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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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dürfen bei diesem Experiment so wenig äußere Einflüsse wie möglich auf ihn wirken. Selbst meine Anwesenheit ist schon ein zu starker Reiz. Deswegen werde ich mich selbst ein paar Schritte zurückziehen.“
    „Wie Sie möchten, Professor. Den Raum verlassen kann ich allerdings nicht. Das würde nun wirklich strikt gegen jede Anordnung verstoßen, die ich erhalten habe.“
    Er winkte ab.
    „Das müssen Sie auch gar nicht. Der Raum ist groß genug. Und löschen Sie die Neonröhren bis auf eine einzige … Oh, psst, sehen Sie! Er wacht auf! Schnell, ziehen Sie sich zurück, bevor er Sie sieht!“
    Sie gehorchte augenblicklich und rannte mit wehendem Kittel von ihm fort.
    Smith wich zwei, drei Meter zurück, bis er mit dem Rücken an die geflieste Wand stieß. Das Hauptlicht ging aus und er wurde in dem Schatten des Schrankes, neben dem er stand, fast unsichtbar.
    Die Gestalt auf der Liege gab ein ersticktes Stöhnen von sich und zuckte heftig. Vermutlich verursachte das Betäubungsmittel Muskelkrämpfe, wie es auch bei anderen Narkosemitteln der Fall war. Und vermutlich war die Dosierung sehr hoch. Eine normale Dosis würde bei diesen Dingern niemals ausreichen.
    Siedend heiß fiel ihm plötzlich ein, dass er vergessen hatte, nach dem Namen des Vampirs zu fragen. Das hätte er unbedingt tun müssen, wenn sein Unterfangen gelingen sollte.
    Jetzt war es zu spät dafür.
    Der Atem des mysteriösen Wesens ging nun stoßweise und seine Augenlider flackerten. Man konnte erkennen, dass die Augen darunter wild umherzuckten.
    Das Stöhnen verwandelte sich allmählich in ein unkontrolliertes Gezische, in das sich ein drohendes Knurren mischte.
    Vielleicht hatten Niamh und Jones doch Recht – das Knurren klang bösartig und gefährlich. Brutal. Animalisch.
    Mit einem Mal riss der Vampir die Augen auf und warf seinen Kopf hin und her. Deutlich zeichneten sich die Muskelstränge auf seinem sehnigen Körper ab. Er musste ungeheure Kräfte haben, selbst wenn er eigentlich geradezu schmächtig wirkte.
    Darauf bedacht, langsame und vorsichtige Bewegungen zu machen, schritt Smith aus dem Halbdunkeln auf den Vampir zu.
    „Willkommen zurück im Reich der Lebenden“, sprach der Professor mit gedämpfter Stimme, um zu verhindern, dass seine junge Kollegin sein Gespräch mit dem Vampir belauschen konnte.
    Der Angesprochene fauchte ihn zur Antwort an. Er wirkte gehetzt und blickte sich immer wieder wie gejagt im Raum um. Und er hatte Angst.
    „Fürchten Sie sich nicht. Ihnen geschieht nichts. Mögen Sie mir vielleicht Ihren Namen verraten?“
    Die stechenden Augen des Vampirs ruhten für einen winzigen Augenblick auf ihm, und Smiths Inneres zog sich unter diesem Blickzusammen. Wieder verspürte er die bizarre Empfindung, diese Augen könnten bis tief in seine Seele schauen.
    „Lüg mich nicht an. Ich weiß ganz genau, wo ich hier bin“, presste der Vampir keuchend hervor und warf den Kopf zurück, als ein erneuter Krampf seinen Körper schüttelte. Schweiß rann ihm über seine Schläfen und tropfte auf den nackten, kalten Stahl der Liege.
    Smith hielt den Atem an, als er sich noch näher heranwagte. Er spürte den misstrauischen Blick der jungen Frau im Nacken, doch darauf konnte er keine Rücksicht mehr nehmen.
    „Ich helfe Ihnen. Ich verspreche es. Ich helfe Ihnen, zu fliehen, wenn Sie mir eine Frage beantworten.“
    Der Vampir hörte auf zu zucken und atmete schwer. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    „Du willst mir helfen zu fliehen?“ Er lachte, es klang böse in Smiths Ohren. In Wahrheit war es einfach nur Bitterkeit.
    „Wie kann ich mich auf das Versprechen eines Solems verlassen?“
    Smith blinzelte irritiert. Er wusste nicht, wer oder was Solems waren, aber augenscheinlich vertraute der Vampir ihm nicht.
    „Hören Sie. Ich weiß nicht, wen Sie damit meinen, aber ich schwöre Ihnen, dass ich Ihnen zur Flucht verhelfen werde. Wenn Sie mir diese eine Frage beantworten. Und mich nicht töten, wenn ich Ihnen die Fesseln löse“, fügte er hastig hinzu.
    Der Vampir musterte ihn argwöhnisch. Sein Atem beruhigt sich allmählich.
    „Und wie soll ich hier rauskommen?“ Er wollte die Augen offenbar drohend zusammenkneifen, doch die Angst, die ihn umklammerte, nahm überhand und die Geste gelang ihm nicht.
    Er wollte hier raus. Egal wie und um welchen Preis.
    „Es gibt einen Notausgang. Er ist wahrscheinlich mit Infrarotstrahlen gesichert, doch Sie werden lange fort sein, wenn die Wachleute hier eintreffen. Ich werde

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