Schauspieler küssen anders (German Edition)
sein wunderbares schiefes Lächeln zu und ich fühlte, wie mir das Blut zu Kopf stieg. Er sah großartig aus im schwarzen Smoking. Keiner der anderen anwesenden Darsteller oder Komparsen konnte mit ihm verglichen werden. Er sah ebenso elegant und schön aus wie James Bond.
Die Sean Connery- oder Pierce Brosnan-Version wohlgemerkt.
Schlagartig fiel mir ein, dass dieser Robert Faulkner mir heute Mittag eine Liebeserklärung gemacht hatte.
Eine ziemlich überzeugende.
Als er an mir vorüberging, um sich für die Szene aufzustellen, sagte er leise, sodass nur ich es hören konnte: „Bitte warte auf mich.“
Ich nickte leicht. Dann sah ich zu, wie das Licht eingestellt wurde, die Schauspieler ihre Plätze einnahmen, die Kameras den richtigen Winkel suchten. Robert hielt seine Partnerin Rachel zum Tanzen im Arm und unterhielt sich mit ihr. Beide lachten über etwas, das er sagte.
„So, alles fertig. Wir proben die Szene und dann drehen wir“, rief David in den ganzen Tumult.
Ich überlegte, dass ich verschwitzt und müde war und eigentlich auch noch etwas zu Essen gebrauchen könnte.
Weshalb sollte ich warten? Das hier würde noch Stunden dauern. Doch als hätte Robert meine Gedanken gelesen, suchte sein Blick mich wieder.
Ich lächelte ihm zu.
Ja, ich würde bleiben.
Und wenn ich darüber einschlief.
Nach über einer Stunde wurde eine Pause angesetzt. Obwohl ich mich ganz in den Hintergrund zurückgezogen hatte, fand Robert mich, als hätte ich einen eingebauten GPS-Chip.
„Noch eine Stunde, dann sind wir wohl fertig“, meinte er und reichte mir einen Kaffee.
Ich nippte dankbar.
„Du hast wahre Wunder bewirkt in der kurzen Zeit, die du nur hattest“, sagte er anerkennend.
„Aber ehrlich gesagt, würde ich mich gerne etwas ausruhen und ausgiebig duschen“, gestand ich ihm.
„Oh, entschuldige. Natürlich.“ Er fasste in seine Hosentasche und reichte mir einen Schlüssel.
„Meine Garderobe. Du weißt, wo die Schauspielergarderoben sind? Ich habe ein Bad darin. Nimm einfach, was du brauchst.“
Ich schluckte. Die Versuchung war groß, aber es war ungefähr so, als ob er mir seinen Wohnungsschlüssel gegeben hätte. Es war so … intim.
Meine Sehnsucht nach einer heißen Dusche siegte. Ich nahm mit zitternden Fingern den Schlüssel aus seiner Hand.
„Wir machen weiter“, rief David von vorn. Ich konnte sehen, wie er sich suchend umsah. Ehe er uns entdecken konnte, sprang ich auf.
„Danke. Bis später“, sagte ich leise und verschwand.
Es war zum Glück niemand im Flur, als ich Roberts Garderobentür öffnete. Eine typische Künstlergarderobe, ein weißer Raum mit spärlicher Möblierung. Aber überall lagen seine Sachen. Auf einem Ständer waren Kostüme, auf einem Stuhl ordentlich gefaltet seine Privatkleidung. Auf der Couch lag ein aufgeklapptes Buch. Neugierig trat ich näher. Ein aktueller Krimi-Bestseller. Auf dem Tisch stand ein Familienfoto. Er sah definitiv seiner Mutter ähnlich. Nur die männliche Ausgabe davon. Die hohen Wangenknochen, die geschwungenen Augenbrauen (obwohl seine Mutter da bestimmt nachhalf) und die großen, blauen Augen. Er hatte auch die dunkelblonden Strähnen von ihr geerbt. Oder waren die nicht echt?
Ich riss mich zusammen.
Das waren seine Privatsachen, Himmel noch mal.
Ich ging durch die zweite Tür und stand in einem kleinen, weiß gekachelten Bad. Auf der Ablage über dem Waschbecken lag Rasierzeug (Nassrasierer), Deo und Haarbürste. In der Dusche stand ein Duschgel. Ich schnupperte. Aha. Daher sein guter Geruch. Nur leider etwas zu männlich für mich.
Einen Moment lang wurde ich doch neidisch. So karg die Garderobe auf den ersten Blick wirkte, sie war Luxus inmitten der Hektik und den Hunderten von Menschen, die ohne ein solches Asyl jeden Tag in diesen Studios auskommen mussten. Und ich war mir sicher, dass diese flauschigen, weißen Handtücher ebenfalls ein Privileg darstellten.
Ich duschte lange und ausgiebig und hätte viel dafür gegeben, wenn ich frische Kleidung hätte anziehen können. Aber Roberts T-Shirts kamen einfach nicht in Frage. Das wäre viel zu auffällig gewesen. Es reichte, dass ich bereits nach seinem Duschgel roch.
Die Dusche hatte mich wieder ein wenig munterer gemacht und ich wollte umgehend ans Set zurück. Ehe ich in den Flur trat, lauschte ich an der Tür.
Niemand hatte mich gesehen und ich ließ mich wieder ganz hinten am Set auf der Kiste nieder. Alle Darsteller tanzten in der Kulisse des Ballsaals. Um Robert und
Weitere Kostenlose Bücher