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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
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gegen Glas. Wer immer es sein mochte, der sich in dem Raum nebenan betätigte, er war so leise gekommen, dass sie weitergeschlafen hatte. Ob es Nicolas ist?, fragte sie sich benommen. Und wenn, würde sie ihn überzeugen können, sie gehen zu lassen?
    „Wer ist da?“, rief sie. Bevor sie sich aus dem tiefen Sessel hochgezogen hatte, kam eine dunkle, gebeugte Gestalt durch die Küchentür gehuscht, und Carol erkannte die Spitzenklöpplerin, Ta Dentella, Nicolas’ ehemalige Amme. Die alte Frau hielt ihr ein Glas Milch hin.
    „Trinken Sie“, sagte sie und lächelte beruhigend. „Ich habe sie heiß gemacht und Honig hineingetan. Es wird Ihnen guttun.“
    Gehorsam nahm Carol ein paar Schlucke und bemerkte erstaunt, dass sich eine tröstliche Wärme in ihr auszubreiten begann.
    „Sie waren eingeschlafen“, fuhr Ta Dentella fort. „Ich wollte Sie nicht wecken. Aber wenn Sie ausgetrunken haben, helfe ich Ihnen aus dem Kleid, damit Sie ein Bad nehmen können. Und dann mache ich Ihnen etwas Leckeres zum Abendessen. Sie werden sehen, danach geht es Ihnen schon sehr viel besser.“
    Carol protestierte nicht. Sie ließ sich beim Ausziehen helfen, sank in das nach Rosmarin duftende Badewasser und verzehrte das Essen, das genauso köstlich schmeckte, wie die alte Frau es versprochen hatte. Als Ta Dentella sie zu Bett brachte, ließ sie es widerspruchslos geschehen. Die Ereignisse dieses Tages waren derart über sie hereingestürzt, dass es ihr vorkam, als seien sie jemand anderem passiert und als sei es vergeblich, weiter darüber nachzugrübeln, ob Nicolas und sie verheiratet waren oder ob er sie gefangen hielt und was morgen geschehen sollte.
    Nichts schien mehr wichtig. Bevor Carol es bemerkte, war sie in den Schlaf geglitten.

6. KAPITEL
    Als Carol erwachte, war alles schlagartig wieder da. Jede einzelne Begebenheit des gestrigen Tages trat ihr mit beängstigender Schärfe vor Augen. Während sie in der warmen Sonne, mit Blick aufs Meer, frühstückte, hatte sie Zeit, sich zu überlegen, was sie Nicolas sagen würde, wenn er kam. Denn er musste kommen – im besten Fall, um sie gehen zu lassen; wenigstens jedoch, um ihr zu erklären, was er mit ihr vorhatte.
    Ta Dentella beschäftigte sich im Haushalt; mit einer Emsigkeit, die deutlich machte, dass sie sich nicht mit ihr unterhalten wollte.
    „Es gibt eine Zeit zu reden“, erklärte sie nicht ohne eine gewisse Strenge, „und eine Zeit für die Arbeit.“
    So blieb Carol sich selbst überlassen und konnte sich Gedanken darüber machen, welche Argumente oder Bitten sie vorbringen sollte, damit Nicolas zur Vernunft kam. Denn das muss er einfach, sagte ein Teil von ihr beschwörend . Und inzwischen wird sich das ganze Durcheinander von gestern sowieso längst aufgeklärt haben. Sicher hatte er mit Kate geredet und wusste, wer der Darsteller des Priesters war. Nicolas würde kommen und sie gehen lassen und sich entschuldigen – obwohl das bei ihm vielleicht zu viel verlangt war.
    Der andere Teil in ihr grübelte weiter über Nicolas nach, seine Beweggründe, seine Haltung zu Frauen im Allgemeinen, die Verachtung, die er ihr gegenüber hegte, seinen Zorn, seinen Stolz. Selbst wenn er im Unrecht war – würde ein Mann wie er sich dazu überwinden können, es einzugestehen?
    Als Nicolas dann tatsächlich kam, war es fast Mittag, und Carol wurde schnell klar, dass sie sich die Mühe, über das nachzudenken, was sie ihm sagen sollte, ebenso gut hätte sparen können.
    Er gab sich steif und förmlich. Carol fühlte sich, als stünde ihr eine Unterredung mit einem Rechtsanwalt bevor. Es beunruhigte sie, dass ihr Herz vor Aufregung schneller schlug, seit Ta Dentella ihr seine Ankunft gemeldet hatte.
    „Ich bin überrascht, dass du es für nötig befindest zu klopfen“, begrüßte sie ihn ungnädig und zog den weißen Seidenmorgenrock, den Ta Dentella ihr am Abend zuvor gegeben hatte, um sich zusammen. „Ich hätte angenommen, dass du als mein Gefängniswärter kommst und gehst, wie es dir passt.“
    Nicolas setzte sich ihr gegenüber. Sein Blick begegnete ihrem mit ruhiger Beherrschtheit.
    „Du bist nicht im Gefängnis“, stellte er richtig. „Die Tür ist unverschlossen. Du kannst jederzeit hinausgehen.“
    „Willst du damit sagen, das hätte ich gestern Abend tun können? Einfach so?“
    „Jedenfalls, nachdem ich deine Anstandsdame hierher gebracht hatte.“
    „Könnte ich jetzt gehen?“, vergewisserte Carol sich misstrauisch.
    „Es erscheint mir keine gute Idee,

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