Schauspieler küssen anders (German Edition)
auch.“ Hörte ich da einen unwilligen Unterton? Doch sofort sprach David weiter. „Er ist erstaunlich reif für seine vierundzwanzig Jahre. Er ist immer gut vorbereitet, hat eine Engelsgeduld. Egal, ob bei den Dreharbeiten oder mit den Teenagern, die ihn belagern. Sehr professionell. Das muss ich ihm lassen. Ich habe mit einigen anderen großen Namen zusammen gearbeitet, die lange nicht so unkompliziert waren wie er.“
Ich hatte mich getäuscht. David war höchstens ein wenig neidisch auf Faulkners Professionalität.
„Wenn du sagst, Teenie-Filme bringen Geld“, hakte ich nach, „möchtest du dann eigentlich lieber etwas ganz anderes machen?“
Er blinzelte mir kurz zu. „Der nächste Film wird ganz anders. Wenn es klappt. Aber darüber spreche ich noch nicht. Wie alle Leute beim Film bin auch ich abergläubisch. Mal was anderes, wie geht es dir und …“
Ich sah ihn verständnislos an.
„Ich meine deine Geschichte vor fünf Monaten“, half er mir auf die Sprünge. Ich schluckte und blickte weg.
„Okay“, sagte ich nur. Ich mochte nicht darüber sprechen. Auch nicht mit David.
„Hör mal, Lisa“, sagte er langsam, „wenn ich irgendetwas …“
„Danke, David“, sagte ich bestimmt. „Ich glaube, ich muss einfach nur nach Hause.“
Er nickte überrascht. „Ich wollte nur … vergiss es. Ich bin auf das nächste Set, den Ballsaal gespannt. Bis morgen Mittag beim Lunch.“
Ich hatte eine sehr unruhige Nacht hinter mir. Als ich morgens in den Spiegel sah, blickte mir eine verhärmte Frau entgegen. Oh Gott. Und so sollte ich perfekt gestylten Hollywoodstars gegenübertreten?
Außerdem hatten meine Bauchkrämpfe wieder zugenommen. Ich schluckte eine Tablette und packte vorsichtshalber noch ein paar zur Reserve ein. Zusammen mit meinem Roman, der seit über einer Woche unangetastet auf meinem Nachttisch gelegen hatte. Wir würden heute Vormittag bereits fertig werden und ich wollte verdammt sein, wenn ich nicht wenigstens heute eine ruhige Mittagspause mit Oliven genießen konnte, ehe ich ein letztes Mal alles überprüfte und dann nach Hause fuhr. Ins Wochenende, das mehr als wohlverdient war.
Ja, die Tabletten machten nicht nur noch müder, als ich ohnehin war, ich wurde auch gereizt. Oder lag es am Schlafmangel?
Oder meinen wirren Träumen? Egal woran, ich wollte nur noch fertig werden und nach Hause.
„Sie mögen Musik.“
Das war keine Frage. Robert setzte sich mir mit einem wissenden Lächeln gegenüber und begann seinen Fisch zu essen.
Ich zuckte die Schultern. „Wer nicht?“, sagte ich und las weiter in meinem Roman.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte er nach einer Weile. Ich blickte auf und sah in sein verwirrtes Gesicht.
„Ich entspanne. Was soll sein?“ Ich wusste, ich hörte mich schnippisch an, aber was sollte ich tun? Ich konnte ihm unmöglich noch mehr verfallen. Wenn er gleich aufstehen und sich woanders hinsetzen sollte, wäre das nur gut.
Redete ich mir zumindest ein. Eine kleine Stimme sagte allerdings auch, dass ich dann schwer enttäuscht wäre.
Roberts Augen verengten sich. „War es das falsche Musikstück?“
„Wie bitte?“
„Na ja, könnte ja sein, dass Sie die Sonate mit irgendetwas verbinden. Einer schlechten Erinnerung zum Beispiel.“
„Nein. Ich mag Chopin.“ Ich sah wieder in mein Buch, allerdings ohne etwas wahrzunehmen.
„Hören Sie auf zu schauspielern, Lisa. Sie lesen nicht.“
Ich stöhnte genervt auf. „Wer hat gesagt, ich würde schauspielern?“
„Sie wollen heute nicht mit mir reden, und ich frage mich, warum. Was habe ich Ihnen getan?“
Was sollte ich darauf antworten?
Du bist zu perfekt, um wahr zu sein? Deswegen ist es besser, du ziehst Leine?
Wohl kaum.
Ich stand auf. „Ich muss zurück zu meiner Baustelle.“
Ich wusste, dass ich ihn gekränkt hatte. Und ich wusste, dass er nicht den Hauch einer Ahnung hatte, weshalb ich mich so verhielt. Ich eilte in die Damentoilette und überließ mich dort meinen Tränen. Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, spritzte ich mir wieder reichlich Wasser ins Gesicht.
Ich fühlte mich schrecklich.
Er stand gegenüber der Toilettentür und wartete auf mich. Beinahe wäre ich zurückgegangen und hätte die Tür wieder zugeschlagen.
Er sah mich nur groß an. In seinen Augen schimmerte etwas, das nach Sehnsucht aussah.
Mein Widerstand schmolz.
„Es tut mir leid“, sagte ich leise.
„Warum nur?“, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. Eine Antwort wäre zu peinlich. „Ist
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