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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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gesagt hatte. Na ja, oder eben etwas zu Richtiges.
    »Vielleicht sollten wir die Sache ganz anders angehen«, versuchte sie Kira abzulenken.
    Sie musste begreifen, dass die Flucht aus dieser Welt nicht alle Probleme löste! Und ob sie vor diesem Cyriel wirklich fliehen wollte, war wohl noch nicht ganz klar. Nicht einmal Kira selbst.
    »Wäre es nicht gut, wenn wir möglichst viel über diese Geschichte mit dem Schwarz herausfinden könnten?«, fragte Jessy. »Ich meine, das ist doch der Kern der Sache: Die absolute Dunkelheit birgt alle Möglichkeiten, sagtest du? Dieses Schwarz ist dem Schattenwesen unglaublich wichtig, und wenn ich mich nicht irre, hat es mit der Entführung der Menschenhier etwas zu tun. Aus irgendeinem Grund bedeutet die Erfindung deines Vaters Macht.«
    Kira atmete tief ein. »Du hast recht. Aber wie können wir hier mehr darüber erfahren?«
    »Vielleicht ist es nicht wichtig … Aber vielleicht ist es auch der Schlüssel zu Cyriels Geheimnis!«, sagte Jessy. »Es gibt unten im Keller einen Raum ohne Tür. Einen Raum, zu dem wir sehr oft gehen. Wir alle lehnen uns gern gegen die Wand, weil … es sich wunderschön anfühlt. Alle wissen, dass auf der anderen Seite der Mauer etwas Unfassbares ist. Doch nur das Schattenwesen darf hinein.«
    »Was kann da drin sein?«, fragte Kira gespannt.
    »Der Geist, der uns verlassen hat«, meldete Lara sich aus ihrer Ecke.
    Jessy hörte, dass Kira den Atem angehalten hatte. Plötzlich stand sie vor ihr und nahm ihre Hand.
    »Komm, steh auf. Du hast mich verdammt neugierig gemacht!«
    Jessy griff nach ihrem Langstock und ging nachdenklich voraus. An der Treppe hielt sie Kira fest.
    »Hör mal. Vor Lara musste ich sagen, dass der Raum keine Tür hat. Es ist wahrscheinlich besser, wenn alle das weiterhin glauben.«
    Kira drückte Jessys Hand. »Du hast sie also gefunden?« Sie atmete scharf durch die Zähne ein. »Natürlich! Türen in absoluter Dunkelheit! Du brauchst nicht zu warten, bis es dunkel ist … Das ist ja der Hammer! Und? Was war drin?«
    Jessy schüttelte den Kopf. »Das sollst du mir sagen.«

Kira
    Wir erreichten die Stelle, die Jessy gemeint hatte, ohne Zwischenfälle. Auf jeden Fall hatten wir nichts Ungewöhnliches bemerkt.
    Jessy lehnte sich gegen die Wand, die Arme weit ausgestreckt, als würde sie sie umarmen, und sagte: »Steh nicht rum, tu das Gleiche wie ich. Und sag mir, was du fühlst.«
    »Belustigung!«, rutschte es mir heraus.
    »Mach es einfach!«, erwiderte Jessy mit ernstem Gesicht. »Du wirst dich wundern!«
    Widerwillig breitete ich die Arme aus, ließ meine Finger über die raue Mauer gleiten und legte den Kopf gegen die Wand.
    »Und?«, fragte Jessy gespannt. Inzwischen hatte sie die Wand von ihrer Umarmung erlöst und stand hinter mir.
    Ich zögerte mit der Antwort. Es war das gleiche Gefühl wie in diesem komischen Meditationskurs, wo alle erzählt hatten, sie seien während der Stille über eine grüne Wiese geflogen oder hätten am Meer gestanden. Und ich sah vor meinem inneren Auge das Gleiche wie damals: graues Nichts.
    »Bei mir klappt so was nicht«, murmelte ich entschuldigend.
    Ich spürte Jessys Hand auf meiner Schulter. »Das habe ich mir fast gedacht«, sagte sie mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen.
    »Erklärst du’s mir?«, fragte ich. »Oder muss ich erst so verrückt werden wie der Typ mit dem Bart, um das hier fühlen zu können?«
    Sie schüttelte den Kopf und tastete mit der Hand an der Wand entlang. Ihr Tasten wirkte sehr systematisch und ihre Finger bewegten sich über die Oberfläche wie sehr trainierte Sportler bei der Leichtathletik.
    »Warte einfach ab, ich möchte erst mal sehen, wie du darauf reagierst.«
    Also wartete ich, während sie weitertastete. Auf einmal war ich sicher, hinter mir ein Geräusch gehört zu haben.
    »Jessy«, hauchte ich. Auch sie hielt in ihrer Bewegung inne und lauschte.
    »Kannst du etwas sehen?«, fragte sie angespannt.
    »Nein«, erwiderte ich. Allerdings musste ich zugeben, dass das dämmrige Fackellicht auch nicht gerade hilfreich war. An den Seiten des Gangs gab es einige Nischen und Vorsprünge, nicht weit entfernt eine Biegung … überall konnte jemand lauern. Ich hoffte nur, dass es einer von Jessys Freunden war. Immerhin, Cyriel würde doch kein Geräusch machen, wenn er sich anschleichen wollte – oder?
    »Wer ist da?«, rief ich in den Gang hinein.
    Niemand antwortete.
    »Ich hab’s!«, flüsterte Jessy. »Lass uns einfach reingehen. Dorthin kann uns

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