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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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Standuhr schlug viermal und ließ mich zusammenzucken. Genau im richtigen Augenblick! Sie riss mich aus seinem Bann, aber sie erinnerte mich auch daran, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich zu dieser Nachtzeit Herrn Nachtmann oder Gabriel finden konnte. Im Salon war weder Licht noch hörte ich Stimmen. Kurz entschlossen legte ich einen Sprint zur Kellertreppe hin. Mit trommelnden Schritten raste ich hinunter, riss die Falltür auf und rutschte die Leiter fast mehr hinunter, als dass ich kletterte. Wenn sie nur im Labor waren …!
    Ich riss die Tür auf … und stand vor Herrn Nachtmannund Gabriel, erstarrt und kaum in der Lage, zu reden. Wie ein gejagtes Tier drehte ich mich noch einmal um. Aber da war niemand.
    »Was ist denn los?«, fragte Herr Nachtmann erschrocken. Besorgt kam er auf mich zu und legte den Arm um mich.
    »Wir haben dich den ganzen Tag überall gesucht«, fügte Gabriel hinzu.
    »Cyriel ist mir auf den Fersen …«, keuchte ich. »Und er ist kein Mensch!«
    Die beiden sahen mich schweigend und überrascht an. So sicher ich mir auch war … so formuliert kam mir die Anschuldigung dämlich vor. Wie konnten sie mir auch nur ein Wort glauben, wenn ich so anfing?
    »Herr Nachtmann, ich kann Ihnen hier im Haus Türen zeigen, die bei Dunkelheit woanders hinführen als bei Licht. Ich war in einer Burg. Gabriel, ich glaube, es waren die gleichen Räume, wo wir waren – nur sie waren eingerichtet, nicht verfallen. Und die Burg war viel größer.«
    Gabriel legte den Kopf schief und schmunzelte. Was musste er von mir denken? Gleich würde ein blöder Spruch kommen!
    »Es ist wahr! Und es hat mit dem tiefsten Schwarz zu tun. Das absolute Schwarz ist das Tor zu anderen Möglichkeiten! Deshalb hat Cyriel mir auch eine Leinwand gestohlen, auf die ich das Schwarz aufgetragen hatte. Vielleicht noch nicht das ganz richtige, aber ich war dicht dran. Und wenn er es analysiert …«
    Ich fand selbst, dass ich wirres Zeug redete, aber ich wusste, dass mir nicht viel Zeit blieb, um das Ausmaß der Katastrophe zu erklären.
    »Cyriel ist mir auf den Fersen. Vorsicht! Er ist gefährlich. Er ist … ein Schattenwesen!«
    Herr Nachtmann runzelte die Stirn. Ich konnte aus seinem Gesicht nicht herauslesen, ob er mir glaubte oder nicht. In diesem Moment hörte ich die Tür hinter mir knarren. Schon bevor ich mich umdrehte, wusste ich, dass es Cyriel war. Warum hatte er so lange gewartet, um mir zu folgen?
    An der Schwelle blieb er stehen. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er wirkte kampfbereit. Nachtmanns Augen verengten sich und er hob den Kopf, während Gabriel noch immer amüsiert zu sein schien.
    »Kira hat uns gerade ein paar interessante Dinge erzählt«, dröhnte Rubens kräftige Stimme quer durch den Raum.
    Was würde jetzt passieren? Würde Cyriel ihn angreifen? Konnte man gegen ein Schattenwesen etwas ausrichten? Nervös suchte ich nach einem schweren Gegenstand, den ich notfalls schleudern konnte.
    »Ich warte auf eine Erklärung!«, fügte Nachtmann leise und drohend hinzu.
    Cyriel senkte schweigend den Kopf. Als er seinen Arbeitgeber wieder ansah, war alle Wut aus seinem Blick verschwunden. »Tut mir leid. Sie muss mir gefolgt sein.«
    »Wirklich?« Ruben Nachtmann ging auf ihn zu, bis er ganz nah vor ihm stand. »Und wofür brauchtest du die Leinwand? Wolltest du die Erfindung für dich?«
    Cyriel schüttelte den Kopf. »Du hattest das Schwarz doch schon untersucht. Es war wertlos.«
    »Das weiß ich«, zischte Herr Nachtmann.
    Instinktiv machte ich einen Schritt rückwärts, bis ich hinter mir die Arbeitsplatte spürte. Worüber sprachen die beiden? Hatte ich etwas verpasst?
    » Wann haben Sie das Bild denn untersucht?«, rutschte es mir heraus und Nachtmann wandte sich erstaunt zu mir um, als würde er sich erst jetzt wieder an meine Existenz erinnern.
    Lächelnd kam er auf mich zu.
    »Bleiben Sie stehen! Ich möchte jetzt wissen, was hier los ist«, sagte ich mit dünnerer Stimme, als ich wollte.
    Sein Eisbär-Lächeln war breiter als an meinem Ankunftstag, diesmal fand ich jedoch wenig Väterliches darin, als er immer näher kam.
    Meine Hand hinter meinem Rücken hatte nun die Flasche gefunden, die ich vorhin als Waffe gegen Cyriel ins Auge gefasst hatte. Drohend hob ich sie hoch und hielt sie Ruben Nachtmann entgegen. Endlich blieb er stehen, allerdings ungerührt.
    »Ich habe jedes Schwarz überprüft, das ihr gemischt habt – du und dein Vater. Na ja, fast jedes.

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