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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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Satz auf eine ältere Frau zu, die unter der Wucht seines Gewichtes wie ein Kartenhaus in sich zusammenklappte. Er landete auf ihrem Oberkörper, der unter seiner Körpermasse bedrohlichknackte. Sie schrie wie wahnsinnig vor Schmerz auf, als er seine Fänge brutal in ihre verletzliche Kehle bohrte. Als sie erschlaffte, sprang er zum nächsten, dem er aus Versehen den Schädel zertrümmerte, als er den Kopf des Mannes zum Trinken halten wollte.
    „Upps. Was seid ihr zerbrechlich“, gluckste er und wandte sich der letzten lebendigen Frau zu, die schlotternd und zitternd in einer Ecke kauerte, halb unter einen Stuhl verkrochen. Das Püppchen wimmerte und schluchzte auf, als er wie ein schleimiges, widerliches Tier näher kroch.
    „Komm raus“, lockte er samtig, woraufhin sie nur noch weiter in die Ecke rutschte. Er zischte wütend auf und zersplitterte den Stuhl mit einem einzigen, gut platzierten Tritt.
    Er packte das Püppchen an ihren Oberarmen und riss sie von den Füßen.
    „Nein, bitte nicht“, weinte sie und er rümpfte angeekelt die Nase, als der salzige Geruch ihrer Tränen in seine Nase stach.
    Er schüttelte sie grob, bis sie verstummte und er ihr weinerliches Gejammer nicht mehr mit anhören musste. Er lächelte in diebischer Vorfreude.
    „Keine Angst, Frau. Ich töte dich nicht. Bei dir hole ich mir etwas anderes.“
    Er presste seine beiden Zeigefinger jeweils an die Seiten ihrer Schläfen und übte einen solch großen Druck aus, dass ihr schier der Kopf zerplatzen wollte.
    Trotz der unerträglichen Qual, die von Kopf beginnend in jeden Winkel ihres Körpers raste, spürte sie noch etwas anderes. Etwas, das sonst friedlich in ihrem Körper schlummerte, mit ihm harmonierte und existierte, ohne dass sie von seiner Existenz wusste. Jetzt aber wurde es unruhig, dieses Etwas. Es bewegte sich flatterig, begann aufgewühlt durch ihren Körper zu zirkulieren. Ihr schwindelte, was das Ungeheuer nur dazu brachte, den Druck noch härter auszuüben.
    Und plötzlich zerrte etwas an ihr, zerrte an diesem Teil, der doch zu ihr gehörte. Sie versuchte, dagegen anzukämpfen, obwohl der Schmerz sie überwältigte. Panik ergriff sie, nicht nur die Furcht vor dem Monster, für dessen Erschaffung sie mitverantwortlich gewesen war. Sie hatten ihn gemacht, um die Welt von ihrem schändlichen Makel zu befreien. Abernun hatte es sich gegen seine Erschaffer gewandt. Doch das war es nicht allein, was sie in Panik versetzte. Diese Panik ging viel tiefer, war viel elementarer. Ihr Instinkt begriff längst, was er da mit ihr tat, auch wenn ihr Verstand sich weigerte, es zu glauben.
    Und als er ihre Seele herauspresste, hoffte sie mit ihrem letzten Gedanken, dass irgendjemand kommen und sie vor dem ewigen Nichts retten würde, in das sie fiel.
    Schmatzend, gesättigt und befriedigt wischte sich Gorh die Lippen ab. Ein wohlig warmer Schauer legte sich über ihn, während die Frau mit leeren Augen zu Boden sank. Ihre Brust hob und senkte sich noch unregelmäßig, denn ihre Organe funktionierten auch ohne ihre Seele. Dennoch würde sie nie mehr das Sonnenlicht erblicken.
    Er hob das Gesicht und roch prüfend. Zwischen all dem Gestank von abgestandenem, geronnenem Blut witterte er eine vertraute Note. Sie wehte hinein, vermutlich unter dem winzigen Spalt der Tür. Er musterte die massive Stahltür, dessen elektronische Öffnung er wegen der zerstörten Codeschaltung nicht mehr betätigen konnte. Es gab noch ein herkömmliches Schloss, aber er hatte keine Zeit, sich mit der Suche nach dem passenden Schlüssel abzumühen. Abschätzend maß er den Stahl, holte weit aus und schlug mit der bloßen Faust eine tiefe Delle direkt neben das Schloss. Er hörte das Splittern des Riegels und die Tür schwang sogleich leise quietschend auf.
    Triumphierend trat er über die Schwelle und ihm stand sofort die Quelle des Duftes gegenüber.
    Eingeschlossen in Käfigen saßen noch viel mehr Gorhs.
    Sie brüllten wie Stiere, zumindest jene, denen es nach Freiheit gelüstete, die bereits wach waren. Andere harrten bewusstlos hinter den Gitterstäben, tief schlummernd und durch mehrere Sonden mit einem immensen Kanister verbunden, der die vertraut riechende blutige Flüssigkeit in die Adern seiner Artgenossen pumpte.
    Die viele, frische Nahrung, die er zu sich genommen hatte, und die pulsierende Lebensenergie der Frau hatten Gorhs Verstand kristallklar werden lassen. Er ahnte, je mehr Menschen er die Seele rauben würde, desto mehr würde er seine Gier

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