Schattierungen von Weiß
schnell den Blick, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte. Als die Wohnungstüre ins Schloss fiel, war es aber um ihre Selbstbeherrschung vorbei.
Sie schrie laut ihren Schmerz heraus, schmiss sich aufs Bett, konnte nicht mehr aufhören zu weinen, es war unmöglich, es tat einfach zu weh.
Doch es half ja alles nichts, Mia rappelte sich mühsam auf, packte ihren Rucksack und legte den Brief mit dem Wohnungsschlüssel und dem Umschlag voller Geld aufs Bett.
Sie hatte von sich aus noch tausend Euro dazu gelegt, sie hätte Levin gerne noch mehr dagelassen, aber sie musste ja auch etwas Geld haben.
Als Mia die Haustüre ins Schloss zog, kam ihr das Geräusch unnatürlich laut vor. Sie leistete sich ein Taxi zum Flughafen, mit ihrem verweinten Gesicht wollte sie so wenig Menschen wie möglich begegnen.
„So, da wären wir“, die Stimme des Taxifahrers ließ Mia zusammenzucken.
„Ah ja, danke“, stammelte sie nur und gab ihm sein Geld.
Als er ihr den Rucksack aus dem Kofferraum reichte, lächelte der Mann ihr noch einmal zu. „Ick wünsche Ihnen viel Glück – bei wat auch immer.“
„Danke, ich… ich glaube, das kann ich gebrauchen“, entgegnete Mia, dann ging sie mit raschen Schritten ins Flughafengebäude.
Etwas ratlos stand sie in der großen Halle. Wo musste sie denn jetzt hin? Und was war überhaupt zu tun?
Mia atmete tief durch, sie steuerte auf einen Informationsschalter zu, immerhin verschaffte ihr das jetzt eine gewisse Ablenkung.
Levin wusste auch nicht, was heute mit ihm los war. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Er dachte an die Anstrengungen der letzten Nacht, an die sehr schönen Anstrengungen, danach hatte er wie ein Stein geschlafen.
Aber irgendwie war in ihm eine Unruhe, die er sich nicht erklären konnte. Seine Gedanken wanderten zu Mia, er hoffte inständig, dass es ihr inzwischen besser ging, sie sah wirklich nicht gut aus heute Morgen.
Er hätte sie vielleicht davon abhalten sollen , zur Arbeit zu gehen, Levin nahm sich vor, sie in der Pause auf jeden Fall anzurufen, vielleicht hatte er Glück und sie konnte den Anruf entgegen nehmen.
Mia hatte es endlich geschafft, jetzt saß sie in der Abflughalle und wartete darauf, ins Flugzeug gehen zu können. Ihr fiel ihr Handy ein, sie nahm es aus ihrer Tasche und sah, dass Levin angerufen hatte.
Mia begann zu zittern, sie wollte es eigentlich nicht, aber sie rief die Mailbox ab. Nur noch einmal seine Stimme hören…
’Hey Maus, ich wollte nur mal hören, wie es dir geht. Du warst heute Morgen wieder so blass, ich mache mir langsam Sorgen. Versprich mir bitte, dass du zum Arzt gehst, wenn du nicht wohl fühlst, ja? Ich freu’ mich schon auf dich, Süße. Und die Nac ht mit dir war wunderschön.’
Mia schluckte heftig, dann rannte sie in die Waschräume und schmiss die SIM-Karte in einen Abfalleimer. Es war höchste Zeit, ihn endlich loszulassen.
32
Levin sah frustriert auf sein Handy, offenbar hatte Mia seinen Anruf nicht mitbekommen oder noch keine Zeit gehabt, darauf zu reagieren. Er wusste, dass sie im Café oft soviel zu tun hatte, dass sie das Handy gar nicht hörte oder nicht zurückrufen konnte, trotzdem wurde er immer unruhiger. Er konnte nicht einordnen, woher dieses Gefühl kam, aber es wurde stetig stärker.
„Ich hau’ heute Mittag mal ab und esse nicht mit“, erklärte er dann seinem Freund.
„Ja? Warum? Kein Bock auf das Mensaessen? Ist Mia zuhause?“, grinste Kai.
„Nein, M ia ist nicht da, sie ist im Café. Aber sie war heute Morgen so komisch und wirkte kränklich. Sie geht auch nicht ans Handy, ich glaube, ich fahre mal bei ihr vorbei.“
„Okay, du Glucke“, lachte sein Freund.
„Ja, ich weiß, ich weiß“, Levin fühlte sich ertappt.
„Bestell ihr mal schöne Grüße“, Kai klopfte ihm auf die Schulter.
Endlich durften die Passagiere an Bord gehen, Mia war schon langsam immer ungeduldiger geworden. Jetzt hielt sie aufgeregt ihre Bordkarte in der Hand und f olgte den anderen Leuten. Sie hatte sich einen Fensterplatz ausgesucht, sie erinnerte sich noch zu gut an den Flug von Marokko zurück nach Deutschland. Es war schön gewesen, aus dem Fenster zu schauen, alles wirkte so unbedeutend und klein, wenn man erst mal in der Luft war. Vielleicht würde es ihr besser gehen, wenn sie im Flugzeug saß – doch so richtig daran glauben konnte sie irgendwie nicht.
Levin wunderte sich, als er das Café betrat, er konnte nur die ältere Dame
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