Schattenwandler: Adam (German Edition)
seinem Körper schlugen Alarm, als wären es einzeln ertönende Hupen. Der Wasserdämon flog, so schnell er konnte, zur Erde zurück, und seine Gestalt wandelte sich von Nebel zu Fleisch, wie wenn ein Vorhang aufging, um einen Zaubertrick zu enthüllen. Allerdings lag keine Anmut darin, und es gab auch keinen Zauberkünstler. Er war gezwungen, sich auf ein Knie zu stützen, als er gegen etwas in seinem Inneren ankämpfen musste.
Und weil es ihn durchfuhr, durchfuhr es sie ebenfalls. Wenn auch bestimmt nicht mit solcher Macht. Ihr Vorteil war, dass sie so vertraut war mit ihrem Feind.
Sie stand plötzlich vor ihm, nahm sein Gesicht in ihre Hände und legte seine Stirn an ihre Brust. Sie besänftigte ihn, indem sie ihm mit den Händen durch das Haar strich und ihm einen Augenblick gönnte, damit er sich sammeln konnte. Dann löste er sich wieder von ihr.
»Sie ist ganz in der Nähe. Innerhalb einer Meile«, sagte sie zu ihm. »Was du spürst, sind die Auswirkungen irgendeines Zaubers, mit dem sie den Vollstrecker abschütteln will, indem sie seine eigenen Kräfte gegen ihn wendet. Vielleicht war er für Jacob gedacht, für den Fall, dass er ihre Spur verfolgte.«
»Die Elemente des Zauberspruchs sind jedenfalls auf die Dinge in uns gerichtet, die mich und Jacob sowohl zu Brüdern als auch zu Vollstreckern machen«, sagte er knapp. »Ich habe seinerzeit so manchen Nekromanten bekämpft. Ich kenne ihre Tricks. Auch wenn ich gestehen muss, dass das hier etwas völlig anderes ist. Eine Dämonin, die einen mit einem Zauber belegt. Das ist so unnatürlich, dass man es kaum fassen kann.«
»Ja. Absolut. So unnatürlich wie Vampire, die jemanden beim Blutsaugen töten …«
»Und die das Blut von Schattenbewohnern trinken«, beendete er ihren Satz, als sie verstummte. »Doch während das eine gebrochene Tabu nur zu Leid und Elend geführt hat, hat das andere«, sagte er und blickte ihr in die Augen, »uns zusammengebracht. Es gibt keine gute Magie. Doch alles, was ich in der Verbindung zu dir sehe, ist gut.«
»Ich freue mich darauf, dich Valera vorzustellen«, sagte Jasmine, und ihre Lippen kräuselten sich belustigt. »Sie ist von Natur aus eine Hexe, die sich derzeit am Vampirhof aufhält, gemeinsam mit ihrem Gemahl, dem Schattenbewohner Sagan. Sie ist der lebende Beweis dafür, dass ein Mensch seine magischen Fähigkeiten auch auf positive Weise zum Einsatz bringen kann. Gut gemeinte Magie. Wir nennen es weiße Magie oder reine Magie. Es ist wirklich beeindruckend.«
Adam seufzte tief und lehnte wieder den Kopf gegen sie. Mit ihr zu sprechen dämpfte sein Unbehagen.
Die Welt hat sich so verändert , dachte er erschöpft.
»Lass dich davon nicht übermannen. Du hast kaum die Oberfläche der Veränderungen angekratzt, die du noch erleben wirst, und du darfst jetzt nicht verzweifeln. Und für jeden schlechten Geschmack, der deine neugierige Zunge erwartet, wird es einen guten geben, das verspreche ich dir.«
Jasmine spürte das schelmische Lächeln, zu dem er die Lippen verzog. Er hob den Kopf und versuchte erst gar nicht, ein Grinsen zu unterdrücken. »Los. Schauen wir, dass wir es hinter uns bringen.«
»Überstürzt wie immer, Jasmine?«
Jasmine drehte den Kopf, um den Vampir anzuschauen, der ihren intimen Dialog mit Adam störte. Irgendwo in ihrem Hinterkopf hatte sie gespürt, dass Damien näher kam, doch sie war mehr auf Adam und dessen Bedürfnisse konzentriert gewesen. Sie war nicht so dumm, Damiens Bedeutung bei der bevorstehenden Konfrontation zu unterschätzen. Sie wollte eine erfolgreiche Vergeltung und keine private. Aus diesem Grund war sie so erpicht darauf gewesen, Adam an ihrer Seite zu haben. Doch Damien hatte einen viel kühleren Kopf und kannte den Gegner weit besser als Adam. Sie hatte ein bisschen mit Adams Arroganz und seinem Selbstvertrauen gespielt, damit er sich auf ihre Denkweise einstellte.
Ein Trick, auf den ich kein zweites Mal hereinfalle, dachte er mahnend.
Das Lächeln, das sie ihm zuwarf, zeigte genauso wenig Reue wie das, mit dem sie Damien bedachte.
»Soll das etwa heißen, ich hätte mein Handeln nicht genau überdacht? Ich versichere dir, Damien, ich habe kaum etwas anderes getan.« Sie hob eine Braue, als sie sowohl Syreena als auch Valera, die Hexe, und Sagan, den früheren Bußpriester der Schattenbewohner, an Damiens Seite sah. Sagan hatte diesen Beruf aufgegeben, um bei seiner Gemahlin zu sein und sie zu beschützen. Er war ein Kämpfer mit unvergleichlichen
Weitere Kostenlose Bücher