Schattenwende
anderes übrig als wie ein Stein zu schlafen“, antwortete sie, was das Strahlen der Rothaarigen nur noch heller leuchten ließ.
Sie fasste nach Daphnes Hand und zog sie mit sich.
„Du hast sicher Hunger, oder? Magst du einen Kaffee? Tee? Brötchen?
Lieber etwas anderes?“
„Ein Kaffee wäre toll.“ Daphne warf ihr einen dankbaren Blick zu, während Ria einen weiteren Becher aus dem Regal zog und die heiße, fast schwarze Flüssigkeit hineingoss.
Reagan, Damir und Dwight standen um den Esstisch herum. Eine Straßenkarte und mehrere Grundrisszeichnungen, die Daphne aus der Entfernung nur undeutlich erkennen konnte, waren auf dem Holz ausgebreitet. Die drei Vampire berieten sich murmelnd, doch eine gewisse Spannung lag zwischen ihnen.
Cayden trat an ihre Seite und legte einen Arm um ihre Hüfte. Er zog sie an sich und berührte ihr Bewusstsein mit seinem. Zögernd, um Erlaubnis fragend, und warm. Diese Wärme war eine Seite an ihm, die sie erstaunte und entzückte. Er war von Anfang an freundlich und ehrlich zu ihr gewesen, doch seit dem gestrigen Tage war ihre Beziehung auf eine höhere Ebene gestiegen.
Sie gewährte ihm Einlass.
„Haben wir dich geweckt, Kleines?“
„Ihr wart das? Ich dachte schon, ein Rudel Wölfe hätte sich in mein Zimmer verirrt.“
Sein Lachen summte in ihrem Kopf.
„Wäre dir ein Rudel Wölfe denn lieber als ein Rudel blutrünstiger
Vampire?“
„Sie sind zumindest viel hübscher als ihr“ , neckte sie ihn.
„Aber im Gegensatz zu uns würden sie nicht zögern, dich zu fressen.
Wobei du bestimmt gut schmeckst. Du riechst auf jeden Fall ziemlich süß.“
Er vergrub seine Nase in ihrem Haar. Sie unterdrückte ein Schmunzeln, denn Reagans Miene offenbarte, dass sich ein Gewitter in ihm zusammenbraute. Vielleicht konnte er ihren Gedankenaustausch sogar spüren. Sie wusste nicht, wie weit seine Fähigkeiten gingen und was er konnte. Darüber hatte er nie mit ihr gesprochen.
„Was war denn los?“
„Damir hat einen Anruf von einem zivilen Vampir erhalten. Die Organisation hatte ihn gefangen genommen. Leider ist sein Erinnerungsvermögen durch das Betäubungsmittel, das sie ihm verabreicht haben, ziemlich schwammig und unzuverlässig, aber immerhin konnte er Damir die genaue Adresse des Stützpunktes mitteilen.“
Daphne hob abrupt den Kopf und schaute den blonden Vampir fassungslos an.
„Die genaue Adresse? Das ist nicht dein Ernst, oder? Wie konnten sie denn so schlampig sein und ihn fliehen lassen? Löschen sie sonst nicht immer das Kurzzeitgedächtnis?“
Ihr war zwar schleierhaft, wie das funktionieren konnte, aber Darraghs Bericht aus London zufolge hatten die Solems eine spezielle Technik dafür entwickelt, mit der sie direkt die dafür vorgesehenen Gehirnbereiche manipulieren konnten.
„In der Regel tun sie das. Aber ihn haben sie laufen lassen. Er wurde frei gelassen, Daphne.“
„Das riecht mir stark nach einer Falle“, murmelte sie halblaut. Damir drehte sich zu ihr um und nickte.
„Daran haben wir auch schon gedacht. Es kann gut sein, dass sie uns an diesen Punkt locken wollen, um dort irgendein Attentat auf uns zu verüben.“
Sie nippte nachdenklich an ihrem Becher. Der heiße Kaffee floss angenehm durch ihren Körper und wärmte ihn von innen.
„Wenn sie ein Kurzzeitgedächtnis zerstören können, können sie es vielleicht auch verändern. Vielleicht haben sie ihm falsche Erinnerungen eingepflanzt.“
Dwights Blick bohrte sich in ihren und er zog spöttisch eine Augenbraue hoch.
„Dafür haben wir doch dich, Menschenfrau. Um so etwas zu kontrollieren, oder?“
„Ich glaube nicht, dass das nötig ist“, fuhr Reagan dazwischen. „Die Adresse, die der Vampir uns durchgegeben hat, ist nur wenige hundert Meter von der Disco entfernt, in der Jerome aufgetaucht ist, kurz nachdem er verschwunden war. Offiziell handelt es sich um ein Waffenlabor, das für das Militär arbeitet. Solche Orte kennen wir ja schon von den Solems. Damir hat sich in ihre Computer eingehackt und konnte die Personaldaten einsehen.“
Er schob die Karten zur Seite und beförderte einen Stapel Ausdrucke mit Fotos ans Tageslicht. Darunter standen die persönlichen Daten der Mitarbeiter.
„Ich habe dem Vampir, der sich bei uns gemeldet hat, die Daten per E-Mail zugeschickt, um zu sehen, ob er davon ein paar Gesichter wiedererkennt. Und siehe da.“
Er legte das oberste Foto auf den Tisch. Ria, Cayden und Daphne rückten näher und drängten sich zwischen die
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