Scheidung auf Griechisch
Vertrauen wurde denn seit Tagen auf eine denkbar harte Probe gestellt und trotzdem bei jeder Gelegenheit in Zweifel gezogen?
Um es Leandros unmissverständlich klarzumachen, stieg auch sie aus. Als sie die Tür zuwarf, drehte er sich um und sah sie über den roten Ferrari hinweg an. Alles war wie damals, als sie sich auf der Automobilausstellung begegnet waren – nur dass sich dieses Mal statt eines leidenschaftlichen Flirts ein handfester Streit anbahnte.
“Wenn du mich umbringen willst, mach nur so weiter”, sagte Isobel sarkastisch. “Aber vielleicht darf ich dich darauf hinweisen, dass mir mindestens genauso übel mitgespielt wurde – und zwar vor allem von dir”, fügte sie verächtlich hinzu. “Du lässt mich nach Athen kommen, um dich scheiden zu lassen. Kaum bin ich hier, überlegst du es dir wieder anders. Dann taucht plötzlich das Gerücht auf, dass meine Nachfolgerin schon in den Startlöchern steht und dich nur wirtschaftliche Erwägungen daran hindern, sie zu heiraten. Du beteuerst, dass kein Wort davon stimmt, und erwartest, dass ich dir glaube. Schließlich werden mir diese Fotos zugespielt, und selbst wenn es Fälschungen sein sollten …”
“Es
sind
Fälschungen”, unterbrach Leandros sie. “Das weißt du ganz genau.”
“Glaubst du, deswegen würde es weniger wehtun, sie ansehen zu müssen? Glaubst du, es wäre leicht, Diantha gegenüberzustehen und mir all die Lügen über euch anzuhören? Wenn es denn Lügen sind”, fügte sie verbittert hinzu. “Einige Punkte stehen nach wie vor unwidersprochen im Raum, und je länger du schweigst, desto mehr habe ich das Gefühl, dass wir in dieselbe Sackgasse geraten sind wie vor drei Jahren.”
“Das kannst du doch nicht miteinander vergleichen”, widersprach er bestimmt.
“Und ob ich das kann!”, wies sie seinen Einwand zurück. “Du führst dich genauso auf wie damals. Für dich bin ich eine Trophäe, mit der du deinesgleichen beweisen kannst, was für ein toller Hecht du bist, aber meine Gefühle interessieren dich einen Dreck.”
“Wie kannst du so etwas nur sagen?”
“Weil es so ist!”, platzte Isobel wutentbrannt heraus. “Oder warum verschweigst du mir, welche Rolle dieser verdammte Ehevertrag wirklich spielt? Warum spionierst du mir nach, als wäre ich eine schamlose Ehebrecherin? Warum widersprichst du nicht, wenn ich mich als Flittchen bezeichnen lassen muss, das dir ein Kind unterschieben wollte? Stattdessen jammerst du mir die Ohren voll, wie ungerecht die Welt und insbesondere Diantha zu dir ist.”
Mit jedem Satz hatte seine Fassungslosigkeit zugenommen, und der letzte schien ihm endgültig die Sprache verschlagen zu haben. Im nächsten Moment hielt ein silberfarbener Mercedes neben ihnen.
“Habt ihr eine Panne?”, erkundigte sich der Fahrer.
Erst als sie in der Frau auf dem Beifahrersitz ihre Mutter erkannte, begriff Isobel, dass ihr das Schicksal zu Hilfe gekommen war.
“Nein”, erwiderte sie, “aber Sie können mich mitnehmen.” Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte sie sich auf die Rückbank.
“Was ist mit Lean…?”
“Fahren Sie!”, fiel sie Theron Herakleides in Wort. Sein befremdeter Gesichtsausdruck verriet, dass er diesen Ton weder gewohnt war noch hinnehmen wollte.
“Tu, was sie sagt.” Erst als Silvia die Aufforderung wiederholte, erfasste Theron den Ernst der Situation. Ohne noch einmal nachzufragen, legte er den Gang ein und fuhr los.
Kaum war das Auto seines Onkels hinter der nächsten Kurve verschwunden, wurde Leandros klar, wie unmöglich er sich aufgeführt hatte. Jeder Vorwurf, den Isobel ihm gemacht hatte, war berechtigt, denn einen größeren Egoisten als ihn gab es sicher auf der ganzen Welt nicht.
Lieber wäre es ihm gewesen, wenn sie es ihm schonender beigebracht hätte. Abgesehen davon, dass er es nicht verdient hatte, war Diplomatie allerdings noch nie ihre Stärke gewesen. Doch anders kannte er Isobel nicht – und so, wie sie war, liebte er sie.
Warum stehe ich dann noch hier?, fragte sich Leandros. Sekunden später saß er im Auto und startete den Motor. Die wenigen Kilometer bis zur Villa legte er in Rekordzeit zurück. Trotzdem fand er Therons Auto leer vor, als er vor der Haustür hielt.
Er glaubte genau zu wissen, wo er Isobel finden würde. Deshalb lief er durch die Eingangshalle, ohne nach rechts und links zu sehen, und auf dem Weg ins Obergeschoss nahm er drei Stufen auf einmal. Als er endlich ihr Zimmer erreicht hatte, blieb er vor der geschlossenen Tür
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