Schattierungen von Weiß
schrill. „Bist du sicher?“
„Ganz sicher“, Levin schilderte ihr das Gespräch mit Mias Chefin.
„Levin, ich bin mindestens genauso geschockt wie du. Das hätte ich ihr nicht zugetraut, mein Gott, wie konnte sie nur so weit gehen! Was… was wirst du jetzt tun, mein Junge?“
„Ich werde zu ihnen fahren. Ein letztes Mal noch – und dann nie wieder“, erklärte Levin ihr leise.
„Ich fahre mit. Ich habe dazu auch etwas zu sagen“, kam es kämpferisch durch die Leitung.
34
Levin war zu geschockt, um richtig wütend zu sein. Er versuchte den Kopf klar zu bekommen und irgendwie zu verstehen, was geschehen war, aber das war nahezu unmöglich.
Immerhin fiel ihm noch das Geld ein, er machte einen Umweg, um den Umschlag zu holen, dann fuhr er bei Irmi vorbei. Sie war kreideweiß, als sie zu Levin ins Auto stieg.
„Ich kann das alles nicht glauben, mir ist richtig schlecht“, flüsterte sie entsetzt.
„Dann geht es dir so wie mir“, presste Levin hervor. Er musste sich richtig zwingen, sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren, und je näher er dem Haus seiner Eltern kam, umso mehr fing es in ihm zu brodeln an.
Als sie schließlich vor dem Haus ankamen, packte Levin den Umschlag , als er die Hand schon am Türgriff hatte, legte Irmi ihre Hand auf sein Bein.
„Levin, bei allem verständlichen Zorn, versuche ruhig zu argumentieren. Beweise ihnen, dass du über ihnen stehst.“
„Das kann ich nicht versprechen, aber ich versuche es“, er nickte ihr knapp zu, dann gingen sie gemeinsam auf die Haustüre zu.
Levin klingelte, obwohl er einen Schlüssel hatte, seine Mutter machte ihnen die Türe auf.
„Levin. Irmi. Das ist ja mal eine Überraschung“, sie wirkte verblüfft, aber nicht wirklich überrascht, ihr Blick fiel auf den Umschlag in Levins Hand, für einen kurzen Moment entgleisten ihre Gesichtszüge, für Levin war das Beweis genug.
„Überraschung? Warum denn , Ma? Was hast du denn gedacht, wie lange ich brauche, um dahinter zu kommen, was geschehen ist?“, seine Stimme triefte vor Hohn, sein Puls raste, aber noch war er relativ ruhig.
„Ich… ich weiß nicht, was du meinst“, Sonja Webber hatte sich wieder im Griff und spielte die Ahnungslose.
„Sonja, willst du uns nicht hineinbitten?“, mischte sich Irmi ein.
„Natürlich“, Levins Mutter lächelte ihr zu. „Kommt hinein, Vater ist im Arbeitszimmer.“
„Würdest du ihn bitte holen? Was ich zu sagen habe, soll er auch hören, dann brauche ich nicht meine Zeit zu verschwenden, indem ich mich wiederhole“, wies er sie an.
Sonja Webber wirkte bestürzt, aber immer noch behielt sie die Fassung. „Du sprichst in Rätseln, aber natürlich hole ich Vater…“
Levin hielt den Umschlag fest umklammert, als sie auf James Webber warteten. Irmi streichelte immer wieder beruhigend über seinen Arm, aber das half nichts, natürlich nicht.
„Levin“, sein Vater kam mit ernster Miene auf ihn zu. „Was führt dich zu uns? Hast du uns etwas zu sagen?“
Levin lächelte ihn zynisch an. „Allerdings. Nur ich denke, es wird etwas anderes sein, als das, was du erwartest…“
Sein Vater zog die Augenbrauen hoch. „Dann lass mal hören…“, er deutete aufs Sofa, doch Levin schüttelte den Kopf.
„Ich stehe lieber“, sagte er kalt, dann deutete er auf den Umschlag. „Hier ist etwas drin, was dir gehört, oder?“, wandte er sich an seine Mutter.
„Ich verstehe nicht…“, sie reckte den Kopf etwas nach oben, Levins Halsschlagader drohte zu platzen.
„Immer noch nicht? Na gut, Ma, dann erkläre ich es dir“, er machte einen Schritt auf sie zu. „Hier drin sind die elftausend Euro, die du Mia gezahlt hast, damit sie mich verlässt!“, er schmiss den Umschlag in ihre Richtung, aus einem Reflex heraus fing sie ihn auf.
Für einen Moment war Totenstille, dann ergriff James Webber das Wort. „Kannst du mir mal erklären, was das bedeuten soll? Warum sollte deine Mutter so etwas getan haben? Das ist doch völlig lächerlich.“
„Lächerlich ist das falsche Adjektiv. Widerwärtig oder menschenverachtend würden hier besser passen“, antwortete Levin ihm, er musterte seinen Vater eingehend, doch er konnte nicht erkennen, ob er wirklich ahnungslos war. Dafür war er zu sehr Anwalt, er hatte ein Pokerface, das wusste Levin nur zu gut.
„Wie kommst du dazu, mir so etwas zu unterstellen?“, fragte seine Mutter, ihre Stimme war aber nicht mehr so fest wie am Anfang.
„Ma – soll ich es dir wirklich
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