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Schattenwandler: Kane (German Edition)

Schattenwandler: Kane (German Edition)

Titel: Schattenwandler: Kane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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genannt. Zwischen Dämonen kam es nur sehr selten vor, doch Kane kannte die alten Überlieferungen über diese sagenhafte Verbindung sehr gut. Alle Dämonen kannten sie, denn jeder von ihnen sehnte sich nach dieser Erfahrung, genau wie die Menschen sich nach der wahren Liebe und nach einem Seelenverwandten sehnten.
    Kane fuhr sich mit der Hand durch sein ebenholzschwarzes feuchtes Haar. Die unordentlichen schweißnassen Locken klebten an seinen Fingern und blieben darin hängen – wie ein Sinnbild für die tiefen Schuldgefühle, die ihn nicht mehr loslassen wollten. Die Prägung war ein erhabenes Ereignis, die großartigste Verbindung zwischen zwei sich ergänzenden Seelen. Von der ersten Berührung an tauschte das betreffende Paar sein innerstes Wesen. Bei Dämonen entstand so normalerweise ein emotionaler und geistiger Bund. Bei Kane und Corrine dagegen war die körperliche Verbindung viel stärker. Von nun an musste er für sie sorgen, sie beschützen und ihr Kraft geben. Das war sein Recht und seine Pflicht. Das Schicksal hatte sie ihm zur Gefährtin gegeben, und er …
    Er hätte sie fast zerstört, sie fast in den Tod getrieben. Ein unerträglicher Gedanke, der ihm kalte Schauer über den Rücken jagte und ihm den Magen umdrehte. Doch Kane war dankbar für dieses übermächtige Gefühl der Schuld, denn es milderte zumindest ein wenig die verzehrenden Auswirkungen des Samhainmondes, die sein Blut zum Kochen brachten.
    Nichts konnte ein aufeinander geprägtes Paar in einer Samhainnacht trennen, denn ihre Kräfte trieben sie zueinander hin und weckten die unbändige Lust, sich zu vereinen.
    Doch seine Gefährtin lag bewusstlos auf dem Bett und war unerreichbar für ihn. Er durfte sie nicht berühren, aber auch nicht von ihrer Seite weichen. Er musste bei ihr sein, denn einzig seine Energie konnte sie aus dem Zwischenreich zwischen Leben und Tod zurückholen. Gleichzeitig tobte in seinem Kopf der Wahnsinn des Mondes, und er musste alle ihm verbliebene Selbstdisziplin aufbringen, um der hilflosen, schwachen Frau nicht etwas Unaussprechliches anzutun.
    Das ist die wahre Hölle, dachte Kane bei sich.
    Jacob stand im Flur und beobachtete seinen Bruder angespannt. Er hielt sich so weit wie möglich entfernt, damit seine Gedanken seine Gegenwart nicht verrieten – und seine großen Sorgen. Vor Kurzem war er die Prägung mit Corinnes blutsverwandter Schwester Isabella eingegangen, und er konnte nur zu gut nachvollziehen, welcher Aufruhr in seinem Bruder tobte. Dass er beharrlich bei ihr saß, bewies Kanes Stärke und wie gut er seinen Geist unter Kontrolle hatte. Jacobs Element war die Erde, er hatte keinerlei Zugang zu den Gedanken oder Gefühlen anderer, wie Kane als Geistdämon, doch er kannte das lustvolle Begehren im Duft einer warmblütigen Kreatur. Nicht mehr lange, und der Samhainmond würde seinem Bruder jegliche Selbstbeherrschung rauben – und auch ihn selbst würde das Mondlicht bald gierig in Bellas wartende Arme treiben.
    „Er wird es nicht schaffen“, sagte er leise zu seinem Begleiter.
    „Nein“, stimmte Dämonenkönig Noah grimmig zu. „Er ist noch viel zu jung.“
    „Ich bin älter und mächtiger als er, und selbst ich kann mir nicht vorstellen, heute Nacht von Isabella zu lassen, auch wenn sie mit dem Tod ringen würde“, verteidigte Jacob knurrend seinen Bruder. Der Vollstrecker gestand sich diese Tatsache nur ungern ein, doch sie entsprach der Wahrheit. Für jeden anständigen Mann war es eine abstoßende Vorstellung, sich einer Gefährtin, die verletzt oder krank war, sexuell zu nähern, doch Dämonen hatten eine Bestie in sich, die unter bestimmten Bedingungen hervorbrach und dann völlig entfesselt wütete. Starke Gefühle wie Lust, Wut, Besitzgier oder Beschützerinstinkte weckten diese Bestie, und an Samhain und Beltane war sie besonders stark.
    „Ach, süßes Schicksal“, fluchte der König flüsternd. „Es ist doch ein Armutszeugnis für uns, dass wir die Erfüllung eines natürlichen Drangs als Vergewaltigung betrachten!“
    „Stimmt, aber dieser Drang sollte auf Gegenseitigkeit beruhen, und zwischen zwei Unsterblichen sollte dieser Trieb eigentlich so stark sein, dass Widrigkeiten wie Krankheiten ihn nicht beeinträchtigen. Doch diese Forderung lässt außer Acht, dass ein Gefährte möglicherweise nicht bereit ist zur Paarung, und es spricht uns quasi jegliche bewusste Selbstkontrolle ab.“
    Noah wusste dies alles und quittierte Jacobs Rede mit einem Seufzen. Der

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