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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frau, Mr. Wales?«

    »Ich weiß nicht. Das hat sie mir nicht gesagt.«
    »Was war er von Beruf?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wissen Sie, wie alt er war, wie groß? Ob er vielleicht verheiratet war?«
    »Nein.«
    »Hatten Sie einen Verdacht, wer es sein könnte? Ein Freund vielleicht?«
    »Ich weiß nicht, wer ihr Liebhaber war. So etwas hätte sie mir nicht anvertraut.«
    »Aber sie hat Ihnen anvertraut, daß sie einen Liebhaber hatte. Schon interessant, daß sie so etwas einem Ehemann anvertraut, der sie häufig mißhandelt, finden Sie nicht?«
    »Einspruch, Euer Ehren.«
    »Stattgegeben.«
    »Hat eine dritte Person das Geständnis Ihrer Frau gehört?«
    »Natürlich nicht. Wir waren ja im Bett.«
    »Hat sie im Beisein anderer über ihn gesprochen?«
    »Nein. Nur wenn wir allein waren.«
    »Und da ihre Freundinnen bereits ausgesagt haben, daß sie ihnen von einem Liebhaber nie etwas gesagt habe«, fuhr Jess fort, »haben wir anscheinend wieder einmal nur Ihr Wort dafür.«
    Terry Wales sagte nichts.
    »Ihre Frau sagte Ihnen also, sie habe einen Liebhaber; Sie haben sie blutig geschlagen, und die Nachbarn haben die Polizei gerufen«, faßte Jess kurz zusammen und hörte schon den Einspruch Hal Bristols, noch ehe dieser den Mund geöffnet hatte. »Ihre Frau kam doch an diesem Abend ins Krankenhaus, nicht wahr?« sagte Jess, ihre Frage neu formulierend.
    »Ja.«
    »Und wann danach hat Ihre Frau Ihnen eröffnet, daß sie Sie verlassen wollte?«

    »Sie hat mir dauernd damit gedroht, mich zu verlassen, mir die Kinder wegzunehmen, mich zum armen Mann zu machen.«
    »Wann wurde Ihnen klar, daß es ihr ernst war?« fragte Jess.
    Terry Wales holte tief Atem. »Ende Mai.«
    »Sie haben uns erklärt, Ihre Frau habe Ihnen mitgeteilt, daß sie einen Anwalt aufgesucht und die Absicht habe auszuziehen.«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Sie haben ausgesagt, daß Sie sie angefleht haben, ihre Entscheidung rückgängig zu machen.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Warum?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Sie haben uns berichtet, daß Ihre Frau Ihnen sagte, sie habe einen Liebhaber; daß sie Sie verhöhnte; Ihnen vorhielt, Sie seien ein schlechter Liebhaber, ein schlechter Ehemann, ein schlechter Versorger; daß sie Ihnen das Leben zur Hölle machte. Wieso flehten Sie sie unter diesen Umständen an, bei Ihnen zu bleiben?«
    Terry Wales schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich trotz allem, was wir einander angetan haben, immer noch an die Heiligkeit der Ehe geglaubt.«
    »Bis daß der Tod euch scheidet«, zitierte Jess mit grimmigem Spott. »Etwas in der Richtung?«
    »Einspruch, Euer Ehren. Das geht wirklich zu weit!«
    Richter Harris fegte den Einspruch mit einer ungeduldigen Handbewegung zur Seite.
    »Ich wollte meine Frau nicht töten«, beteuerte Terry Wales direkt zu den Geschworenen gewandt.
    »Nein, Sie wollten sie nur auf sich aufmerksam machen«, sagte Jess und sah im selben Moment, wie die Saaltür geöffnet wurde und Barbara Cohen eintrat. Selbst auf eine Entfernung von zehn Metern konnte Jess das Blitzen im Auge ihrer Assistentin sehen. »Euer Ehren, kann ich einen Moment unterbrechen?«

    Richter Harris nickte, und Jess ging zum Anklagetisch.
    »Was haben wir da?« fragte sie, nahm Barbara den Bericht aus den Händen und überflog ihn rasch.
    »Ich würde sagen, genau das, was wir brauchen«, antwortete Barbara mit einem breiten Lächeln.
    Jess hätte beinahe laut herausgelacht. Sie wirbelte herum, aber dann hielt sie inne, auf keinen Fall wollte sie zu begierig erscheinen. Immer mit der Ruhe, sagte sie sich, während sie zum Zeugenstand zurückging. Pirsch dich langsam heran und dann schlag zu.
    »Sie waren also völlig verstört und verzweifelt?« fragte sie den Angeklagten.
    »Ja«, bestätigte er.
    »Und da beschlossen Sie, etwas zu tun, das Ihre Frau aufrütteln würde; das sie zur Vernunft bringen würde.«
    »Ja.«
    »Sie gingen also los und kauften eine Armbrust.«
    »Ja.«
    »Eine Waffe, mit der Sie seit Ihrer Kindheit, als Sie im Sommerlager waren, nicht mehr umgegangen waren - richtig?«
    »Ja.«
    »Wie hieß das Lager, in dem Sie damals waren?«
    »Bitte?«
    »Wie hieß das Lager, in dem Sie damals waren, als Sie lernten, mit Pfeil und Bogen zu schießen?«
    Terry Wales sah seinen Anwalt an, aber Hal Bristols kaum merkliches Nicken hieß ihn die Frage beantworten.
    »Ich glaube, das war Camp New Moon.«
    »Wie viele Jahre waren Sie in Camp New Moon?« fragte Jess.
    »Drei, glaube ich.«
    »Und da hat

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