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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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Wissen über die Ausprägung ihrer Gabe. Das war notwendig, sonst wäre jede Aufgabe, vor die du sie gestellt hättest, ein unsicheres Unterfangen gewesen, bei dem man nie hätte abschätzen können, ob sie es aushalten wird oder nicht. Nun aber haben wir Gewissheit. Du kannst stolz auf sie sein, Reagan. Für Jerome jedenfalls ist sie bereit.“
    In einer für Daphnes Augen nicht nachvollziehbaren Bewegung sprang er vom Boden auf und rauschte durch die Tür nach draußen.
    Befangen starrte sie auf den Fleck, auf dem er vor wenigen Sekundenbruchteilen noch gesessen hatte. Unbehaglich kämpfte sie sich auf die Beine und klopfte sich den nicht vorhandenen Staub von der Jeans. Jetzt, da ihre Übungsstunde vorbei war, wollte sie keine Sekunde länger in Dwights bedrückendem Reich sein.
    Auch Reagan und Cayden erhoben sich – in solch einer geschmeidigen Anmut, dass ihr der Atem stockte.
    Der Anführer ging an ihr vorbei und öffnete die Tür. Das einfallende Licht erhellte den Raum überraschenderweise nicht. Es war, als würden die Lichtstrahlen durch irgendeinen merkwürdigen Zauber an der Türschwelle gebrochen und in eine andere Richtung abgelenkt werden.
    „Kommst du bitte mit, Daphne? Ich denke, wir sollten uns über das Ergebnis deiner Prüfung unterhalten und darüber, wie wir fortfahren.“
    Sie zog misstrauisch die Stirn in Falten, sie wusste, dass Reagan keinen Widerspruch dulden würde. Seufzend drehte sie sich um und schlang ihre Arme um Cayden, der dicht hinter ihr gestanden hatte.
    „Danke“, flüsterte sie und drückte ihr Gesicht an seine Schulter.
    Zwischen ihnen war eine Vertrautheit entstanden, die sie zu dieser Geste bewegt hatte. Zwischen ihnen existierte nun mehr als reine Sympathie. Sie waren sich einander viel näher gewesen als Daphne jemals zuvor einem fremden Menschen gekommen war. Für diese Erfahrung, die ihr ein wenig von dem verlorenen Vertrauen in andere zurückgegeben hatte, war sie mehr als dankbar.
    Cayden legte seine Arme um ihre Hüften und hob ihr Kinn an. In seinem Blick lag der für ihn so typische Schalk, doch etwas anderes war hinzugekommen. Etwas, was vorher nicht da gewesen war. Eine tiefe Zuneigung.
    „Ich muss dir danken“, flüsterte er weich.
    Sie konnte Reagans stahlharten Blick auf sich fühlen, ehe sie sein ungeduldiges Knurren vernahm. Bedauernd löste sie sich von dem blonden Vampir und deutete ein Lächeln an, als er mit einem genervten Augenrollen auf Reagans gereizte Stimmung reagierte.
    Daphne musste große Schritte machen, um mit dem raschen Tempo des schwarzhaarigen Kriegers mithalten zu können. Er führte sie zu seinem Appartement und riss die Tür unsanft auf. Ihr wäre es lieber gewesen, sie hätten das, was sie miteinander zu bereden hatten, an einem neutraleren Ort besprochen. Sie trat zögernd ein und blieb stehen, nachdem sie die Tür sachte hinter sich geschlossen hatte.
    Und plötzlich spürte sie, dass in Reagan eine immense Wut wuchs und kurz davor stand, sich zu entladen. Sie konnte es an seinen geballten Fäusten, seinem angespannten Körper und den zuckenden Gesichtsmuskeln ablesen, dafür benötigte sie nicht einmal ihre empathischen Fähigkeiten. Seine schwarzen Haare hingen ihm in der Stirn und gaben ihm einmal mehr das animalische Aussehen eines gefährlichen, wilden Raubtieres, das einem das Fürchten lehren konnte.
    Sie hielt den Atem an. Wenn sie jetzt auch nur ein Wort von sich gab, würde er explodieren, das wusste sie. Sie kannte nur den Grund für seinen Groll nicht.
    „Ich hab dich nicht hierher gebeten, damit du hier der Reihe nach jedem den Kopf verdrehst“, sprach er schließlich kalt, mühsam beherrscht, und kniff die Augen zusammen, die verdächtig leuchteten.
    „Bitte?“, entfuhr es ihr verblüfft und sie starrte den bebenden Vampir an, als hätte sie sich verhört. „Das meinst du doch nicht ernst, oder?“
    „Und ob ich das ernst meine!“ Er erhob seine Stimme zu einem Brüllen und tigerte mit schweren, stapfenden Schritten im Zimmer auf und ab.
    „Wir haben Wichtigeres zu tun, worauf wir uns konzentrieren müssen als auf eine verdammte Menschenfrau! Ich will nicht sehen, dass du meine Brüder weiterhin von ihren Pflichten ablenkst. Sieh sie dir doch an. Selbst Dwight war eben plötzlich wie ausgewechselt. Von Cayden ganz zu schweigen. Ich fasse es nicht, dass du deinen Platz bei uns dermaßen ausnutzt. Ich hätte wissen müssen, dass ihr Menschen alle gleich seid!“ Seine Worte trieften vor Verachtung und etwas,

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