Scheinbar verliebt
er für Wills Leben dankte, konnte sich Lucy kaum beherrschen, nicht zu Alex zu sehen. Sie konnte seine Anspannung wie einen Sonnenbrand auf ihrer Haut spüren.
Noch während des Amens reichte Alex Lucy eine Schale mit gemischten Früchten und berührte sie dabei am Arm. Musste er so dicht neben ihr sitzen?
„Hast du gut geschlafen, Schatz?“ Er ließ eine Waffel auf ihren Teller plumpsen.
Sie blinzelte zutraulich und verstärkte ihr Lächeln. „So gut wie lange nicht mehr, Liebling .“
„Wirklich?“
„Mhm.“
„Also, ich habe nicht viel geschlafen.“ Clare zog mit dem Löffel lange Sirupfäden. „Wer auch immer die Controller der Wii-Station hat, soll sie gefälligst rausrücken, sonst bekommt Alex sein Geburtstagsgeschenk nicht.“
Julian schnaubte. „Ich bin sicher, er wird zu traurig sein, wenn er seine „Weinkiste des Monats“-Abonnement nicht bekommt.“
Donna nahm ihrem Ehemann die Butter weg und platzierte sie außerhalb seiner Reichweite. „Lucy, Alex hat uns von Saving Grace berichtet. Sie leisten dort ja eine unglaubliche Arbeit.“
„Gott hat uns wirklich gesegnet“, sagte Lucy.
Clare strahlte, ganz die stolze Großmutter. „Ein paar von den Mädchen sind schon etwas schwierig. Lucy führt sie liebevoll, aber bestimmt.“
„Sie brauchen einfach nur jemanden, der auf ihrer Seite steht.“ Lucy wischte sich mit ihrer Serviette einen Krümel aus dem Mundwinkel. „Wir wissen, dass ihre Chancen auf ein normales Leben enorm steigen, wenn sie jemanden haben, der sie unterstützt.“
„Ich liebe es, wenn jemand so leidenschaftlich bei seiner Arbeit ist“, sagte Marcus. „Was inspiriert Sie?“
„Das ist eine lange Geschichte.“ Lucy schnitt ihre Waffel in kleine Stücke, wohl wissend, dass Kohlenhydrate und Bikinis sich nicht vertrugen. „Aber es ist definitiv das, was mein Auftrag ist.“
„Lucy macht einen unglaublichen Job“, warf Alex nun ein. „Ihre Mädchen lieben sie.“
Sie würde sich nicht von seinen schmeichelnden Worten einfangen lassen. „So viele von ihnen wurden zurückgewiesen, ausgestoßen und sind mit dem Gedanken aufgewachsen, dass sie nichts wert sind.“ Erinnerungen stiegen in Lucy auf, doch sie schob die dunklen Wolken beiseite. „Sie müssen lernen, darauf zu vertrauen, dass sie für Gott unglaublich wertvoll sind.“
Alex’ Augen lagen auf ihr. „Kommt mir bekannt vor.“
„Wo wir gerade von Ablehnung reden“, sagte Finley. „Alex, wie alt warst du, als Ma und Dad dich zum ersten Mal alleine zu Hause haben übernachten lassen?“
Marcus warf seinem Sohn einen scharfen Blick zu.
„Ähm.“ Alex nahm einen langen Schluck von seinem Saft. „Achtundzwanzig?“
„Wir lassen dich nicht eine Woche lang alleine“, sagte Marcus. „Und jetzt Schluss damit.“
„Nächste Woche gibt es im CNN-Hauptquartier eine Ehrenfeier für Will, aber Finley kann es sich ihrer Meinung nach eigentlich nicht leisten, wegzufahren“, erklärte Donna. „Sie hat ein Cheerleadingturnier.“
„Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen.“
„Es ist eher dein Freund, der uns Sorgen macht.“ Marcus betrachtete seine Tochter. „So, wie du dich in letzter Zeit verhalten hast, können wir dir nicht vertrauen, wenn du alleine hierbleibst oder dich mit Freunden triffst. Also kommst du mit uns.“
„Komm schon, Dad“, wandte Alex ein. „Vertrau ihr doch.“
„Vor drei Wochen hat sie sich aus dem Haus geschlichen.“
Marcus mochte so reich sein wie Donald Trump, doch auf der anderen Seite war er einfach nur ein besorgter Vater. Lucy bewunderte ihn dafür. Wie wäre ihr eigenes Leben verlaufen, wenn Steven Deveraux genauso integer gewesen wäre?
Dann kam ihr plötzlich eine Idee.
Aber sie konnte doch nicht … er würde sie umbringen.
„Sie könnte doch bei Alex wohnen.“
Ein ängstlicher Schauer lief ihr über den Rücken, als seine braunen Augen sich drohend auf sie senkten. „Ich bin zu beschäftigt“, sagte er. „Ich kandidiere für diese kleine Sache da. Du hast vielleicht schon davon gehört – den Kongress.“
Mit verschränkten Armen demonstrierte Finley äußerste Gleichgültigkeit. „Pfff. Als würde mein Bruder mich bei sich übernachten lassen!“
Lucy wollte nicht lockerlassen. Alex musste Zeit mit seiner Schwester verbringen. Außerdem wäre es eine nette kleine Revanche dafür, dass er sie so in die Ecke gedrängt hatte. „Natürlich würde er es tun. Erst neulich hat mir Alex erzählt, dass er dich viel zu selten sieht.
Weitere Kostenlose Bücher