war es Kestra, als sie sich mich ausgeliehen hat, um dir eine zu verpassen. Und ich glaube, es ist nicht nur der Finger«, gestand sie und berührte vorsichtig die Knochen ihres Handrückens, die bereits anschwollen. »Noah, war sie schon immer so temperamentvoll? So wütend?«
    »Sagen wir mal«, gestand er, »dass das eine besondere Vorstellung war. Was uns an Worten fehlt, vermittelt sie gern durch Körpersprache.«
    »Du hättest mich vorwarnen sollen, dass sie so …«
    »Eigensinnig ist?« Noah warf ihr ein schiefes Lächeln zu. »Ich betrachte es als eine ihrer charmanten Eigenschaften. Ich habe es schätzen gelernt.«
    »Der Unterschied ist, dass sie nicht glaubt, dass du wirklich eines Tages vor ihrer Tür stehst. Aber du weißt es besser. Vielleicht solltest du die Sache erst einmal mit Magdelegna besprechen. Deine Schwester scheint Geschick im Umgang mit unwilligen Menschen zu haben.«
    »Vielleicht.«
    Es entging Corrine nicht, dass der Dämonenkönig diesen Teil der Reise in unbekannte Gewässer reizvoll fand.
    Diese Dämonen haben schon etwas Besonderes an sich , dachte

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