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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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anderen.
    Prof. Robert Smith.
    Daphne kannte diesen Mann nicht und es fiel ihr schwer, in diesem unscheinbaren, fülligen Gesicht, die Äuglein hinter dicken Brillengläsern verborgen, eine hochgefährliche Person zu vermuten.
    „Warum hat er ihn frei gelassen?“, wollte sie wissen.
    Damir zuckte die Schultern. Ein unfreiwilliger Ausdruck von Ratlosigkeit erschien auf seinem attraktiven Gesicht.
    „Er muss offenbar verwirrt sein und brabbelte wohl etwas davon, dass er nicht länger seinen Verstand unterdrücken und sich stattdessen selbst ein Urteil bilden wolle. Irgend so etwas …“
    Dwight schnaubte abwertend. „Lüge“, knurrte er.
    Daphne warf ihm einen langen Blick zu.
    „Auch Menschen können ihre Fehler erkennen, Dwight. Vielleicht ist es zu spät, aber wenn hier der Fall vorliegt, dass er seine Taten – woraus auch immer sie bestehen mögen – bereut, dann hat er nicht das gleiche Ausmaß an Verachtung verdient wie die anderen, die auf ihrer Ignoranz beharren.“
    „Der Fettwanst bereut genauso wenig wie alle anderen. Das ist doch nur ein mieser Trick, mit dem sie uns endgültig aus dem Weg räumen wollen“, antwortete der Vampir hart.
    Niemand achtete auf Ria, die bedächtig den Fotostapel in die Hand genommen hatte und ein Bild nach dem anderen betrachtete.
    „Das ist sie. Seht her. Das ist keine Falle.“ Sie ließ ein Foto auf den Tisch fallen und blickte es mit merkwürdig leeren Augen an.
    Eine Frau mit langen blonden Haaren und edlen, etwas hochmütigen Gesichtszügen war darauf abgebildet. Sie wirkte warm und herzlich und weich, wären da nicht ihre Augen gewesen. Grau wie der Nebel beim Morgentau. Grau und hart. Die Augen einer Kämpferin.
    Sie waren fast wie Dwights.
    Dr. Niamh Seeberg.
    „Sie war es, von der ich geträumt habe. Erinnert ihr euch, als ich euch die Vision von dem gefangenen Vampir erzählt habe? Der zusammen mit seiner Freundin entführt wurde? Sie war da.“
    Dwight lächelte. Es wirkte erschreckend berechnend und Daphne wich instinktiv einen Schritt zurück, bis Caydens starker Arm sie festhielt.
    „Heute Nacht ist sie mein“, wisperte Dwight in kalter Vorfreude.
    „Heute Nacht sind sie alle dein, Dwight“, fügte Reagan grimmig hinzu. „Heute Nacht sind sie alle unser.“
    „Heute Nacht wird die letzte Solem-Station der Staaten zu Staub und Asche zerfallen“, schloss Damir.
    Daphne umklammerte Caydens Arm.
    „Ich weiß, wie sehr ihr eure Rache braucht. Und ich weiß auch, dass ihr euer Volk schützen müsst. Aber bitte verschont Robert Smith. Vielleicht hat er sich wirklich rechtzeitig von diesem Weg abgewandt!“
    Der blonde Vampir zögerte sichtlich. Sie spürte, dass er ihre Bitte abschlagen wollte, denn wer wusste schon, wie viele Leben dieser Solem auf dem Gewissen hatte. Offiziell gab es unter den zivilen Vampiren zwar schon lange keine Toten mehr, dank des Vertrags, doch wie in der menschlichen Gesellschaft gab es auch hier Streuner, Alleinstehende, Obdachlose, Reisende. Vampire, die keine Familie hatten und die niemand vermissen würde.
    Wer wusste schon, wie viele Vampire ohne das Wissen der Gemeinschaft durch die Hand der Organisation zu Tode gekommen waren?
    Aber Cayden mochte Daphne und wollte aus diesem Grund wenigstens versuchen, ihrer Bitte nachzukommen und Robert Smith zumindest erst einmal genauer unter die Lupe nehmen, ehe er oder einer der anderen ihn umbrachte.
    „Ich versuche es.“
    „Danke.“
    Sie ließ seinen Arm los und er wandte sich seinen Brüdern zu.
    „Heute Nacht soll es also soweit sein. Welche Variante nehmen wir?“
    „Mir wäre die persönliche lieber, aber bei einem offiziellen Militärgebäude wäre das Aufsehen zu groß. Wir nehmen die saubere“, entschied ihr Anführer.
    „Wartet … Was bedeutet bei euch sauber ?“, erkundigte Daphne sich misstrauisch.
    „Es bedeutet jede Menge Sprengstoff.“ Reagan lächelte. Es war nicht das Lächeln, mit dem er es geschafft hatte, ihr Herz höher schlagen zu lassen.
    „Ihr wollt das Gebäude in die Luft sprengen?“
    Der Vampir nickte gleichgültig.
    „Aber was ist, wenn sie Gefangene haben? Die könnt ihr doch nicht einfach ihrem Schicksal ausliefern“, protestierte sie.
    Die Krieger tauschten Blicke untereinander aus.
    Kollateralschäden.
    „Hör zu, Daphne“, sagte Damir leise und sanft. „Es ist zu gefährlich, etwas anderes zu versuchen. Sie werden Wachen aufgestellt haben, die durchaus ein Risiko für uns bedeuten, denn ihre Waffen enthalten giftige Substanzen.

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