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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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schwungvoll meine Reisetasche ab.
    »Ich fang dann mal an!«, verkündete ich der Wand – die genauso wenig antwortete wie meine Mitstreiter. Ein paar Minuten vertiefte ich mich in das blaue Notizbuch,um sicherzugehen, dass ich bei der Fixierung der Oberfläche nichts falsch machte.
    Plötzlich hörte ich eine Stimme sehr dicht hinter mir: »Beruhigend! Zu sehen, dass Sie auch nicht alles auswendig wissen.«
    Als ich aufsah, war ich ein bisschen enttäuscht. Vor mir stand nicht Cyriel, sondern Gabriel, in der Hand eine dampfende Tasse Kaffee. Ich hatte ihn gar nicht hereinkommen hören.
    »Entschuldigung! Ich hab Sie erschreckt«, lächelte er.
    »Ja!«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    Gabriels Gesicht nahm einen bedrückten Ausdruck an. Er drehte sich um und ging, wobei er wie immer sein rechtes Bein etwas nachzog. Als die Tür ins Schloss gefallen war, blickte ich in die ebenso verwunderten Gesichter von Anna und Cyriel. Was sollte das denn?
    Gleich darauf klopfte es laut und deutlich. Gabriel steckte den Kopf herein und sagte: »Diesmal habe ich mich aber korrekt angemeldet, oder?«
    Auch wenn er die Show etwas übertrieb – ich fand es witzig.
    »Antonia erzählte mir gerade in der Küche, dass Sie heute Morgen keine Zeit dafür hatten, und da dachte ich …«
    Er reichte mir die Tasse Kaffee, die er noch immer in der Hand hielt. Sein breites Grinsen war unwiderstehlich. Lachend nahm ich die Tasse an.
    »Und ich?«, fragte Anna mit einem Blick, der alle Männerherzen schmelzen ließ.
    Fast alle, denn Gabriel erwiderte: »Jederzeit gern, aber Sie hatten schon zwei Tassen und es geht das Gerücht, dass mehr Kaffee unsere Gespenster weckt.«
    Anna wurde mit einem Schlag knallrot. Zum Glück konnte ich meinen Fröhlichkeitsausbruch schnell hinter meiner Tasse verstecken.
    Inzwischen war Cyriel aufgestanden und hatte die Hand nach meinem Notizbuch ausgestreckt, das ich auf dem Materialtisch abgelegt hatte.
    »Bitte nicht!«, sagte ich schnell und griff danach.
    »Entschuldigung«, murmelte Cyriel und sah mich fragend an. »Ich ahnte nicht, dass es sich um private Aufzeichnungen handelt.«
    »Es sind die Notizen meines Vaters«, erklärte ich zögernd. »Ich bereite meine Arbeit damit vor. Aber sie sind nicht … öffentlich.«
    Cyriel nickte. »Verstehe.«
    Na klasse! Jetzt hatte ich ihn sicher beleidigt.
    Als er sich abwandte, verzog Gabriel amüsiert die Mundwinkel. Dann ging er zur Tür, öffnete sie und bedeutete mir mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen. Als die anderen beiden uns nicht mehr hören konnten, sagte er: »Eigentlich bin ich aus einem anderen Grund gekommen. Mein Vater erzählte mir, dass du dich für die Burg interessierst. Ich darf doch Du sagen?«
    Ich lächelte. Seine lockere Art fand ich sehr angenehm. Dieses ständige Sie gab mir das Gefühl, mehr Verantwortung zu tragen, als ich konnte.
    »Jedenfalls wette ich, als guter Gastgeber hatte er dein Wohl im Auge und hat dir nur ein paar ungefährliche kaputte Steine auf der Wiese gezeigt. Oder?«
    Ich nickte und wurde langsam neugierig.
    »Wenn du mehr sehen willst, komm doch einfach heute Abend nach dem Essen in die Halle. Diesmal gehe ichmit dir nach draußen. Wir machen eine kleine Tour ins Innerste der Burg!«, raunte er mir zu, etwas geheimnisvoller als nötig.
    »Wow!«, entfuhr es mir und ich hoffte, dass die beiden drinnen mich nicht gehört hatten. »Gern. So um acht?«
    Er nickte und zwinkerte mir zu. »Und sag deiner Gespensterjägerin nichts. Die Strecke ist nichts für sie.«
    Mühsam unterdrückte ich ein Grinsen.
    Als ich wieder ins Verlies zurückging, betrachtete ich Cyriels Rücken. Wenn ich auf eine eifersüchtige Reaktion gehofft hatte, war ich auf dem Holzweg. Wir mochten uns gestern Abend vielleicht etwas nähergekommen sein, aber mehr war da wohl nicht. Im Moment bemerkte Cyriel nicht mal meine Anwesenheit. Nur Anna warf mir ein paar neugierige Blicke zu.
    »Heute sollten Sie einen ersten Farbabgleich machen«, sagte Cyriel gerade zu ihr, »damit Sie wissen, welche Farben Sie für welche Fläche benutzen sollen. Morgen können Sie auf dieser Seite schon beginnen, wenn der Putz von gestern trocken ist.«
    Er stand auf, ging zur Wand und deutete auf ein paar kleine Risse.
    »Seien Sie hier besonders vorsichtig, Kira, und nehmen Sie den dünnsten Schlauch, den Sie haben. Damit die Oberfläche nicht gefährdet wird.«
    »Ich arbeite immer vorsichtig«, murmelte ich.
    »Vielleicht sollten Sie mit unauffälligen Stellen beginnen«,

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