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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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Schnell lenkte ich den Strahl der Taschenlampe dorthin und konnte Jessy sehen, die den hohen, schmalen Kerzenleuchter umfasst hielt. Wie hatte sie es bloßgeschafft, sich damit so lautlos heranzuschleichen? Großartig!, dachte ich, als sie den Leuchter drohend hochhob. Aber das Ding war wohl doch sehr schwer.
    Ob sie je in der Lage gewesen wäre – physisch und psychisch –, damit auf Paul einzuschlagen, sollte ich nie erfahren. Er riss Jessy den Leuchter aus der Hand und schlug ihr mit der Faust so hart ins Gesicht, dass sie auf den Boden stürzte. Den schweren Metallstab des Leuchters nahm er nun in beide Hände und kam damit wutentbrannt auf mich zu. Die Taschenlampe fiel mir aus der Hand, als er mich mit der Stange gegen die Wand drückte. In seiner Wut drückte er viel zu fest – mein Hals wurde gequetscht und ich bekam keine Luft mehr. Lange würde ich das nicht aushalten! Während ich noch versuchte, ihn mit den Armen wegzudrücken, begriff ich, dass Paul viel stärker war als ich. Ich hatte keine Chance!
    Mit einem Mal wirbelte im Lichtkegel der am Boden liegenden Taschenlampe etwas Dunkles durch den Gang. Es kam mit unglaublichem Tempo auf uns zu. Lautlos wie ein schwarzer Nebel und anfangs noch dicht am Boden. Als es höherstieg, auf uns zu, konnte ich es mangels Licht nicht mehr richtig erkennen, aber es rammte Paul, der samt seiner Metallstange erschrocken zur Seite torkelte. Schnell atmend wandte er sich dem Angreifer zu – und ich war frei.
    »Jessy! Lauf!«, rief ich in die Dunkelheit. Dann wich die Luft ruckartig aus meinen Lungen. Paul war nach hinten geworfen worden – mit dem Rücken gegen mich. Wie konnte dieser schwarze Nebel so viel Kraft haben? War es ein Mensch? Ein Schatten?
    Egal, ich musste hier weg! Wenn ich mich jetzt voneinem der beiden Kämpfenden erwischen ließ, würde ich nie wieder die Gelegenheit bekommen, durch diese Tür zu gehen. Mit einer schnellen Bewegung schnappte ich mir die Taschenlampe, schaltete sie aus und tastete nach der Wand. Verdammt, irgendwo hier war es doch gewesen!
    Ein Fuß erwischte mit voller Wucht meine Kniekehle und ich fiel zur Seite. Erschrocken versuchte ich mich an etwas festzuhalten und dabei griff ich … nach einer Klinke! Schneller, als ich selbst geahnt hätte, glitt ich durch die Tür und stieß mit den Beinen gegen etwas Großes. Die Truhe! Ganz automatisch kletterte ich hinüber und schloss die Tür hinter mir. Dann ließ ich mich erst einmal auf das alte Holz sinken. Meine Knie zitterten und ich hatte das Gefühl, dass für jede Schrecksekunde, die ich in dieser anderen Welt erlebt hatte, ein paar Zellen meines Körpers gealtert waren – wie bei den anderen. Ich fuhr mit den Fingern über mein Gesicht, konnte aber nichts spüren, und Jessy hätte es mir sicherlich gesagt. Mit der Taschenlampe leuchtete ich hinter mich und konnte so vor meinen Füßen meinen Schatten sehen.
    »Hallo!«, hauchte ich. »Schön, dass wir beide es geschafft haben!«
    Am liebsten wäre ich nach oben in mein Zimmer gelaufen und hätte mich im Bett vergraben, um mir einzureden, dass alles nur ein Traum gewesen sei. Noch lieber wäre ich direkt aus dem Haus gerannt. Aber erst musste ich noch etwas erledigen.
    Auf der obersten Treppenstufe schrak ich zusammen. Ich hatte gehofft, dass der Kampf der beiden noch länger dauern würde, aber ich hatte mich wohl geirrt. Die Tür hinter der Truhe knarrte und ein Schuh hob sich überdie Truhe, dem gleich darauf ein Bein folgte, das sehr nach Cyriel aussah. Ich hatte also recht gehabt: Er war der Schatten gewesen, der Paul angegriffen hatte.
    Meine Schritte verwandelten sich in Galopp und mit Schrecken dachte ich: Was tue ich, wenn weder Herr Nachtmann noch Gabriel zu Hause sind? Oder wenn ich sie nicht finde? Was dann?
    Cyriels Schritte hörte ich von einer Sekunde auf die andere dicht hinter mir. Ein Geräusch, wo vorher nur Stille gewesen war. Er hatte bereits die Mitte der Treppe erreicht, trotzdem riskierte ich es unten, mich kurz nach ihm umzudrehen. Cyriel blieb abrupt stehen und sah mich bittend an. Und in dieser absoluten Stille hörte ich auch seinen Atem. Hatte er den und seine Schritte soeben eingeschaltet wie ein Autoradio? Zu meiner Beruhigung?
    »Kira?«, flüsterte er. »Lauf nicht weg! Vertrau mir!«
    Ich hätte mich nicht umdrehen sollen! Sein Blick war sanft und bittend und ließ mich schon wieder zweifeln. Wie konnte dieser Mensch ein Schatten sein?
    »Komm zu mir und hör mir zu!«, raunte er.
    Die

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