Schattierungen von Weiß
Restaurant, sie wollte auf keinen Fall in Tränen ausbrechen, das wollte sie auf jeden Fall vermeiden.
Levin war noch in der Uni, als sie nach Hause kam. Mia nahm ein Blatt Papier und setzte sich an den Esstisch, jetzt galt es also, in Worte zu fassen, was für sie selbst immer noch so unbegreiflich war. Was sollte sie ihm denn schreiben?
Sie hasste sich dafür , ihn anzulügen, ihm wehzutun, aber genau das würde sie jetzt tun müssen.
Später wusste Mia nicht mehr, wie viele Anläufe sie für den Brief gebraucht hatte und wie viele Tränen sie beim Schreiben vergossen hatte, irgendwie brachte sie die Worte zu Papier.
Morgen, wenn er in der Uni war, würde sie ihm den Brief aufs Bett legen, ihren Rucksack packen und für immer aus seinem Leben verschwinden.
„Hallo , Süße, wie geht’s dir?“, Levin fand Mia in der Küche, sie bereitete gerade etwas zu essen vor, es roch schon sehr verführerisch.
„Gut, danke“, Mia versuchte, möglichst normal zu erscheinen, und schmiegte sich an ihn.
„Wie war es im Cafe?“, erkundigte er sich.
„Wie immer. Sehr voll, das schöne Wetter zieht einige Leute an. Und wie war dein Tag?“, sie hauchte ihm einen Kuss auf die Nase, dann wandte sie sich wieder dem Essen zu, froh über jede Ablenkung.
Levin stöhnte. „Ätzend, furchtbar dröge, aber ich brauche die Vorlesungen nun mal. Die ganze Woche wird so schrecklich werden.“
„Du Armer“, Mia versuchte ein Lächeln. „Wir können gleich essen.“
„Super, ich sterbe schon vor Hunger“, er schlang noch einmal die Arme um ihre Taille, dann trug er eine Schüssel ins Wohnzimmer.
Er staunte, sie hatte den Esszimmertisch schön eingedeckt und sogar eine Flasche Wein geöffnet. Levin überlegte fieberhaft, hatte er ein Datum vergessen?
„Mia – ist irgendwas Besonderes?“, er ging wieder zu ihr in die Küche.
„Was? Nein, ich dachte… ich dachte nur, ich mache es uns heute ein bisschen nett“, stammelte sie, für einen Moment bekam sie schon Angst, dass er dahinter kommen würde, dass es ein Abschiedsessen war, aber das war ja läc herlich, das konnte er nicht ahnen.
„Super Idee, Maus“, er zwinkerte ihr zu und freute sich auf das Essen. Und auf Mia, vielleicht würde der Abend ja noch ganz besonders schön werden.
Levins Hoffnungen wurden nicht enttäuscht, Mia war sehr anhänglich und verschmust, er genoss ihre Zärtlichkeiten in vollen Zügen, obwohl es ihn schon wunderte, etwas war anders, er konnte es nicht genau definieren, aber da war eine gewisse Traurigkeit in ihren Augen, die ihm nicht entging.
Doch der Abend und die Stunden, die folgten, waren einfach zu schön, um sie dadurch zu zerstören, dass er nachfragte. Das konnte er ja immer noch machen, falls dieser melancholische Ausdruck bei Mia bleiben sollte.
Mia klammerte sich in dieser Nacht wie eine Ertrinkende an Levin fest. Sie wollte sich noch so viel Zärtlichkeit von ihm holen, wie sie bekommen konnte. Sie nahm sich vor, sich jede Sekunde genau einzuprägen, um sie wieder abrufen zu können, wenn sie fort war.
Und sie schlief nicht, sie betrachtete ihn, die Zeit war zu kostbar, um sie mit Schlaf zu vergeuden.
Als er am nächsten Morgen aufstand, hatte sie schon das Frühstück für ihn gemacht, sie versuchte krampfhaft, sich nichts anmerken zu lassen, und hoffte, dass ihr das gelingen würde.
„Hey, was ist los?“, Levin sah, dass sie zitterte, besorgt griff er nach ihren Händen.
„Ich habe schlecht geschlafen, nichts weiter“, versuchte sie ihn zu beruhigen.
„Nach dieser Nacht? Unglaublich“, Levin grinste sie an, dann streichelte er über ihre Wange. „Willst du nicht zum Arzt gehen? Du bist wieder so blass .“
„Nein, Frau Heller braucht mich. Das geht schon, mach dir keine Sorgen“, sie schüttelte den Kopf. „Du… du musst los“, erinnerte sie ihn dann.
„Ja, leider“, Levin seufzte auf, er wollte nicht gehen, irgendetwas stimmte nicht, das sagte ihm sein Bauchgefühl.
Mia war so komisch, sie wirkte wieder krank, und das gefiel ihm nicht. Aber er musste unbedingt in die Uni, da kam er nicht drum herum. Und er wusste auch, dass Mia sehr darauf bedacht war, dass er sein Studium ernst nahm. Er wollte ja selbst auch so schnell und so gut wie möglich fertig werden. Denn nur so konnte er Mia die Belastung mit den Jobs abnehmen.
„Wir sehen uns heute Nachmittag“, Levin zog sie noch einmal in die Arme, Mia gab ihm einen langen zärtlichen Kuss.
„Ja, wir sehen uns“, sie senkte
Weitere Kostenlose Bücher