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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
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mit nichts anderem als einem Morgenmantel bekleidet in der Gegend herumzulaufen“, erwiderte Nicolas und musterte sie leidenschaftslos von oben bis unten. „Ich würde es für angebracht halten, dich davon abzubringen, einen Narren aus dir zu machen.“
    „Mit welchem Recht?“, fuhr sie auf.
    „Einem Ehemann“, entgegnete er unbeeindruckt, „steht es zu sicherzustellen, dass seine Frau seinen Namen nicht in den Schmutz zieht.“
    „Ehemann!“ Carol wurde blass. Sie hatte sich verzweifelt an die Hoffnung geklammert, dass der Priester nicht echt gewesen war, und Nicolas’ Worte wirkten auf sie, als habe man ihr einen Schwall kaltes Wasser übergegossen.
    „Hast du den Priester ausfindig gemacht?“, fragte sie. „War es tatsächlich ein echter?“
    „Er hat seine Gage abgeholt und ist verschwunden“, antwortete Nicolas. „Wie du zweifellos wusstest, hätte ich die Polizei einschalten müssen, um seinen Aufenthaltsort herauszubekommen, nachdem er die Insel verließ. Und wie du zweifellos ebenfalls wusstest, war das etwas, das ich niemals tun würde.“
    „Wieso nicht?“, wollte Carol wissen. „Wir müssen ihn finden!“
    „Es gereicht dir zur Ehre, wie sehr du darauf bestehst, ihn aufzuspüren.“ Nicolas deutete eine spöttische Verbeugung an. „Aber du bemühst dich umsonst, meine Liebe. Es ist ausgeschlossen, dass ich den Mann suchen lasse, daher verfahre ich nach dem Grundsatz ‚im Zweifel für den Angeklagten‘ und gehe davon aus, dass er ein geweihter Priester war …“
    Carol zog scharf die Luft ein, doch Nicolas fuhr unbeeindruckt fort: „… und dass du und ich rechtmäßig getraut sind.“ Er nickte, als er sah, dass sie entsetzt in sich zusammensackte. „Richtig. Es ist eine unerträgliche Situation. Es gibt keine Urkunde, keinen Eintrag ins Heiratsregister. Wir hatten Trauzeugen, das ja, aber sie waren alle Fremde. Und das Beschämendste, nein, das Lächerlichste ist, dass die Eheschließung stattfand, ohne dass einer meiner Angehörigen davon wusste, geschweige denn daran teilnahm. Ich bezweifle, dass du ermessen kannst …“, er machte eine Pause, „… welche Kränkung dies für meine Familie bedeutet.“
    „Wie könnte ich auch?“, gab Carol hitzig zurück. „ Ich bin schließlich nur eine Erpresserin. Und selbstverständlich ist es für mich weder kränkend noch schändlich, dass ich gekidnappt und gegen meinen Willen mit einem despotischen Verrückten verheiratet wurde, dass man mich beschuldigt, eine hinterhältige Intrigantin zu sein, und dass ich hier einkerkert bin.“
    „Sprich leiser“, sagte er. „Sonst denkt Ta Dentella noch, dass du böse auf mich bist, und das könnte sie ziemlich verärgern.“
    „Ich staune über ihre Blindheit“, gab Carol zurück und brachte ein aufgesetztes Lächeln zustande, als die alte Frau den Raum betrat. Auf dem Silbertablett, das sie auf dem Tisch zwischen ihnen abstellte, standen zwei hohe Gläser mit Eiskaffee und ein Teller mit hauchdünnen Waffeln, die nach Mandeln rochen.
    „Du würdest nie ein Wort glauben, das gegen mich gerichtet ist, nicht wahr, Ta Dentella?“, wandte Nicolas sich an seine ehemalige Kinderfrau.
    Die alte Frau nickte lächelnd.
    „Wahrhaftig, die perfekte Anstandsdame“, murmelte Carol, als Ta Dentella wieder in der Küche verschwunden war.
    „Sie kümmert sich hoffentlich gut um dich?“, erkundigte Nicolas sich höflich.
    „Als Gefängniswärterin ist sie die freundlichste Person, die man sich denken kann“, erwiderte Carol. „Hast du keine Angst, dass ich sie niederschlage, ihre Kleider nehme und verschwinde?“
    Nicolas sah sie nachdenklich an. „Nein“, antwortete er unerschütterlich ruhig. „Was hättest du davon wegzulaufen? Würdest du nach Hause fahren und deinen Freunden erklären, dass du einen Mann hinterlistig in eine Ehe manövriert hast, um ihn erpressen zu können, und nun dummerweise verheiratet und leider ohne das ersehnte Geld in den Schoß der Familie zurückkehrst?“
    Carol stieß einen tiefen Seufzer aus und drehte nervös an dem Ehering an ihrem Finger.
    „Hör zu“, sagte sie. „Hat es irgendeinen Sinn, wenn ich dir versichere, dass ich keinen solchen Plan geschmiedet habe? Dass mir die Sache ebenso ein Rätsel ist wie dir? Dass es vermutlich ein übler Schabernack von Elaine oder irgendjemand anderem war …?“ Sie verstummte.
    Der Blick, mit dem Nicolas sie maß, war vollkommen unbewegt. „Lass es“, entgegnete er, „es ist gänzlich zwecklos, dich herausreden

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