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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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verschlossen sein. Oder dieser Cyriel wartete dort darauf, dass sie kam. Und damit verabschiedete sich alle Hoffnung!
    »Und? Wie geht es jetzt weiter?«, sprach sie ihre Gedanken aus.
    Kira zuckte mit den Schultern. »Mein Leben ist in den letzten Stunden so aus den Fugen geraten, dass ich erst mal nachdenken muss.«
    Jessy hörte die Angst heraus. »Wenn du bei uns bleibst, wirst du irgendwann aufrecht im Speisesaal sitzen müssen – oder verhungern. Oder wir finden einen anderen Weg.«
    Sie schwiegen eine Weile und Jessy konnte hören, wie Kirasich ebenfalls gegen die Wand lehnte. Ihr Atem ging schnell, als wäre sie gerannt.
    »Seltsam, wie kurzfristig man in der Gefahr denkt«, bemerkte Kira. »Der nächste Schritt, das nächste Versteck. Dann vielleicht das nächste Essen und ein Schlafplatz.«
    »Hier unten hat sich für mich auch alles umgekrempelt«, nickte Jessy. »Vor einer Woche bin ich noch zur Schule gegangen, hab danach mit einer Freundin für den Physiktest geübt, mich mit ihr verquatscht und bin abends zu Fuß nach Hause.« Und wenn ich früher gegangen wäre, wäre ich vermutlich auch angekommen. »Bis dahin war die größte Katastrophe, die mir passieren konnte, dass ich für die Woche Ausgehverbot bekam, wenn ich zu spät zu Hause auftauchte.«
    »Ausgehverbot?«
    Jessy schnaubte. »Ja, meine Mutter weigert sich, es Hausarrest zu nennen, weil ich zu alt dafür bin. Aber es bleibt dasselbe, oder? Sie hält die Leine kurz.« Jessy wusste, dass ihre Mutter das nicht böse meinte, aber sie hatte sich immer eingeengt gefühlt. »Am liebsten würde sie mich überall hinbringen. Warum kann sie nicht begreifen, dass ich genauso erwachsen werden will wie alle anderen?« Sie zögerte und spürte einen Stich in der Brust. Wenn sie an jenem Tag nicht absichtlich die Zeit vertrödelt hätte, um ihre Mutter zu ärgern … Der Gedanke, dass sie jetzt vermutlich krank war vor Sorge, tat weh.
    »Mir ging es genau andersrum«, sagte Kira. »Mein Vater hat kaum mitbekommen, ob ich zu Hause war oder nicht. Und er fand es ganz selbstverständlich, dass ich so erwachsen war. Kommen Kinder denn nicht schon so auf die Welt?«
    »Eltern sind eben schwierig. Und vermutlich haben wir dieEltern, die wir verdienen.« Jessy bemühte sich um ein Lächeln.
    »Hatten«, korrigierte Kira leise.
    Jessy hielt den Atem an und verfluchte sich selbst für ihre Bemerkung. »Was ist passiert?«
    Und auf einmal erzählte Kira. Mittlerweile vertraute sie Jessy offenbar und nun redete sie sich ohne Punkt und Komma ihre ganze Lebensgeschichte vom Herzen. Und Jessy verstand sie. Kiras Zielstrebigkeit kam nicht unbedingt aus ihr selbst heraus, die hatte sie lernen müssen. Und ihr Vertrauen in die Welt war mit dem Schritt durch eine Tür verloren gegangen.
    Als Kira schließlich erzählte, wie sie das Geheimnis der Dunkelheit auf der Galerie entdeckt hatte, brach sie plötzlich ab und schlug mit der Faust auf die Matratze.
    »Ich Idiot! Das ist die Lösung! Die Tür im ersten Stock!«
    Jessy legte den Kopf schief. »Es gibt eine zweite?«
    »Ja, ich glaube, sogar mehr als zwei! Ich muss sie suchen … aber ich hab keine Ahnung, wo. Ich weiß nur, dass sie im ersten Stock ist und dass sie in die gleiche Richtung führen muss wie die andere unten. Was bei diesen verwinkelten Gängen nicht so einfach herauszufinden sein wird.«
    »Finden kannst du sie erst heute Abend, wenn es dunkel ist, oder?«
    Kira seufzte. »Stimmt. Durch die vernagelten Fenster kommt tagsüber zu viel Licht herein. Das wird nicht gehen.«
    »Und dann?«
    »Wie – und dann?«
    Jessy zögerte. »Na ja, du wirst hindurchgehen und deinenGastgeber um Hilfe bitten. Hast du dir schon einmal überlegt, was er gegen ein Schattenwesen tun kann?« Sie konnte hören, dass sie Kira damit leicht ausbremste.
    »Darüber habe ich mir allerdings schon Gedanken gemacht.« Ihre Stimme sagte Jessy das Gegenteil. »Herr Nachtmann ist Chemiker und er weiß eine Menge. Vielleicht … vielleicht hat Cyriels Verwandlung in ein Schattenwesen ja etwas mit Chemie zu tun? Ein missglücktes Experiment oder so? Dann kann er sicher helfen!«
    Jessy legte die Hand auf Kiras Arm. »Du glaubst aber nicht, dass dieser Nachtmann ihm einfach eine lila Flüssigkeit einträufeln kann, damit er wieder ein lieber, guter und echter Mensch wird, oder?«
    Ruckartig wich Kira vor der Berührung zurück. »Das habe ich auch gar nicht gemeint!«, bockte sie und stand auf.
    Jessy ahnte, dass sie gerade etwas Falsches

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