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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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griff ihr gekonnt unter die Kniekehlen, um sie zu tragen.
    Plötzlich drückte er sie heftig an seine Brust und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
    „Ich danke dir. Er ist so furchtbar und animalisch und ungehobelt, aber ich hätte es mir nie verziehen, wenn ihm etwas zugestoßen wäre.“
    Sie wollte lächeln, doch es ging nicht.
    „Innen drin ist er nicht so“, erwiderte sie wehmütig. „Innen drin ist er eine zerschundene Kreatur.“

Kapitel 12
    Die Geister scheiden sich daran, ob jemandem seine Gräueltaten verziehen werden können, wenn er Reue empfindet. Wenn er aus tiefstem Herzen, mit all seiner Kraft, ehrlich, rein und vollkommen bereut. Wenn die Pein, die seine Taten verursacht haben so quälend ist, dass sie sein Opfer das ganze Leben lang begleitet, wie eine schlecht heilende Narbe, wie das Pochen unter einem Bluterguss. Und wenn keine Zeit der Welt es vermag, diese Wunde jemals zu heilen, wird die Erinnerung an das Geschehene das Opfer verfolgen, Stunde für Stunde, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Ein Leben lang. Doch was tut man, wenn die Person, die dir so etwas angetan hat, die dir alles genommen hat, dich mit aller Macht bekämpft, dich verraten, betrogen und gehasst hat, was tut man, wenn eben diese Person sich zu deinen Füßen in den Staub wirft und dich um Vergebung anfleht?
    Wird man auf Gerechtigkeit bestehen? Auge um Auge? Zurückgeben, was man bekommen hat? Oder legt man seinen Stolz ab und verzeiht, wie man es gelehrt wurde ?
    Dwight, Krieger der Shadowfall
    Gorh schlich zwischen den am Boden liegenden Menschen entlang. Die meisten waren tot, nur wenige zuckten noch in einem Kampf, den sie längst verloren hatten. Er hatte sie regelrecht abgeschlachtet. Blut lief durch die schmalen Fugen der Fliesen, tropfte von der hohen Decke und rann ihre aufgerissenen Hälse hinab. Es war nicht mehr viel, denn er hatte seinen Durst stillen müssen. Und sein Durst war groß gewesen.
    Er kicherte. Wie erbärmlich sie durcheinander gelaufen waren, als sie gemerkt hatten, dass er frei war. Und wie furchtbar entsetzt, dass ihre eigene Kollegin ihn von seinen eisernen Fesseln erlöst hatte. Oh, natürlich konnten sie alle nicht wissen, dass er die Kontrolle über ihren Körper übernommen und ihrem Gehirn befohlen hatte, einen Fuß vor den anderenzu setzen, die Finger nach dem Schlüsselbund an ihrer Hüfte auszustrecken und den passenden Schlüssel in das Schloss seiner Ketten zu stecken. Er hatte sich an ihrer panischen Ungläubigkeit in dem Moment, in dem sie begriff, was er da mit ihr tat, ergötzt.
    Sobald das himmlische Klicken des Schlosses in seinem Gehörgang rauschte, beflügelte ihn die neugewonnene Freiheit zu einem boshaften Grinsen. Das Püppchen, nun wieder Herrin ihres Körpers, zuckte vor ihm zurück und begann hysterisch zu kreischen. Die übrigen Mitarbeiter erstarrten und fuhren zu ihm herum. Bevor die schlagartige Erkenntnis in ihren glanzlosen Augen aufblitzen konnte, hatte er den nächststehenden Mann auch schon erreicht. Seine Reißzähne, die weit aus seinem Mund herausragten, schmerzten vor Hunger. Er packte den Wicht an der Kehle und riss ihn empor. Seine kräftigen Finger drückten die weiche Kehle zusammen. Der Mann wollte nach Luft japsen und zappelte wie ein frisch gefangener Fisch an der Angel. Gegen diesen dunkel behaarten, bleichen Koloss hatte der Wicht nicht die geringste Chance. Nach einigen Sekunden lief er blau an und seine Adern traten deutlich hervor. Bei diesem Anblick konnte Gorh sich nicht mehr zurückhalten. Er schlug mit seinen Fängen eine klaffende Wunde in seinen Hals, genau dort wo die Halsschlagader gegen seinen Daumen pulsierte. Herrliches, dickflüssiges Blut lief in seinen Mund und er saugte in tiefen, gierigen Zügen. All dies geschah in wenigen Sekunden, dann schleuderte er den Toten von sich, sodass er krachend gegen einen Tisch schlug. Die restlichen Menschen drängten sich angstvoll, panisch zur Tür. Als ob sie gegen seine Schnelligkeit ankämen. Er preschte an ihnen vorbei und versperrte ihnen den rettenden Weg nach draußen. Mit einem harten Schlag zerstörte er das Codeschloss, das die stählerne Tür hätte öffnen können. Jetzt waren die Menschen mit ihm eingesperrt.
    Seine roten Augen funkelten die verängstigten Menschen mit einem bösen Lächeln an und er fletschte gierig die Zähne.
    „Warum rennt ihr fort?“, gurrte er kichernd. „Ihr habt mich doch erschaffen. Wollt ihr mich denn gar nicht füttern?“
    Er machte einen mächtigen

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