Schattierungen von Weiß
aber… kann das wirklich sein?“
Sie musste sich setzen, es gab hier eine Bank, sie ließ sich darauf plumpsen. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. War das wirklich so gewesen? Hatte dieser Mann das vorgehabt? Und was war jetzt mit Levin? Wollte er das auch?
Mia sah ängstlich zu ihm auf. „Woher hätte ich das denn wissen sollen?“, fragte sie mit piepsiger Stimme.
„Mia“, Levin seufzte auf, dann hockte er sich vor sie hin. „Hast du denn noch nichts davon gehört, dass Trampen für junge Frauen gefährlich werden kann? Manche… manche Männer nehmen Anhalterinnen nur mit, weil sie Sex wollen. Und für manche Frauen hat das Ganze schon tödlich geendet.“
Levin redete mit sanfter Stimme, er sah, wie sehr Mia geschockt war , und sie tat ihm leid, sie saß nur noch wie ein Häufchen Elend vor ihm. Ihre fröhliche Unbekümmertheit war wie weggeblasen – er hatte fast schon ein schlechtes Gewissen deswegen, aber im Unklaren wollte er sie nun auch nicht lassen.
„Und… und was ist mit dir? Willst du auch Sex von mir?“, Mia wagte gar nicht, ihn anzuschauen, sie hatte Angst vor einer Antwort.
„Nein, das will ich nicht“, lächelte er ihr zu, dann griff er schüchtern nach ihren Händen, nahm sie vorsichtig in seine. Wieder fiel ihm auf, wie zierlich sie war. Und ihre Hände waren so kalt, im Gegensatz zu seinen. „Ich ziehe es vor, nur mit Frauen Sex zu haben, die das auch selbst wollen. Freiwillig und ohne Gegenleistung. Du musst keine Angst vor mir haben, Mia.“
Vorsichtig legte er eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie mit sanfter Gewalt, ihn anzusehen. „Alles klar?“
Mia schluckte heftig. „ Kl… klar…“
„Sollen wir dann mal losfahren?“
Sie nickte nur, immer noch war sie völlig durcheinander. War das denn so klar gewesen, was der Mann wollte? War sie denn so dumm?
Mia hatte war noch nie mit einem Mann intim gewesen und noch nie hatte sie jemand geküsst.
Sie hatte zwar mal Angebote von einem Pfleger und einem der anderen bekommen, die sie ‚in die Liebe einweisen wollten’, wie sie es formuliert hatten. Aber Mia hatte immer erschrocken abgelehnt.
Im Internet war sie aus Versehen mal auf ein paar einschlägigen Seiten gelandet, aber hatte diese direkt wieder angewidert weggeklickt.
Ansonsten kannte sie körperliche Liebe nur aus dem Fernsehen, und sie wusste zwar nicht viel, aber eines war ihr klar, es musste Gefühl dabei sein, viel Gefühl, denn sonst würde man doch einen anderen Menschen nicht so nah an sich heranlassen. Oder?
Levin ging nach vorne und kletterte auf den Fahrersitz, kurz darauf kam Mia und setzte sich neben ihn. Sie schien sich wieder gefasst zu haben, denn jetzt lächelte sie scheu.
„Können wir?“, zwinkerte Levin ihr zu.
„Ja.“
Eine ganze Zeit lang sagte niemand etwas, dann wurde Levin das Schweigen zu unangenehm. Jetzt hatte er schon eine Mitfahrerin, dann wollte er schließlich auch etwas über sie wissen. Bis jetzt war diese junge Frau ihm ein einziges Rätsel.
„Warum ausgerechnet Marokko?“
Mia sah erschrocken zu ihm hin. „Du fährst nicht dorthin, oder?“
„Ehrlich gesagt , habe ich mir über mein Ziel noch keine Gedanken gemacht. Ich bin einfach so losgefahren und lasse mich überraschen, wohin es mich treibt. Aber wieso sollten wir nicht einfach mal Richtung Marokko fahren. Mal sehen, was so passiert“, antwortete er ihr ehrlich. „Aber ich habe immer noch keine Antwort von dir...“
„Ich… ich habe Bilder von Marokko gesehen und ich habe Bücher darüber. Es muss wunderschön dort sein“, in Mias Augen blitzte es kurz auf, Levin hatte es sehr wohl registriert.
„Dann warst du noch nie dort?“
„Nein. Du denn?“, sie sah ihn neugierig an.
„Nein, bisher noch nicht. Welche Länder hast du denn schon bereist?“, bohrte Levin weiter.
Mia senkte den Kopf. „Noch… noch gar keines. Ich bin noch nie weg gewesen“, gestand sie ihm.
„Woher kommst du denn?“
„Aus Hamburg. Und du?“
„Berlin“, lächelte Levin ihr zu. „Dann bist du ja noch nicht weit gekommen.“
„Nein, nur eine Familie hat mich bisher mitgenommen. Aber ich habe ja auch Zeit“, Mia zuckte mit den Schultern.
„Dann warst du also auch noch nicht in Paris“, Levin schaute auf den Wegweiser an der Autobahn.
„Nein.“
„Lust auf einen Abstecher?“, grinste Levin sie an. „Wenn du nach Marokko willst, kommen wir an Frankreich eh nicht vorbei.“
„Und du? Hast du Lust?“, unsicher musterte Mia ihn. Sie konnte
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