Schauspieler küssen anders (German Edition)
nicht zufrieden. Ich muss los.“
Robert runzelte die Stirn. „Sollen wir diese Szene denn nicht erst in drei Tagen drehen?“
Stimmt, jetzt wo er es sagte, fiel es mir auch wieder ein.
„David ist der Chef. Ich verdanke ihm zu viel, als das ich ihn verärgern möchte.“
Robert erhob sich leichtfüßig und ich quetschte mich viel unbeholfener aus der Bank.
Doch als ich stand, rührte er sich nicht. „Was ist?“, fragte ich.
„Du hast noch nichts zu meiner Eröffnung gesagt?“, erklärte er ernst.
„Oh.“
Richtig. Da war ja noch was. Er hatte mir gesagt, er liebe mich. Ich fühlte mich wieder rot werden.
„Können wir … später … nicht hier zwischen Tür und Angel“, stotterte ich verlegen.
Er lächelte wieder dieses schiefe, verführerische Lächeln, das Millionen Frauen weltweit aufseufzen ließ. Aber diesmal galt es nur mir.
„Klar. Aber wehe, du versuchst dich zu drücken.“
„Tu ich nicht“, murmelte ich.
Er wollte die Tür öffnen.
„Warte!“, rief ich entsetzt.
Erschrocken sprang er zurück. „Was ist?“
„Wir können nicht zusammen aus deinem Wohnmobil aussteigen. Wie sähe das denn aus?“
Einen Moment sah er mich groß an, dann grinste er breit.
Nervös hechtete ich ans Fenster und versuchte, so weit wie möglich den Weg in beide Richtungen zu überprüfen. „Ich glaube, es ist frei“, sagte ich und trat zu ihm.
„Weißt du, Lisa“, meinte er locker, „die Leute könnten eher annehmen, wir hätten uns hier drin geküsst, wenn du dich beim Aussteigen andauernd umschaust, als hättest du etwas zu verbergen. Tun wir doch einfach so, als hätte ich dir meine Briefmarkensammlung gezeigt.“
Er schien sich prächtig zu amüsieren.
Ich verzog das Gesicht. Aber ich gab ihm recht. Wir hatten oft die Pausen gemeinsam verbracht, was war schon dabei, wenn ich mit ihm in seinen Wagen gegangen wäre?
Aber all meine Not war umsonst gewesen. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Ich atmete erleichtert auf.
Robert lachte leise neben mir.
Wir gingen zur Halle und besorgten uns dort eines der weißen Golfmobile. Robert lenkte es sicher durch die Straßen, bis wir endlich vor Halle Siebzehn standen, in der der Ballsaal aufgebaut war.
Robert wich nicht von meiner Seite. Einerseits fühlte ich mich mehr als geschmeichelt, andererseits fürchtete ich, jemandem könnte die starke Spannung zwischen uns beiden auffallen. Ich sah schnell zu Robert. Er wirkte so locker und ruhig wie immer. Er bemerkte meinen Blick und zwinkerte mir kurz zu. Dann waren wir da.
Davids Gesicht war tatsächlich sehr düster, als er uns sah. Luis und Anabel flitzten durch den Ballsaal und ich bemerkte schnell, dass sie überhaupt nicht wussten, was sie tun sollten, denn sie zupften nur hie und da an der Deko. Die Girlanden hingen genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte.
„Wo zum Teufel steckst du?“, fuhr David mich an. „Ich wollte jetzt die Szene vom Ball drehen und stelle fest, dass hier noch nichts fertig ist.“
Ich warf David einen warnenden Blick zu.
„Du hattest es um drei Tage verschoben“, versuchte ich mich zu verteidigen.
„Wir mussten abbrechen und drehen jetzt hier. Sieh zu, dass bis sechs Uhr alles fertig ist. Dann fangen wir an.“ Er übersah mein verdutztes Gesicht und wandte sich an Robert. „Und was tust du hier?“
„Lisa und ich waren gerade zusammen, als ihr Gehilfe anrief.“
Ich eilte schnell weg. Ich fühlte, wie ich rot wurde und wollte das auf keinen Fall David sehen lassen. Außerdem war ich eine so miserable Lügnerin, ich hätte auf die Frage, was wir gemeinsam getan hätten, sicherlich alles verraten. Sollte Robert das regeln. Er war Schauspieler. Er wusste, wie man unangenehme Fragen umging.
Vier Stunden. Mir blieben vier Stunden, wofür ich morgen noch den ganzen Tag eingeplant hatte. Zum Glück hatte ich mir genaue Notizen zu meinen Vorstellungen gemacht, die einen Motto-Abschlussball betrafen.
Kolibris auf der Achterbahn
Ich hatte es geschafft. David konnte rein gar nichts auszusetzen haben, denn der Saal war trotz der knappen Zeit so geworden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Luis und Anabel waren sofort nach unserer Arbeit nach Hause gegangen. Sie waren fertig nach all der Hektik und den Anstrengungen. Ich hätte ebenfalls am Ende sein müssen, aber ich war viel zu aufgekratzt.
Als Robert am Set erschienen war, hatte mein Herz wieder angefangen, unkontrolliert schnell zu schlagen. Er warf mir durch all die Menschen, die um ihn herumwirbelten,
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