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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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vollzog jeden Befehl, den er ihm gab, nur schwerfällig. Der Druck auf seiner Brust wurde zunehmend stärker und nahm ihm die Luft zum Atmen. Seine Augen brannten heiß und irgendetwas nahm ihm die Sicht.
    Er fiel hin, schlug sich am Steinboden die Knie auf und roch sein eigenes Blut. Ihm wurde speiübel. Er würgte, doch alles, was hochkam, war bittere Galle. Zu dem metallischen Aroma von Blut mischte sich plötzlich ein weiter Geruch. Er roch Qualm, verbranntes Holz, knisterndes Stroh. Und den widerwärtigen, süßlichen Duft von versengendem Fleisch.
    Ihm brach der Schweiß aus allen Poren und vermischte sich mit den Tränen, die heiß aus seinen Augen liefen und auf die Erde tropften.
    Seine Umgebung verschwamm und wandelte sich zu schemenhaften Fratzen, die ihn verhöhnend anstierten. Er kniff die Augen zusammen, aber das Schreien, das klagende, verzweifelte Schreien schwoll an, bis er die Hände auf seine Ohren presste und laut brüllte, um das Schreien zu übertönen.
    Zahlreiche Arme griffen nach ihm und drückten ihn zu Boden. Panisch und verbissen versuchte er um sich zu schlagen und sich aus den gnadenlosen Griffen zu befreien, doch er schaffte es einfach nicht.
    Schließlich, nach einer Ewigkeit, die er gegen sie angekämpft hatte, erschlaffte er.
    Ein zaghaftes Prickeln weckte ihn aus seiner zittrigen Totenstarre. Wütend konzentrierte er seinen Geist und richtete ihn auf den Eindringling. Doch bevor er zuschlagen konnte, breitete sich in seinem leeren Inneren eine angenehme Wärme aus. Er stockte, traute dem kurzen, kleinen Frieden aber nicht.
    „Dwight …“
    Ein samtweiches Flüstern, direkt in seinem Kopf. Er wusste nicht, wie lange schon niemand mehr auf diese Weise mit ihm gesprochen hatte. Er hatte es immer erfolgreich unterbunden.
    „Öffne die Augen, Dwight. Sieh mich an. Ich bin hier, um dir zu helfen.“
    Oh, wie verlockend. Doch er war nicht dumm, nicht blind. Er kannte die Tücke der Menschen. Er würde sich ihnen nicht bereitwillig ausliefern.
    „Sieh doch nur. Alle sind hier. Lass uns nicht allein, Dwight. Wir brauchen dich.“
    Er blinzelte verwirrt. Ihn brauchen? Wer brauchte ein gefühlskaltes, berechnendes Monster wie ihn?
    Es kostete ihn ungeheure Anstrengung, die Augen zu öffnen. Der Teufel aus der Vergangenheit, der ihm auf den Rippen gesessen und seine Lungen zusammengepresst hatte, schien verflogen zu sein. Er konnte wieder befreit atmen.
    Schmale Finger fuhren ihm behutsam über die kalten Wangen, wischten ihm vorsichtig die Tränen aus den Augenwinkeln. Die unbarmherzigen Hände lösten sich von ihm und ließen ihn in Ruhe.
    „Alles ist gut“, murmelte Daphne, deren Wangen vor Anstrengung gerötet waren.
    Er blickte sie einen Moment wortlos an, ehe sich ein heiseres Lachen seiner Kehle entrang.
    „Mir scheint, du bist mir wirklich ebenbürtig“, sprach er so leise und gebrochen, dass nur sie es hören konnte.
    „Und mir scheint, wir sollten uns nicht länger gegenseitig bekämpfen, Vampir“, flüsterte sie sanft in sein Ohr.
    „Bringt ihn in sein Bett. Er hat das bisschen Ruhe, das er noch kriegen kann, ehe ihr aufbrecht, bitter nötig“, befahl sie gedämpft und war selbst erstaunt, dass Damir und Cayden ohne ein Wimpernzucken reagierten und den schweren Körper des am Boden liegenden Vampirs in ihre Arme wuchteten.
    Dwights Kopf fiel zur Seite. Er sah sie auf eine undefinierbare Weise an.
    „Wie kommt es, dass du jedem helfen musst?“, raunte er.
    „Die Frage sollte eher heißen, warum die anderen es nicht tun“, antwortete sie schwach, ehe die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
    Sie selbst musste sich an der Wand abstützen, um sich erheben zu können. Sie war so schnell wie möglich nach unten gerannt, als Damir in Reagans Zimmer gestürmt war und ihnen mitgeteilt hatte, dass Dwight einen seiner seltenen Ausbrüche hatte, die er offenbar bekam, wenn sich zu viel Energie in ihm aufstaute. Und wenn diese drohte ihn zu verschlingen. Sie hatte nicht gewusst, wie stark die Emotionen dieses so teilnahmslos wirkenden Mannes sein würden und wäre unter ihrem Ansturm beinahe selbst eingebrochen. Doch irgendwie hatte sie standgehalten und ihn aus dem Loch herausgezerrt, in das er gefallen war. Dabei hatte sie gesehen, was ihn so schmerzte und was er dennoch mit aller Gewalt zu unterdrücken versuchte.
    Ihre Beine gaben nach, als sie diese mit ihrem vollen Gewicht belastete. Doch Reagan fing sie auf, ehe sie stürzte.
    „Sachte, Daphne“, murmelte er tadelnd und

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