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Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Titel: Schauen sie sich mal diese Sauerei an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Nießen
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Feuers Glut ...< Den Rest hab ich vergessen. Helden des Alltags. Geschätzt von der Gesellschaft, verraten von der Politik!« Atemlos fragende Blicke trafen sich. Einer der Feuerwehrleute fand abgekämpft seine Sprache wieder: »Beruhigen Sie sich erst mal, und nicht so viel sprechen ist besser für Ihre Atmung.« »Warum glauben alle, mir sagen zu müssen, ich solle mich beruhigen - und wie soll das eigentlich funktionieren?«, antwortete unser Patient aufsässig. »Jetzt bin ich schon alt und krank und kann nur auf das letzte Gericht warten, aber die können was erleben! Man kann sich doch nur aufregen bei dieser grenzwertig debilen Umwelt, die einen umgibt. Was musste ich alles mitmachen, die Nachkriegsjahre, das Wirtschaftswunder, die 68er, die RAF, den sauren Regen inklusive Waldsterben, Rinderwahnsinn, Perestroika oder wie der Quatsch hieß, Golfkriege, Atomausstieg, Volkszählung, Schweinegrippe und jetzt noch den Klimawandel ... Wissen Sie was? Ist mir doch scheißegal, wenn die Holländer absaufen - dann liegt Aachen halt an der Nordsee! Ich kann nicht mehr!«, ereiferte sich Herr Preuss, bis sein Kopf eine rötliche Färbung annahm und unser Notarzt laut über eine Beruhigungsspritze nachdachte. Herbert Preuss wurde anschließend sach- und fachgerecht auf die »Rettungssänfte« verfrachtet, angeschnallt, um dann unter dem Kommando - vier Mann, vier Ecken, hebt an! - hochgehoben zu werden. »Ganz wichtig, Herr Preuss: Gleich im Treppenhaus legen Sie die Arme verschränkt auf den Bauch. Die Arme bleiben da, bis wir unten sind! Sie halten sich nirgendwo fest, an keinem Kollegen und auch an keinem Geländer! Andernfalls bremsen Sie uns ungewollt, und wir werden alle, Sie eingeschlossen, mächtig auf die Fresse fallen. Haben Sie das verstanden?«, fragte ich eindringlich. »Ja sicher, das ist wie mit der EU. Wenn einer bremst, liegt ein ganzer Kontinent am Boden.« »Schöne Metapher, aber jetzt bitte keine Politik mehr - glauben Sie mir, es ist besser für Ihre Gesundheit«, konterte ich. »Im Grunde ist alles Politik!«, musste Herr Preuss das letzte Wort haben. Er sollte es haben, irgendwann sollte dieser Einsatz ja auch mal zu Ende gehen, und je schneller wir mit dem Abstieg begannen, desto besser. Jeder war irgendwie bepackt, entweder als Träger des Patienten, oder mit medizinischer Ausrüstung beziehungsweise dem Gepäck von Herrn Preuss. So verließ die kleine Karawane die Wohnung und betrat den Flur. Jeder rümpfte noch mal die Nase, als unser Hein noch einen Koffer griff, der einen Meter neben der Wohnungstür auf dem Boden lag. Die fast geschriene Warnung von Herbert Preuss »Das ist kein Gepäck!« kam eine Millisekunde zu spät. Hein hatte nicht bemerkt, dass der Reißverschluss des karierten Stoffkoffers offen war und der Deckel nur lose auflag. Den aus Kunstleder geflochtenen Griff in der Hand vollzog Hein die zu erwartende Aufwärtsbewegung. Der Stoffdeckel klappte auf und geschätzte zehn Liter Fäkalien ergossen sich in unterschiedlicher Konsistenz in den Flur. Heins rechter Schuh wurde von einer zähflüssigen braunen Masse umspült, ehe er sein Malheur bemerkte. Er würgte heftig in Anbetracht des Geschehenen, hatte aber seinen Körper so weit im Griff, dass er sich nicht sofort spontan übergab. Der eh schon penetrante Geruch im Flur wurde jetzt von einer unfassbar übel riechenden Duftwolke verdrängt. Einer der Feuerwehrkollegen konnte als Erster wieder sprechen: »Heilige Scheiße, was war das denn? Von welcher Sau ist dieser Koffer?« Wir mussten nicht lange auf die Antwort warten: »Von mir natürlich!«, antwortete Herr Preuss mit einer entwaffnenden Selbstverständlichkeit. »Mein Klo ist seit zwei Wochen defekt, genau wie der Aufzug. Spülung läuft nicht mehr, da türmt sich die Scheiße auch bis zum Deckel. Anschließend hab ich meinen Putzeimer vollgekackt, und als der auch voll war, musste mein Reisekoffer dran glauben. Ich kann mir ja schlecht 14 Tage in die Hose scheißen!« »Ja, aber Sie hätten doch ...«, versuchte ich eine Frage zu stellen, bevor Herr Preuss mich unterbrach. »Was hätte ich ...? Beim Nachbarn klingeln? Ich bin der Letzte auf dieser Etage. Der Rest der Wohnungen steht leer. Und selbst wenn nicht, wer lässt mich denn zwei- bis dreimal, und natürlich auch mitten in der Nacht, bei sich kacken? Und kommen Sie mir jetzt nicht mit der Hausverwaltung - Saboteure und Ausbeuter, moderne Wohnungspiraten. Wir leben in einer überbevölkerten, sich selbst

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