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Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Titel: Schauen sie sich mal diese Sauerei an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Nießen
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angezündet. Aber welcher Normalsterbliche darf schon ungestraft Türen eintreten oder knacken und anschließend mit einem Wasserschlauch bewaffnet, falls nötig, Ihre Wohnung fluten, um dann zur Krönung noch Ihr Bett zu zertrümmern? Die meisten Leser haben als Kind von solchen oder ähnlichen Dingen geträumt. Halten Sie mich für krank oder gestört - aber solange keine Menschen dabei zu Schaden kommen, macht mir so was Spaß. Während ich also gewissenhaft meiner Aufgabe nachging und das Bett wirklich kurz und klein schlug, nahm ich im Augenwinkel eine Bewegung wahr. Der Haufen Bettzeug hatte sich bewegt. Da, tatsächlich, fast wie bei einer Geburt kam langsam ein Kopf zum Vorschein. Die Haare erkannte ich sofort, es war Valeska, eingerollt ins Bettzeug. Parallel zu dieser Wahrnehmung sauste die Axt erneut ins Holz. Ich hatte bereits ausgeholt und keine Chance mehr, die Bewegung zu stoppen. Mit einem lauten - »Schnnaaafff« - erfuhr das Holz die gewünschte Kaltverformung. Valeskas Kopf verschwand blitzartig zwischen zwei Kopfkissen, ähnlich einer Schildkröte, die Gefahr wittert. Die Axt ließ ich im Holz stecken. Es herrschte Ruhe. Einen Augenblick später kam der Kopf wieder ans Tageslicht. Ich blickte in völlig zugekiffte, rot unterlaufene Augen. Valeska war so zugedröhnt, dass ganz Jamaika neidisch wäre. Leer und ziellos wanderte ihr Blick durchs Schlafzimmer, so, als müsse sie erst die Schärfe einstellen. Sie schien einen schlechten Trip erwischt zu haben, jedenfalls blieben ihre Augen an mir hängen, woraufhin sie hilflos durch die Wohnung rief: »Georg, warum sind die Männer hier? Die Männer! Wer sind die Männer?« Malen Sie sich dieses Bild in bunten Farben vor Ihrem geistigen Auge aus: Sie sind Berufsfeuerwehrmann und machen gerade aus einem angekokelten Doppelbett Kleinholz, als ein bekiffter sprechender Haufen Bettzeug Ihnen die Seinsfrage stellt und wissen will, wer Sie eigentlich sind und warum Sie dort sind. Auch Valeska wurde dem Rettungsdienst zugeführt, sie war zwar etwas hysterisch und weinte leidenschaftliche, dicke südländische Tränen, aber schließlich hatte sie auch einen schweren Start in den Tag gehabt. Wir packten unser Material zusammen, der Rettungsdienst war schon über alle Berge, und die Polizei hob die Straßensperrung wieder auf. Fast so, als wäre nichts gewesen. Während der Rückfahrt zur Wache lief im Radio das schöne Lied How can we sleep while our beds are burning. (Bis hierhin hat Sie die Geschichte vielleicht amüsiert, vielleicht haben Sie mal geschmunzelt oder sogar herzhaft gelacht, aber zartbesaitete oder zur Melancholie neigende Menschen verlassen jetzt besser den Tanzsaal: Valeska und Georg haben im Abstand von zwei Tagen, in genannter Reihenfolge, mit Alkohol und Medikamenten ihrem Leben ein vorzeitiges Ende gesetzt.)

11. Von Pilzen, Fröschen und anderen Dingen
    Keine Macht den Drogen

    Irrend lernt man. Johann Wolfgang von Goethe

    E s war im Wonnemonat Mai, als uns ein Notruf in ein kleines Hotel am äußersten Stadtrand beorderte. Die Anfahrt zur Einsatzstelle würde mindestens acht bis zehn Minuten in Anspruch nehmen, aber Hein und ich genossen die Fahrt. Es war Sonntagnachmittag, kaum Verkehr auf der Straße, ein laues Lüftchen blies durch das heruntergekurbelte Fenster, hier und da standen Kühe auf der Weide, und auf Wiesen und Feldern spross die Saat. Wäre nicht ein Notruf Grund für unsere Unternehmung gewesen, man hätte es für einen Frühlingsausflug halten können. Unser Einsatzort war in einem Stadtteil mit dörflichem Charakter, der infrastrukturell in der Vergangenheit eher vernachlässigt worden war. So richtig wollte die Ansammlung von circa 250 Häusern nicht zum Rest der Stadt passen. Die Straßen waren in schlechtem Zustand, und ein marodes Hallenbad wurde nicht saniert, sondern ersatzlos abgerissen. Außer einer Bäckerei und einem Eisenwarenhandel hatte kein Geschäft des täglichen Bedarfs die Landflucht überlebt. Wirtschaftlicher Leuchtturm war das Hotel Kupferkessel, das früher mal als Privatbrauerei betrieben worden war. Jeder, der einmal dort übernachtet hat, fragt sich, wie dieses Relikt der Gastlichkeit bis heute bestehen konnte. Persönlich frage ich mich auch, wer überhaupt dort übernachtet. Bewohner des Dorfes werden sich kaum hundert Meter weiter ins Hotel legen, Geschäftskunden möchte ich ausschließen, und Firmen, die Monteure unterbringen müssen, sind gleichfalls nicht vorhanden. Wie dem auch sei:

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