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Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Titel: Schauen sie sich mal diese Sauerei an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Nießen
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Diese volkswirtschaftliche Totgeburt eines Hotels war unsere Einsatzstelle. Wir betraten den Eingangsbereich; hinter dem Empfangstresen erwartete uns der Inhaber persönlich. Ein Kerl wie ein Baum, der einen Großteil seiner Haarpracht bereits verloren hatte und dessen Gesicht von einer dicken roten großporigen Nase dominiert wurde. »Lempel mein Name. Bitte folgen Sie mir, wir haben da einen ungelösten Sachverhalt mit einem unserer Gäste«, nuschelte Herr Lempel, um Diskretion bemüht. »Sag mal, Hein, meine ich das nur, oder hat der Kerl gesoffen?«, raunte ich Hein fragend zu. »Wer Sorgen hat, hat auch Likör!«, flüsterte dieser vielsagend ein Zitat von Wilhelm Busch in mein Ohr, während wir Herrn Lempel folgten. Kurze Zeit später standen wir vor Zimmer 61. »Ne Primzahl!«, erklärte ich spontan und ohne jeden Zusammenhang. »Da drin!«, beschied uns der Hotelinhaber knapp, schloss die Tür auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Flur. Für einen Moment schauten wir ihm verdutzt hinterher, um dann unsere Blicke durch das Zimmer schweifen zu lassen. Es war ein kleiner Raum, maximal 15 Quadratmeter. Das Bett ragte halb in unser Sichtfeld, und behaarte Beine kämpften strampelnd mit einem dünnen weißen Laken. Das Zimmer selbst war trist, aber funktional eingerichtet: Tisch, Stuhl, Bett, Schrank, fertig war das Himmelreich. Das Fenster war mit einer von Nikotin vergilbten Gardine geschmückt, und in einer Ecke lag eine gefaltete Rosshaardecke mit der Aufschrift »Eigentum der NVA«. Unser Patient lag anscheinend schlafend auf dem Bett, wälzte sich aber wild von rechts nach links und wieder zurück. Unverständliche Wortfetzen und verschiedenartiges Stöhnen untermalten die Szenerie. »Dann wollen wir mal!«, sagte Hein und rüttelte unseren Patienten mit den Worten »Tach auch, Rettungsdienst!« unsanft an den Schultern. Wie aus schlechten Träumen erweckt, schreckte der junge Mann hoch, schaute uns mit weit aufgerissenen Augen an und sprach ehrfurchtsvoll: »Wahnsinn! Eben die Schneekönigin mit ihrem Kerkermeister und jetzt ein Außenteam vom Raumschiff Enterprise!« »Wie bitte?«, fragten Hein und ich wie aus einem Mund. Der junge Mann brauchte eine Weile, um sich zu orientieren. Wortlos saß er im Bett, schaute sich um und machte dabei den Eindruck, dass langsam, aber sicher seine fünf Sinne zu ihm zurückkehrten. »Heftig, das Zeug, hätte ich nicht gedacht, macht richtig bunte Bilder im Kopf!«, entfuhr es unserem Patienten. Hein nahm erneut Anlauf zur Kontaktaufnahme: »Guten Tag noch mal, Rettungsdienst, dürfen wir Sie kurz körperlich untersuchen?« »Ja sicher, der Wissenschaft darf man nicht im Weg stehen, tun Sie sich keinen Zwang an!« Unser Patient ließ sich erschöpft ins Kopfkissen fallen. Es folgte eine Reihe von Routineuntersuchungen, die aber alle ohne nennenswerte Befunde blieben. Wir bombardierten den gerade Erwachten mit Fragen: »Wie ist eigentlich Ihr Name? Und was meinten Sie eben mit >heftig, das ZeugZeug< denn? Drogen? Wenn ja, welche?« »Langsam, langsam!« Es setzte eine Denkpause ein. »Mein Name ist Hanf, Franck Hanf, der Name ist Programm, ich experimentiere mit alternativen Natursubstanzen, aber nennen Sie mich >The Frog<, das ist mein Szenename, verstehen Sie?«, fuhr Herr Hanf - The Frog - in sprachlicher Zeitlupe fort. »Aber das ist doch nicht legal, geschweige denn gesund!«, bemerkte Hein in vorwurfsvollem Tonfall. Franck verzog angewidert das Gesicht: »Legal, legal, gesund, gesund - was für hässliche Worte! Es gibt Schwarz. Es gibt Weiß. Aber es gibt unendlich viele Stufen von Grau, verstehst du? Das mit dem >gesund< ist ja noch bekloppter, heute ist niemand mehr gesund. Die Schafe der Herde sind höchstens unzureichend untersucht. Eh, hör auf, Alter, jede Hochkultur hatte ihre Drogen, Inkas, Mayas, Griechen, Römer. Aber nicht missverstehen, eh, Kokain, Heroin und der ganze harte Scheiß, das kannst du alles verbrennen. Macht die Birne bräsig, verstehst du. Natur, Natur muss es sein, Bewusstseinserweiterung, Alter, darum geht es.« »Und was haben Sie da so alles experimentell herausgefunden?«, fragte ich interessiert. »Herausgefunden ist das richtige Wort!«, fuhr The Frog in angeberischem Tonfall fort. »Ihr wisst gar nicht, wen ihr vor euch habt, ich bin ein Pionier der Szene. Ich war der Erste, der im Marihuanadreieck Aachen - Köln - Düsseldorf südamerikanische Frösche abgeleckt hat. Natürlich nur die Weibchen. Da blitzt und

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