Schauspieler küssen anders (German Edition)
erhob mich. „Danke, David. Aber ich gehe jetzt. Nein, nein bleib ruhig sitzen. Trink deinen Wein aus.“
Ich flüchtete aus der Bar.
Ich sah auf die Uhr. Susan verspätete sich. Aber das war mir heute egal. Ich hatte wieder unserer Belagerung unbehelligt entweichen können und freute mich auf einen netten Mädel-Abend mit Susan und Carol. Die anderen hatten heute keine Zeit. Mit Kindern und Familie war man nicht immer so flexibel wie ich als … Tja, Single war ich nur noch in den Augen meiner Freundinnen.
Ich wäre ja viel lieber mit Robert ins Kino gegangen, aber das war unter normalen Umständen schon kaum möglich und unter den jetzigen, wo jeder auf das erste Foto von mir an seiner Seite hoffte, absolut undenkbar. Melissa war darin sehr strikt.
Also saß ich am Redondo Pier, genoss meinen Wein und die Aussicht und die Anonymität. In zwei Stunden würde hier ein Open-Air Konzert stattfinden und vorher hätten wir Gelegenheit zu einem gemütlichen Dinner mit anschließenden Cocktails.
Mein Handy spielte den Minutenwalzer von Chopin. Ich öffnete die Textnachricht in der Erwartung etwas zu lesen wie „Muss noch Kind ins Bett bringen, Carol“ oder „Schlimmer Stau auf dem San Diego Freeway, Susan“. Nur, dass sie keinen Text enthielt. Sie zeigte ein Video. Und zwar den Rest des Videos vom Eiffelturm. Diesmal war mein Gesicht zu erkennen. Außerdem mein Stolpern.
Entsetzt starrte ich auf das Display.
„Du siehst aus, als hättest du einen Porno geschickt bekommen.“
Erschrocken sah ich auf.
Susan und Carol waren endlich eingetroffen und setzten sich zu mir.
„Was ist das?“ Carol machte einen langen Hals.
Schnell knipste ich die Aus-Taste.
„Ein unanständiges Foto, wie es schien“ Susan sah mich neugierig an.
„Wer weiß? Vielleicht Robert Faulkner nackt unterm Eiffelturm?“, mutmaßte Carol und kicherte.
Mir wurde schlecht. Woher wusste sie …? Nein, rief ich mich zur Ordnung. Robert war momentan Stadtgespräch. Carol konnte das nicht wissen.
„Ein schmutziger Witz? Oder ein Makabrer?“, riet Susan weiter.
„Weder noch“, sagte ich und trank schnell an meinem Wein. „Carol lag fast richtig. Es ist dieses dämliche Video, das überall die Runde macht.“
Carol sah belustigt aus.
„Ich weiß gar nicht, was daran eine solche Sensation ist. Wer möchte nicht einmal unter dem Eiffelturm küssen? Oh, apropos. Hast du ihn gesehen?“
Ich sah sie wachsam an. „Wen? Robert Faulkner?“
„Quatsch. Den Eiffelturm.“
Erleichtert begann ich von Europa zu erzählen und hielt es genau wie bei David: nur die Sehenswürdigkeiten.
Allerdings gab sich Susan damit nicht zufrieden. Ich hätte mir denken können, dass sie nicht so leicht zu täuschen war.
„Du müsstest fast zur gleichen Zeit dort gewesen sein wie Robert Faulkner“, sagte sie auch prompt, als ich vom Louvre schwärmte.
„Ja, war ich“, gestand ich. „Der Platz mit diesem Obelisken, an dem sein Hotel stand, war komplett abgeriegelt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie laut kreischende Fans tatsächlich sind.“
Das war unverfänglich und nicht gelogen. Und Susan war zufrieden. Carol sah aus, als wolle sie noch mehr Einzelheiten darüber hören, aber in diesem Moment spielte Chopin auf meinem Handy. Ein Anruf.
Ich sah aufs Display und war verblüfft.
Tracy Coleman.
Ich entschuldigte mich schnell bei meinen Freundinnen und ging zum Steg, wo gerade wenig los war. Erst dort nahm ich das Gespräch an.
„Hallo Lisa“, sagte Tracys Stimme und sie klang äußerst zufrieden, was mich sofort misstrauisch werden ließ. „Hast du meine MMS erhalten?“
Es war, als hätte sie mir in den Magen geboxt.
„Deine MMS?“, wiederholte ich heiser.
„Aber ja doch“, zwitscherte sie fröhlich. „Sehr aufschlussreich, was ich da in den Mittagspausen während des Drehs zu Hugh Vincent beobachtet habe. Aber wie ernst es ist, habe ich erst erfahren, als mir das Handy deiner Assistentin Isabel oder so ähnlich in die Hände fiel und Faulkner für dich eine Nachricht darauf hinterließ. Wer hätte gedacht, dass er auf ältere Frauen steht? Oder dass David deswegen ziemlich eifersüchtig sein könnte? Wie, glaubst du, reagiert David, wenn er erfährt, wen Faulkner unterm Eiffelturm tatsächlich knutscht?“
Nicht gut, schoss mir augenblicklich durch den Kopf. Vor allem nicht nach unserem letzten Treffen, wo er mich noch vor Robert gewarnt hatte. David wäre nicht nur eifersüchtig, er wäre auch verletzt und würde sich von mir
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