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Scheidung auf Griechisch

Scheidung auf Griechisch

Titel: Scheidung auf Griechisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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bei dir entschuldigen”, erwiderte er bedrückt. “Wenn ich gewusst hätte, welche Probleme ich dir dadurch mache, wäre ich sicher nicht nach Athen gekommen.”
    “Mir ist ohnehin nicht klar, was du dir davon versprochen hast”, teilte sie ihm rundheraus mit.
    “Inzwischen frage ich mich das auch”, gab Clive unumwunden zu. Er stand auf der Schwelle und wirkte trotz seiner Größe wie ein unsicherer kleiner Junge. “Ich konnte ja nicht ahnen, dass dein Mann mich für deinen …”
    Rücksichtsvoller hätte er nicht andeuten können, was Leandros ihnen unterstellte. Zu ihrem Leidwesen war sie allerdings nicht ganz unschuldig daran, dass Leandros diesen Verdacht hegte. Schließlich hatte sie ihm mehrfach bestätigt, dass Clive und sie ein Verhältnis hatten.
    “Vergiss nicht, dass er Grieche ist”, sagte sie vielmehr zu sich selbst. “Seit unserer Ankunft beobachtet er mich heimlich. Als er gesehen hat, dass ein Mann in meiner Begleitung reist, ist seine Fantasie mit ihm durchgegangen. Inzwischen ist er entschlossen, lieber die Ehe fortzusetzen, als mich an einen anderen Mann zu verlieren.”
    “Hast du da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden?”
    Die Frage stellte sich ihr schon seit geraumer Zeit, aber eine schlüssige Antwort hatte sie immer noch nicht gefunden.
    Ihr Zögern schien Clive neuen Mut zu geben, denn er kam nun langsam auf sie zu.
    Unwillkürlich musste sie Leandros zugestehen, dass seine Beschreibung durchaus zutreffend war. Clive war tatsächlich ein blonder Hüne, der vor Kraft kaum laufen konnte. Er war genau das, was man unter einem Muskelpaket verstand – und nicht wenige Frauen hatten eine besondere Schwäche für solche Männer. An Gelegenheiten mangelte es ihm nicht, denn er arbeitete in einem Fitnesscenter, das vor allem von mehr oder weniger jungen und einsamen Frauen besucht wurde.
    Sie schätzte an ihm allerdings vor allem seine inneren Qualitäten, denn trotz der rauen Schale war er ein gutmütiger und stets hilfsbereiter Nachbar und Freund – mehr aber auch nicht.
    “Du hast gehofft, dass ich nach dem Wiedersehen mit Leandros froh bin, dich in meiner Nähe zu haben, stimmt’s?”, fragte sie.
    “Deine Mutter hielt es zumindest nicht für ausgeschlossen”, erwiderte Clive ausweichend, ehe er den Mut fand, sich zu ihr zu setzen. “Und hoffen wird ein Mann ja wohl noch dürfen”, fügte er hinzu.
    Und eine Frau träumen, ergänzte Isobel in Gedanken. Ihr Traum saß vier Etagen tiefer und war sicher damit beschäftigt, seiner Schwiegermutter den Gedanken schmackhaft zu machen, in seine Luxusvilla umzuziehen. Und wie sie ihn kannte, würde es ihm auch problemlos gelingen.
    “Es tut mir leid”, flüsterte sie.
    Clive setzte sich zu ihr aufs Bett und legte ihr den Arm um die Schultern. “Was willst du jetzt tun?”
    Ich würde viel darum geben, wenn ich es wüsste, dachte Isobel bedrückt. Einen Moment war sie versucht, sich an ihn zu schmiegen und ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Doch es half alles nichts. So wohltuend seine Nähe und sein Verständnis waren, Clive war und blieb für solche Vertraulichkeiten der falsche Mann – selbst wenn sie es sich in diesem Augenblick anders gewünscht hätte.
    “Ist das nicht ein schönes Bild?”
    Leandros’ beißender Sarkasmus erschreckte sie so sehr, dass Isobel unfähig war, sich zu bewegen. Clive hingegen reagierte wie ein Schuljunge, den man auf frischer Tat ertappt hatte. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, zog er die Hand zurück und sprang vom Bett auf.
    Erst als er auf Leandros zuging, änderte sich seine Haltung, und einen Moment lang fürchtete Isobel, er würde ihm die Antwort auf seine Frage mit den Fäusten geben. Aber Leandros schien sich auf den Konflikt zu freuen, denn er ließ seinen Rivalen nicht aus den Augen. Als sich die beiden an der Tür trafen, sahen sie sich feindselig an, ehe sich Clive schweigend an ihm vorbeidrängte und den Raum verließ.
    Leandros ließ die Tür mit einem Fußtritt ins Schloss fallen. “Der Wagen ist da”, sagte er schroff. “Lester und mein Fahrer verstauen gerade den Rollstuhl deiner Mutter im Kofferraum.”
    “Du hättest ihnen lieber helfen sollen, anstatt mir nachzuspionieren”, erwiderte Isobel trotzig.
    “Damit du dich in Ruhe von deinem Liebhaber verabschieden kannst?”
    “Clive ist nicht mein Liebhaber! Er ist ein guter Freund, nicht mehr und nicht weniger!”
    Erst als sie es ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, dass sie ihre letzte Trumpfkarte ausgespielt

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