Schattierungen von Weiß
er zu der Kommode im Wohnzimmer, holte einen Umschlag heraus und übergab ihn schließlich an Levin.
Levin hatte ihn staunend beobachtet, jetzt sah er ihn verblüfft an. „Was…?“
„Öffne ihn“, nickte James Webber.
Levin war verwirrt, dann riss er die Augen auf , als er den Umschlag geöffnet hatte. Zum Vorschein kamen ein Hin- und ein Rückflugticket.
„Du fliegst morgen, dann bist du, wenn ich richtig informiert bin, noch vor Mia da“, zwinkerte sein Vater ihm zu. „Der Rückflug ist in zehn Tagen, ach ja, und ich bin sicher, in dem Hotel wirst du dich wohl fühlen, wir haben es für zwei Nächte reserviert, ich denke, du wirst auch noch eine andere Unterkunftsmöglichkeit finden.“
„Aber… und die Termine?“, Levin war viel zu überrascht um irgendwie angemessen reagieren zu können.
„Übernehmen Klaus und ich, das geht schon irgendwie. Kümmere dich um die Angelegenheiten von Mia, das ist jetzt wichtiger“, lächelte er Levin zu.
Levin schüttelte nur den Kopf, dann lachte er leise auf. „Danke“, stammelte er schließlich nur.
„Gern geschehen. Ich hoffe, ihr könnt soweit alles regeln, dass Mia bald hierher nachkommen kann“, sein Vater grinste immer noch breit.
„Das hoffe ich auch“, Levin konnte es immer noch nicht so richtig fassen, dann umarmte er seinen Vater heftig. „Danke…“
Irmi hatte alles mit einem glücklichen Lächeln verfolgt, Levin war schon klar, dass seine Eltern alle Informationen von ihr hatten.
Er blieb noch eine Weile, gespannt kontrollierte er immer wieder sein Handy . Als der erlösende Anruf von Mia kam, dass sie gut in Paris angekommen waren, atmete er etwas auf.
Auf dem Heimweg schaute Levin seine Patentante streng an. „Was hättest du gemacht, wenn ich heute nicht mit zu meinen Eltern gefahren wäre?“
„Dann hätte James mir die Tickets vorbeigebracht und ich hätte sie dir heute Abend gegeben. Du kannst Fragen stellen – du Anwalt“, lachte sie leise auf.
„Hast du ihnen sehr ins Gewissen reden müssen, damit sie eingelenkt haben?“, hakte er misstrauisch nach.
„Nein, nicht sehr. Natürlich waren sie geschockt, als sie erfahren haben, dass mit Sarah Schluss ist. Aber sie haben auch sehr schnell verstanden, dass Mia deine große Liebe ist und dass sie sich jetzt nicht mehr gegen sie stellen dürfen. Ich denke, wenn sie sie erst einmal kennen gelernt haben, werden sie auch einsehen, dass sie wirklich ein ganz besonders reizender Mensch ist. Das wird schon, Levin. Das habe ich im Gefühl“, sie tätschelte Levins Bein.
„Ich hoffe, dein Gefühl trügt dich nicht“, seufzte er auf.
Mia betrachtete die Wolkenformationen, sie hoffte, sich abzulenken, indem sie versuchte, etwas aus den weißen Gebilden zu erkennen, doch wirklich funktionieren tat dies nicht.
Sie war traurig darüber, Levin und ihre Freunde für eine geraume Zeit verlassen zu müssen, auch wenn man das nicht mit dem Schmerz vergleichen konnte, den sie noch vor kurzer Zeit gespürt hatte.
Es war wirklich ein Wunder geschehen, nie hätte sie es für möglich gehalten, dass ihr Leben noch einmal eine so drastische Wendung nehmen würde.
Levin hatte ihr mitgeteilt, wie seine Eltern reagiert hatten , und sie hatte sich sehr darüber gefreut. Doch wenn sie darüber nachdachte, dass sie sie bald kennen lernen würde, also nochmals kennen lernen würde, wurde ihr fast schlecht vor Nervosität.
Sie hatte lange mit Juliette und Philippe über alles gesprochen, auch über das schlechte Gefühl, das sie Sarah gegenüber hatte. Sie hatte ihr den Mann weggenommen und das nagte ganz schön an Mia. Sie wusste schließlich selbst nur zu gut, wie es war, jemanden zu verlieren, den man liebt.
Doch Juliette hatte ihr immer wieder ins Gewissen geredet.
’Man kann nur etwas weggenommen bekommen, was einem auch gehört. Und Levins Herz hat ihr nie gehört, jedenfalls nicht richtig. Sonst wäre er nicht nach so kurzer Zeit zu dir zurückgekehrt.’
Mia rief sich das immer wieder ins Gedächtnis. Vielleicht hatte Juliette Recht, vielleicht wollte sie Mia aber auch nur beruhigen.
Doch alles nachgrübeln darüber brachte nichts, es war nun einmal so gekommen, vielleicht war es doch einfach Schicksal – oder Bestimmung – oder Kismet, wie Faizah dazu sagen würde.
Levin war mehr als aufgeregt, er hatte si ch lange überlegt, wie das Wiedersehen mit Mia ablaufen sollte. Zuerst wollte er vor ihrer Wohnungstüre warten, wie sie das vor kurzem gemacht hatte, dann
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