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Schattierungen von Weiß

Schattierungen von Weiß

Titel: Schattierungen von Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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zudringlichen Kerlen und wollte einfach ein bisschen Ruhe haben. Und im Zug war es weitaus angenehmer als in ihrem dreckigen Zimmer in Casablanca.
    „Die Fahrt wird knapp dreieinhalb Stunden dauern“, erklärte der ältere Mann seiner Frau, dann wandte er sich an Mia. „Darf ich Sie etwas fragen?“
    „Ja, natürlich“, Mia sah ihn gespannt an.
    „Reisen Sie alleine?“, er deutete auf den freien Platz neben Mia.
    „Ja.“
    „Sie sind ganz schön mutig, ich würde mich das nicht trauen“, die Frau verzog etwas das Gesicht. „Die Herren hier können ganz schön aufdringlich sein.“
    Mia seufzte auf. „Ja, das stimmt. Deswegen habe ich mir schon ein Kopftuch gekauft.“
    „Wollen Sie sich Marrakesch anschauen? Oder reisen Sie weiter?“
    „Nein, ich möchte nach Marrakesch. Ich habe einen Bildband über Marokko gesehen und fand diese Stadt mit am faszinierendsten.“
    „Das kann ich nur bestätigen“, der Mann lächelte ihr zu. „Ich war schon ein paar Mal dort, beruflich. Jetzt, wo ich Rentner bin, habe ich mir vorgenommen, meiner Frau all die Orte zu zeigen, die mir besonders gefallen haben. Und Marrakesch steht ganz oben auf der Liste“, er streichelte seiner Frau zärtlich über die Wange, Mia war gerührt von dieser kleinen Geste, wieder wurde ihr schmerzlich bewusst, wie einsam und allein sie doch war.
    „Haben Sie schon Pläne, was Sie sich alles anschauen wollen?“, er besann sich wieder auf Mia.
    „Ja“, Mia kramte in ihrem Rucksack und holte den Reiseführer heraus, sie zeigte ihm alle Orte, die sie gerne besuchen wollte.
    „Eine gute Wahl, ich hätte da aber auch noch ein paar Tipps. Wollen Sie sie hören?“
    „Natürlich, gerne“, sagte Mia interessiert.
    Der Mann begann zu erzählen, Mia hing an seinen Lippen. Sie nahm rasch einen kleinen Block und schrieb mit, was er ihr berichtete.
    „Wenn Sie Lust haben, dann schließen Sie sich uns doch an“, lächelte die Frau ihr schließlich zu, als ihrem Mann nichts mehr einfiel.
    Mia schaute sie verblüfft an. Meinte sie das ernst? Aber sie war doch mit ihrem Mann unterwegs, da würde sie doch bloß stören , oder?
    „Wirklich?“, fragte sie deswegen auch total überrascht.
    „Ja, wenn Sie überhaupt mit zwei alten Leuten unterwegs sein mögen“, pflichtete er seiner Frau bei.
    Mia erwiderte scheu das Lächeln der beiden. Das wäre vielleicht wirklich eine gute Idee, vielleicht würde man sie dann eher in Ruhe lassen.
    „Ich… ich würde das Angebot sehr gerne annehmen“, antwortete Mia schüchtern. „Aber… also wenn ich Sie störe, dann sagen Sie mir das aber bitte sofort, ja? Ich möchte Ihnen auf keinen Fall die Reise zerstören.“
    „Warum sollten Sie das tun? Wir haben zwei erwachsene Kinder, die interessieren sich nicht für solche Ausflüge. Wir würden uns freuen“, nickte der Mann.
    Über Mias Gesicht huschte ein flüchtiges Lächeln. „Danke.“
     
     
    „Haben Sie schon etwas herausgefunden?“
    Levin klopfte ungeduldig mit seinen Fingern auf der Schreibtischplatte herum.
    „Was glauben Sie denn? Wir sind doch erst seit gestern an dem Fall dran“, antwortete der Detektiv ungehalten. „Einer meiner Mitarbeiter war am Bahnhof und hat das Foto herumgezeigt, aber keiner konnte sich an sie erinnern. Dann haben wir es bei den Taxifahrern probiert, dort gab es einen kleinen Erfolg, ein Fahrer konnte sich erinnern, sie zum Flughafen gebracht zu haben. Ihre Vermutung, sie könnte nach Marokko abgereist sein, scheint sich also eventuell zu bewahrheiten. Einer meiner Mitarbeiter versucht an die Passagierlisten zu kommen, aber das ist nun mal nicht so einfach, weil verboten.“
    „Ich weiß“, antwortete Levin zerknirscht. „Aber es ist wichtig.“
    „Wir wollen auch noch einmal mit den Leuten in dem Caf é und dem Restaurant reden. Vielleicht hat sie mal eine Bemerkung fallen lassen, wohin sie genau möchte.“
    „Das kann ich übernehmen“, bot Levin ihm an. Er hatte ohnehin vorgehabt, noch einmal mit Frau Heller zu reden, gestern war er viel zu überrascht und entsetzt gewesen.
    „In Ordnung. Wie gesagt, wir sind dran, wir versuchen alle Tricks, um an eine Info zu kommen. Mehr kann ich Ihnen im Moment nicht sagen.“
    Levin bedankte sich bei dem Detektiv , dann suchte er ein Foto seiner Mutter heraus.
    Prompt bekam er ein schlechtes Gewissen, war er wirklich gerade dabei, ihr so etwas zu unterstellen? Er schüttelte über sich selbst den Kopf, vielleicht sah er wirklich schon Gespenster, aber er musste

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