Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
Vom Netzwerk:
scheußlich ähnlich.
    Das goldene Licht flackerte für einen winzigen Moment, aber es reichte aus, um sie wachzurütteln. Ihr Geist wurde wieder klar. Er widersetzte sich dem strömenden Fluss, der sie so gern mitreißen wollte, und sie konzentrierte sich.
    Eine unsichtbare Kette legte sich um sie, umfing sie tröstlich und drängte den Wunsch hierzubleiben zurück. Flehende Wortfetzen flatterten an ihr Ohr und sprachen weiter, immer verlangender, fordernder.
    Der dunkle Klang dieser Stimme kam ihr unerwartet vertraut vor und sie grübelte darüber nach, ob sie der Bitte dieser Stimme gehorchen und ihr hinaus in die weite Welt folgen sollte. Sie fragte sich, ob es sich lohnen würde.
    Und dann bildete sich aus dem aufsteigenden goldenen Nebel ein verschleiertes Bild.
    Ein kleines Mädchen. Mit schwarzen, langen Haaren und fröhlichen Augen.
    Sie wusste, dass sie dieses Mädchen liebte. Wenn nichts anderes einen Sinn machen würde – sie schon. Sie konnte sie nicht alleine lassen.
    Als der Schlag dieser Erkenntnis sie traf, wallte ein Schmerz in ihr auf, der sie zu einem stummen Schrei verlockte. Mit brutaler Härte kehrte sie in ihren Körper zurück.
    Drei verschwommene Gesichter hingen über ihr.
    „Sie ist zurück.“ Erleichterung schwang in Caydens Worten mit. Er war äußerlich so schwach im Vergleich zu dem, was sie in seinem Inneren gesehen hatte.
    Doch nun war sie zurück, im Hier und Jetzt.
    Sie atmete bebend ein und entspannte nach und nach jeden Muskel ihres schmerzhaft verkrampften Körpers. Ihre Sicht wurde allmählich schärfer und erlaubte ihr einen Blick auf die Mienen der Vampire, die in einem engen Kreis um sie herum knieten.
    Dwight starrte sie widerwillig an. Die Ablehnung in seinen Augen war verschwunden.
    „Hoppla“, murmelte sie und ihr Hals krächzte unangenehm.
    „Hier.“ Er reichte ihr ein Glas Wasser. „Trink das. Das wird dir gut tun.“
    „Danke, Dwight.“
    Mit zittrigen Fingern nahm sie ihm das Glas aus der Hand und nippte daran, ehe sie es in vorsichtigen Zügen bis zur Hälfte leerte.
    Sie stellte es auf dem nackten Boden ab. Das Klacken hallte unnatürlich laut in ihren Ohren wieder. In diesem Moment erst registrierte sie, dass Reagan der dritte anwesende Vampir war, und sie hielt in ihrer Bewegung inne.
    Seine Miene verriet nichts von seinen Gefühlen und selbst ihre nach diesem Experiment so geschärften Sinne konnten keine Regung ertasten.
    Er verbarg sich vor ihr, so wie er es meistens tat, außer in den wenigen Momenten, in denen er sich ihr geöffnet hatte, um sie für seine Gemeinschaft zu gewinnen.
    Sie wandte ihren Blick ab und betrachtete statt Reagan verlegen das undurchsichtige Antlitz ihres Lehrmeisters.
    „Das war so nicht beabsichtigt …“, murmelte sie entschuldigend und fuhr sich durch die Haare. Beißende Enttäuschung über ihre eigene Schwäche nagte an ihr.
    Sie hatte immer geglaubt, sie sei stark und würde sich allen Verlockungen widersetzen können. Sie hatte Dwights Warnung ernst genommen, sogar darüber nachgedacht, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schwach sein würde, dass sie es tatsächlich in Erwägung gezogen hatte, sich einfach im Nirgendwo zu verlieren.
    Zu ihrer Überraschung winkte Dwight ab. Seine Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. Es wirkte aufgesetzt, finster und war immer noch von einem Hauch Bösartigkeit umspielt, aber es war das erste Lächeln, bei dem sie sich nicht vor ihm fürchtete.
    „Du brauchst dich nicht selbst zu verurteilen, Menschenfrau. Die Lebensenergie eines Shadowfall-Kriegers ist nicht mit der eines normalen Vampirs zu vergleichen. Sie ist um ein Vielfaches kraftvoller. Jeder andere wäre sofort untergegangen. Aber du hast dich tapfer geschlagen. Du hastihm lange standgehalten und hast es mit unserer Hilfe sogar geschafft, zurückzukehren.“
    Daphne stieß hörbar den Atem aus.
    „Das heißt … das heißt, das war nur eine Prüfung? Ihr wolltet mich prüfen?“, stammelte sie und ihr Blick huschte zu Cayden.
    „Nein. Das war nicht mit mir abgesprochen. Das war blanker Wahnsinn“, warf Reagan scharf ein, seine Stimmte bebte und mit einem Blick voll loderndem Zorn bedachte er sowohl Dwight als auch Cayden.
    „Du solltest sie unterrichten und sie nicht solch einer Gefahr aussetzen!“
    Dwight blieb ruhig und betrachtete seinen Anführer nachdenklich.
    „Ich musste wissen, wie belastbar sie ist. Die Idee, es mit ihr und Cayden zu versuchen, kam mir spontan. Jetzt haben wir das

Weitere Kostenlose Bücher