Scheinbar verliebt
Jiminez’ Enkelin hat dieses Frühjahr dort geheiratet und es war einfach wunderbar unter den moosigen Bäumen und –“
„Ladies!“ Alex legte wie zum Schutz seine Hand auf Lucys Hüfte. „Keine Hochzeitsplanung heute Abend. Jedes Mal, wenn Lucy mir eine ihrer Brautzeitschriften unter die Nase hält, bekomme ich noch mehr Lust, sie einfach mit nach Vegas zu nehmen.“
Brautzeitschriften? Na warte. Bei dem Spiel konnte sie mithalten. „Liebling, du warst doch derjenige, der fragen wollte, ob Michael Bolton am fünfzehnten Zeit hat.“
Sein Griff um ihre Hüfte spannte sich an und sein Lächeln erstarrte. „Ich glaube, du meinst Bono.“
„Nein nein. Es war Mr Bolton.“ Jetzt legte sie ihrerseits den Arm um ihn und stupste ihn an. „Ich weiß es noch genau, weil deine erste Wahl Donnie und Marie Osmond gewesen waren, aber das konnte ich dann doch nicht akzeptieren.“ Sie zwinkerte den Frauen zu und lachte. „Er liebt diese schreckliche Retromusik.“
Alex’ Gegenangriff wurde vom Erscheinen seiner Schwester unterbrochen. „Das ist so gemein!“ Sie starrte ihre Mutter böse an. „Dad hat mir das Handy weggenommen. Dazu hat er kein Recht.“
Donna entschuldigte sich und ging zu ihrer aufgelösten Tochter. „Er bezahlt die Rechnung, also hat er jedes Recht der Welt. Wir wollen dieses Wochenende als Familie verbringen und miteinander reden. Wenn ich noch mal eine Kurzmitteilung von dir bekomme, wenn du direkt neben mir sitzt, schmeiße ich das Ding ins Meer.“
„Aber wie soll ich dann mit Kyle reden?“ Finley hatte ihr Teenagerjammern zu einer Kunstform ausgefeilt.
„Gar nicht“, sagte ihr Vater, als er zu ihnen trat. „Und den Computer kannst du auch vergessen.“
Finley starrte ihn entsetzt an. „Niemand behandelt seine Kinder so wie ihr. Ihr seid so daneben.“
Donna warf ihrem Mann einen Blick zu. „Du bist so schrecklich alt.“
Er nickte langsam. „Wenn ich doch nur cooler sein könnte. Vielleicht, wenn ich mir eine von diesen eng anliegenden Jeans kaufen würde … “
Donna tätschelte den Arm ihres Mannes. „Du kannst einfach meine ausleihen.“
Finley schnaubte, rollte mit ihren Sinclair-Herzbrecheraugen und stürmte die Treppe hinauf.
Marcus und Donna tauschten einen Blick aus, den nur tapfere Seelen verstanden, die Teenager großzogen. Oder Wölfe. „Willkommen in unserem glücklichen Heim“, sagte Donna mit einem Seufzen. „Ich war einmal eine fröhliche, selbstbewusste Mutter.“
„Und dann wurde Finley siebzehn.“ Marcus streckte ihnen ein Tablett mit Limonade entgegen. Er bediente Clare als Erste.
„Wenn Will und ich uns so benommen hätten, hättet ihr uns aus dem zweiten Stock geworfen.“ Alex nahm ein Glas und reichte es Lucy.
„Sie macht gerade eine schwere Zeit durch“, sagte Marcus. „Also versuchen wir, ihr ein bisschen Freiraum zu geben.“
„Die Nachricht von Will hat sie schwer getroffen“, sagte Donna. „Wir wollen, dass dieser vierte Juli etwas ganz Besonderes für sie wird.“
Marcus nickte. „Und wenn wir wieder zu Hause sind, gehen wir zu Plan B über.“
„Was ist Plan B?“, fragte Julian.
Donna lachte leise. „Im Moment denke ich über einen Elektroschocker nach.“
Ihr Ehemann lächelte. „Oder ein Kloster.“
* * *
Alex gab den Gastgeber und wies allen ihre Zimmer zu. Lucys lag seinem gegenüber im ersten Stock und während sie ihren Koffer auspackte, hatte er seinen neben ihren gestellt.
„Ich schlafe lieber auf der rechten Seite“, hatte er gesagt.
Mit einem Lachen hatte sie ihn aus dem Zimmer geschoben. Doch er war sofort wieder zurückgekommen und sie hatten sich eine Stunde lang zusammengesetzt und einfach nur geredet.
Es war eine Weile her gewesen, seitdem sie sich ohne Unterbrechungen hatten unterhalten können. Alex lag viel daran, dass Lucy sich entspannte. Wenn sie es nicht tat, würden sie dieses Wochenende niemals durchstehen. Es war klar, dass seine Eltern wegen dieser sich schnell entwickelnden Beziehung äußerst neugierig waren und sein Herz schmerzte, wenn er daran dachte, was eine aufgelöste Verlobung für sie bedeuten würde. Und er hatte keine Ahnung, was in Finleys Kopf vorging. Momentan war sie mit allem unglücklich. War es nicht erst gestern gewesen, als sie im Garten Hüpfseil gesprungen war? Und jetzt nahm sie ein Mittel gegen Menstruationsschmerzen.
Sein Handy klingelte und er zog es aus der Tasche.
Kat.
Er starrte den Namen auf dem Display an, bevor er es ausschaltete. Nicht heute
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