Schauspieler küssen anders (German Edition)
du das möchtest?“, fragte ich unsicher.
„Ich möchte dich in meinen Armen halten. Außerdem riechst du immer so gut.“
Es war sehr selbstsüchtig, aber ich wollte, dass er blieb.
Ein paar Tage später fuhr ich zu Susan. Sie freute sich und mein zweites Patenkind fiel mir jubelnd um den Hals. Ich hatte die Kleine viel zu lange vernachlässigt. Dabei war sie so süß. Sie konnte nicht wissen, dass ihr Anblick mich jedes Mal Überwindung kostete. Ihre großen, schokoladenbraunen Kulleraugen versetzten mir ein ums andere Mal einen Stich. Klein-Lisa schenkte mir ihr neuestes Bild. Früher hätte ich mit ihr aus dem Buch vorgelesen, das ich ihr mitgebracht hatte, und wir hätten gemeinsam Lego gebaut. Jetzt konnte ich nur noch das Bild bewundern, dem Kind über den Kopf streichen und hoffen, dass es irgendwann besser wurde. Am liebsten bald. Sonst war sie zu groß und würde mir mein Verhalten auf ewig übel nehmen.
Susan hatte allen Grund, enttäuscht zu sein, aber sie ließ es mich nie merken.
„Hast du jemanden kennengelernt?“, fragte Susan, als ihr Töchterchen sich nach ein paar Minuten an ihren Barbies zu schaffen machte.
„Wie kommst du darauf?“, fragte ich ehrlich erstaunt.
„Ich weiß nicht. Du lächelst viel mehr, du bist so fröhlich und du siehst glücklich aus.“
„Meine Arbeit ist toll“, sagte ich ausweichend und begann von den Requisiten zu erzählen, die ich bereits an Land gezogen hatte.
Ich wusste selbst nicht, warum ich nicht einmal mit meiner besten Freundin über Robert sprechen wollte. Dabei musste ich höllisch aufpassen, damit ich mich nicht verplapperte.
Aber wovon ich ihr erzählte, war David und seinen Eröffnungen.
„Und du hast trotzdem wieder zugesagt?“ Susan sah mich kritisch an.
„Ich will diesen Film machen“, sagte ich trotzig und fühlte mich schon wieder schlecht. Was würde Susan wohl sagen, wenn sie von Robert und dessen Reaktion erfuhr? Und dass ich ihm etwas verheimlicht hatte?
„Verstehe ich, aber glaubst du nicht, David will damit nur Zeit schinden? Wenn ihr beide euch demnächst wieder Tag für Tag seht, wird er bestimmt wieder damit anfangen.“
„Susan, was hätte ich tun sollen? Zum ersten Mal in meinem Leben ist Europa in greifbare Nähe gerückt. Wenn ich diesen Film nicht mache, weiß ich nicht einmal, ob ich das nächste halbe Jahr mein Haus halten kann.“
„Apropos. Kann es sein, dass dein Telefonanschluss kaputt ist? Andauernd kommt: Kein Anschluss unter dieser Nummer.“
Mir wurde warm. „Ich habe ihn abgemeldet, weil ich kaum noch da bin. Ich bin ab sofort nur noch über mein Handy zu erreichen.“
Susan sah mich mitleidig an. „Oh. So schlimm? Na, dann halte dich von David einfach so gut es geht fern.“
So langsam überkam mich ein beklemmendes Gefühl.
„Ich muss jetzt fahren. Es war ein wunderschöner Nachmittag. Ich freue mich auf unser Wanderwochenende.“
Auf dem Heimweg fuhr ich bei Stephanies neuer Praxis vorbei. Stephanie war wie erhofft da. Und meine Mutter. Stephanie fiel mir freudestrahlend um den Hals. Ohne zu zögern half ich kurzerhand die Wände fertig zu streichen und eine Blumenranke in eine Ecke zu malen. Das ging wesentlich besser, als ich gedacht hatte, und eine Stunde später war ein Raum komplett fertig gestrichen und berankt.
„Wow. Du hast echt Talent“, sagte Mum anerkennend. „Mir kommt es vor, als hättest du dich noch verbessert. Oder hat dich die Muse geküsst?“
„Die Muse war’s wohl nicht“, meinte Stephanie trocken, „aber diese Küsse würden mich auch inspirieren. Küsst er wirklich so toll, wie es im Kino rüberkommt?“
„Meinst du etwa, es sind keine Filmküsse?“ Mum war entsetzt. „Lisa, sag nur, er küsst tatsächlich andere Frauen – und das in aller Öffentlichkeit? Wie kannst du das ertragen?“
„Ich habe mit ihm ein Abkommen. Ich knutsche so lange Rachels Freund Steven.“
Mum sah mich schockiert an und Stephanie machte große Augen. „Cool. Sieht der auch sexy aus?“
Weil sie mir diese Lüge tatsächlich abkauften, klärte ich nichts auf und versprach, morgen Abend wiederzukommen und zu helfen. Ehe ich ins Auto stieg, hörte ich meine Mutter empört zu Stephanie zischen: „Das kann nicht sein, ich bin mir sicher, dass Schauspieler anders küssen!“
Ende der Woche war Stephanies Praxis fertig gestrichen. Melanie und ich fuhren mit ihr Möbel kaufen und wir hatten einen sehr schönen Tag. Stephanie erwähnte Robert mit keinem Wort und am Abend hatte
Weitere Kostenlose Bücher