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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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konnte.
    Daraufhin verschwand der Dschinn wieder in seiner Schlucht, und der Händler machte sich rasch auf den Weg zurück in seine Heimatstadt, wo er ganz gerecht all seine Schulden bezahlte, und alles, was man ihm schuldete, eintrieb. Und am Ende sagte der Händler seinen Freunden und seiner ganzen Familie ein letztes Lebewohl und kehrte wie versprochen zu jener Stelle zurück, an welcher der Tod auf ihn wartete.«
    DIESMAL WIRD DIE GESCHICHTE
    VOM GESANG DER VÖGEL UNTERBROCHEN
     
    An dieser Stelle hielt Scheherazade inne, um Atem zu schöpfen. Und ihre jüngere Schwester, die liebliche Dunyazad, ergriff das Wort und sagte: »Hört! Der Morgen ist schon fast hereingebrochen! Ich höre die Vögel, wie sie ihr Lied singen!«
    »In der Tat, du hast recht«, erwiderte Scheherazade ein wenig bestürzt. »Ich habe wieder einmal viel zu lange geredet. Und es ist wirklich die allergrößte Schande, daß ich es nur geschafft habe, einen winzigen Teil meiner Geschichte vorzutragen. All die erstaunlichen Wunder und Abenteuer, die noch folgen, müssen jetzt wohl unerzählt bleiben.«
    »Ja, das ist in der Tat eine Schande«, stimmte der König ihr zu. »Und um jenes wirklich angenehme Vernaschen tut es mir ebenso leid!«
    »Nun, Ihr seid der König«, entgegnete Scheherazade mit honigsüßer Stimme. »Und wenn Ihr das Gefühl habt, daß Ihr auf jedes weitere Vernaschen verzichten könnt, ganz zu schweigen von dem Genuß, meine immer spannender werdende Geschichte zu Ende zu hören, nun, dann habe ich Verständnis dafür, selbst wenn mich diese Eure Entscheidung den Kopf kosten sollte!«
    »Nein, nein!« rief der König aus. »Ich kann dich ein solches Opfer nicht bringen lassen! Mein schnelles, fürchterliches Schwert kann sicher noch bis morgen abend warten!«
    »Wie Ihr wünscht«, erwiderte Scheherazade mit dem zufriedenen Lächeln einer Frau, die die Gegenwart eines solch weisen Königs genießt.
    »Kommt«, rief der König seinen Sklaven zu, die sich taktvoll im Hintergrund gehalten hatten, »Scheherazade und Dunyazad werden in meinem Harem auf mich warten, während ich meinen Amtsgeschäften nachgehe. Und dann, heute nacht...« Der König hielt inne, als fiele es selbst ihm in seiner Erhabenheit und Größe nicht leicht, die richtigen Worte zu wählen.
    »Und die heutige Nacht«, schlug Scheherazade vor, »wird noch phantastischer werden als die Nacht davor.«
    »So sei es!« stimmte der König zu und klatschte in die Hände, wie er es für gewöhnlich tat, um seine Diener und Sklaven aufzufordern, seinen Wünschen Folge zu leisten.
    Und so geleitete man Scheherazade ohne Umschweife in ihre neuen Gemächer, ein Heim, wie es zu anderen Zeiten einer Königin durchaus würdig gewesen wäre. Doch dieser Harem hatte unter der fatalen Neigung des Königs zu leiden gehabt, schöne Köpfe von zierlichen Schultern zu trennen, und dunkle Mächte waren sogar bis in diesen weit im Innern gelegenen Teil des Palastes eingedrungen.
    Scheherazade und ihre Schwester Dunyazad jedoch betraten diese Gemächer wohlgemut. Denn wie sollten sie auch ahnen, daß nicht in den Nächten, sondern an den Tagen die tödlichen Gefahren auf sie lauerten?

Das 5. der 35 Kapitel,
    in dem gelehrte Unterhaltungen über das Leben und den Tod geführt werden und über einige Wesen, die in einer Welt dazwischen existieren.
     
    Und so kam es also, daß Scheherazade und Dunyazad in König Shahryars großen Harem geführt wurden. Und wahrlich, es war ein gar prunkvolles Gebäude mit mehr als fünfhundert Gemächern für die Nebenfrauen und Gespielinnen des mächtigen Königs und noch einmal ein, zwei Dutzend prächtig ausgestatteten Räumen mehr für seine Lieblingsfrauen. Dann gab es da natürlich noch die großen Gemeinschaftshallen, einschließlich eines riesigen Badehauses – mit einem Schwimmbecken von der Größe eines Marktplatzes – und einem Garten, der größer war als so manches Dorf. Ein riesiges Kuppelgewölbe überspannte jedes einzelne der Gemächer, und die Wände waren bedeckt mit Tausenden von Wandteppichen der unterschiedlichsten Farben, alle natürlich fein aufeinander abgestimmt und sogar die Aberhunderte von steinernen Säulen waren ohne Ausnahme mit phantastischen Mustern von Blumen und Vögeln in glänzendem Gold überzogen.
    Auch wenn es unbestreitbar war, daß den beiden Schwestern als erstes die Größe dieser Gemächer auffiel und als zweites deren prunkvolle Ausstattung, kam es ihnen doch recht schnell als drittes

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