Scheinbar verliebt
gesprochen.“
„Und deshalb bin ich seltsam? Ich kann nicht einfach ein paar Tage freimachen und mich zurücklehnen.“
„Doch, das kannst du.“
Er verstand diese Frau einfach nicht. Alle anderen, mit denen er sich vorher getroffen hatte, schienen ihn für die Perfektion in Menschengestalt zu halten. Er hätte jetzt ein bisschen Verständnis und Mitgefühl gebrauchen können, doch das war nicht möglich bei Richterin Lucy in ihrem Supergirl-T-Shirt.
„Ich meinte doch nur, dass meine Kampagne auch vor Feiertagen keinen Halt macht. Die Uhr tickt und es gibt immer noch viel für mich zu tun.“ Vor allem jetzt, wo er endlich vorankam.
„Du könntest Zeit mit deiner Schwester verbringen.“
„Und sie in ihrem Teenagerzorn stören?“
„Sie beobachtet dich, wenn du nicht hinschaust. Wenn du redest, hängt sie an deinen Lippen.“
„Wenigstens einer“, murmelte er.
„Finley braucht ihren großen Bruder. Und deine Eltern – sie wollen einfach nur ein paar Tage mit ihrem Sohn verbringen.“
Er griff in die Hosentasche und suchte nach seinem Handy. Er musste nur kurz seine Nachrichten checken.
Lucy griff nach seiner Hand und hielt sie fest. „Kannst du nicht einfach wirklich hier sein?“ Das flüssige Feuer in ihren Augen raubte ihm den Atem. „Hier geht es um mehr als nur um deine körperliche Anwesenheit. Sie wollen dich hierhaben.“
Die Schuld flüsterte und verspottete ihn in seinen Gedanken. Selbst wenn er die Wahl gewinnen würde, wäre er nicht halb so gut wie Will. Alex hatte sein Bankkonto gefüllt, während Will Kindern das Leben gerettet hatte. Er wollte seinen Eltern – der Welt – einfach etwas beweisen.
„Gute Nacht, Lucy.“ Er war es müde, nachzudenken, und sein Körper sehnte sich nach Ruhe.
Sie schüttelte den Kopf und schenkte ihm ihr wissendes Lächeln. „Du hast Angst.“
Wusste sie, dass er sie mit einer Hand hätte hochheben können? „Ja klar. Wir sehen uns morgen früh.“
„Diese Menschen lieben dich.“
„Sie haben aber auch hohe Erwartungen, die ich nicht erfüllen kann.“
„Zum Beispiel?“
„Vergiss es.“ Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Diese Unterhaltung war beendet.
„Die Welt dreht sich nicht um dich.“ Ihre Stimme klang scharf. „Warum stehst du nicht deinen Mann und bist ein guter Sohn und Bruder?“
Kein Supermodel der Welt hatte es je gewagt, so mit ihm zu reden. Keines.
„Du kannst froh sein, dass du eine Familie hast, mit der du diese Tage verbringen kannst. Und anstatt deine Dankbarkeit zu zeigen, denkst du nur an dich und deine dumme Wahl und daran, wie lästig du bist.“
„Das stimmt nicht, ich –“
„Weißt du, wo deine Wähler sind, Mr Selbstverliebt? Sie sind zu Hause. Verbringen Zeit mit ihren Familien. Und weißt du, woran sie bestimmt nicht denken?“ Sie sah ihn an, als hätte sie den größten Narren des Universums vor sich. „An dich.“
Sie benahm sich falsch. Sie sollte doch eigentlich auf seiner Seite sein, die kleine Verräterin.
„Du hast mir mal gesagt, dass du im Spiel immer das Beste gegeben hast.“ Ihr Haar sprang bei jedem ihrer wütenden Worte auf und ab. „Tja, weißt du was, Spitzentyp? Im Moment sehe ich nur, dass du eine ganz armselige Show ablieferst.“
„Du verstehst das nicht.“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen und hatte die Hände zu Fäusten geballt. „Ich kann das jetzt einfach nicht.“
„Natürlich kannst du es. Du tust doch auch so, als würdest du mich lieben.“ Ihr Lächeln fuhr ihm durch Mark und Bein. „Was bedeutet da schon ein weiterer kleiner Betrug?“
Sie schlug die Tür vor ihm zu.
Alex wandte sich um, nur um Julian mit großen Augen hinter sich stehen zu sehen. Er hielt die Controller der Wii-Station in seinen Händen.
„Frauen“, sagte er. „Man kann nicht mit, aber auch nicht ohne sie.“
33. Kapitel
D em Duft von gebratenem Speck folgend, öffnete Alex mit nassen Haaren seine Zimmertür. Er beugte sich gerade nach unten, um seine Schuhe anzuziehen, als sich auch Lucys Tür öffnete und sie vor ihm stand. Ihr kalter Blick hätte selbst den stärksten New York Warrior umgehauen.
Mühsam richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, um sie wenigstens so zu überragen. Sie hatte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden und blonde Strähnen umrahmten ihr zorniges Gesicht.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, murmelte sie.
Sie würde sich schon etwas mehr anstrengen müssen. „Du bist immer noch böse auf mich, aber unten sitzt
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