Scheidung auf Griechisch
Leandros, dass sie plötzlich zum Angriff überging und mit Fäusten auf ihn einschlug. Doch lange reichte ihre Kraft nicht, so dass Isobel schließlich aufhörte – allerdings nicht ohne laut zu fluchen.
“Hörst du mir jetzt endlich zu?”, fragte er ungeduldig.
“Du lügst mich ja doch nur an!”, platzte sie verzweifelt heraus und nahm angewidert die Fotos in die Hand. “Wie oft hast du mir geschworen, dass sie dir nichts bedeutet! Wie soll ich dann das hier verstehen?”, erkundigte sie sich sarkastisch und hielt ihm das oberste Bild direkt vors Gesicht. “Stehst du etwa nicht an Deck deiner Yacht und hältst sie in deinen Armen? Ist sie bis auf diesen lächerlich knappen Tanga etwa nicht nackt?”
“Ich gebe ja zu, dass es so wirkt …”
Eine schallende Ohrfeige ließ ihn verstummen, ehe Isobel ihn mit der nächsten Aufnahme konfrontierte. “Ist es vielleicht dein Doppelgänger, der mit ihr in deiner Kabine liegt und Siesta hält?”
Bevor sie erneut zuschlagen konnte, umfasste Leandros ihr Handgelenk und nahm die Fotos an sich. “Wie oft soll ich denn noch sagen, dass es sich um Fälschungen handelt?”, fragte er wütend, weil Isobel sich nicht überzeugen ließ.
“Du verschwendest deine Zeit”, erwiderte sie unversöhnlich. “Ich glaube dir ohnehin kein Wort mehr.”
“Das solltest du aber”, entgegnete er aufgebracht. “Wir sind nicht die Einzigen, die Abzüge bekommen haben.” In aller Kürze erzählte er ihr von den Anrufen, die ihn im Büro erreicht hatten. “Irgendjemand will einen Skandal provozieren, um uns auseinanderzubringen. Wenn wir jetzt nicht zusammenhalten, hat er sein Ziel schon so gut wie erreicht.”
Ganz überzeugt schien Isobel noch immer nicht, doch Leandros wusste inzwischen, wie er seine Behauptung beweisen konnte.
Um keine wertvolle Zeit zu verlieren, ging er zu dem Computer, der zu ihrem Fotolabor gehört hatte, und vergewisserte sich, dass alle Geräte richtig verkabelt waren. “Komm her”, forderte er sie bestimmt auf und legte sein Jackett ab. “Du kennst dich besser damit aus als ich.”
“Der Computer ist drei Jahre nicht benutzt worden”, wandte sie ein. “Selbst wenn er noch läuft, sind die Programme inzwischen hoffnungslos veraltet.”
“Wir müssen es zumindest versuchen”, wies Leandros ihre Bedenken zurück. “Eine andere Chance haben wir nicht.”
Allmählich begriff sie, dass er es ernst meinte. Dennoch stand sie nur widerwillig vom Bett auf und setzte sich an den Computer. Sie schaltete die Geräte ein, und zu ihrer Überraschung funktionierten diese tadellos.
“Was jetzt?”, fragte sie skeptisch.
“Jetzt scannen wir die Fotos ein und vergrößern sie.” Er öffnete den Deckel des Scanners und legte das erste Bild auf die Glasscheibe. “Dann werden wir ja sehen, ob ich Recht habe oder nicht.”
Ohne vom Sinn ihres Tuns überzeugt zu sein, fuhr Isobel mit der Maus über den Bildschirm und drückte mehrere Male auf die rechte Taste, bis das Gerät schließlich seine Arbeit aufnahm. Gespannt sah sie auf den Bildschirm. In wenigen Augenblicken würde sich herausstellen, ob Leandros gelogen oder die Wahrheit gesagt hatte.
Was von beidem sie sich wünschte, war ihr selbst nicht klar. Erfahren zu müssen, dass ihr Mann eine Affäre mit einer anderen Frau gehabt hatte, wäre schlimm. Unerträglich jedoch war der Gedanke, dass es Menschen geben sollte, die vor nichts zurückschreckten, um anderen wehzutun.
“Wer kann diese Fotos aufgenommen haben?”, fragte sie Leandros, während sich das Bild allmählich aufbaute. “Selbst wenn er ein Teleobjektiv benutzt hat, muss er sich dir immer noch bis auf wenige Schritte genähert haben.”
“Nicht er, sondern sie”, erwiderte er gequält. “Dahinter kann nur Chloe stecken.”
“Bist du dir bewusst, was du da sagst?”, fragte Isobel entgeistert. Trotz allem traute sie seiner Schwester eine solche Abscheulichkeit nicht zu. “Warum sollte sie so etwas machen?”
“Um ihren Willen durchzusetzen”, antwortete er. “Von klein auf hat sie davon geträumt, dass einer ihrer Brüder ihre beste Freundin heiratet. Spätestens mit Nikos’ Hochzeit nächste Woche hat es sich endgültig erledigt, und nun will sie sich rächen.”
“Wenn sie sich an euch rächen wollte, wäre es doch für sie viel leichter gewesen, Nikos und Carlotta auseinanderzubringen”, wandte Isobel ein.
“Sie scheint dem Gerücht geglaubt zu haben, dass ich Diantha heiraten will”, erinnerte er sie unsanft.
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