Scheinbar verliebt
Sie konnte ihn einfach nicht herunterschlucken. „Ich wusste nicht, dass du hier bist.“ Sie hatte nur für einen Mann in der Kapelle Augen gehabt.
In seinem anthrazitfarbenen Anzug sah Matt umwerfend aus. Trotzdem zeigte ihr Herz nicht die geringste Reaktion.
„Ich habe mich gefragt, ob wir beide uns irgendwann mal treffen könnten“, sagte er. „Zum Reden.“
Sie schüttelte den Kopf. „Besser nicht.“
Er trat einen Schritt auf sie zu und sie konnte sein vertrautes Parfum riechen. „Ich kann das einfach nicht geschehen lassen“, flüsterte er mit rauer Stimme. „Ich weiß, dass ich dich verletzt habe. Aber ich weiß auch, dass wir zusammengehören.“
Sie stellte den Kuchenteller ab und schüttelte ein paar Krümel von ihren Fingerspitzen. „Matt, du magst mich, weil es angenehm war. Vertraut. In Dallas wurdest du aus deiner gewohnten Routine gebracht.“ Lucy lächelte schwach. „Sehr lange habe ich deine Stabilität geschätzt. Ich habe die Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft geliebt. Dass du jeden Tag zur Arbeit gehen würdest, mir ein Dach über dem Kopf bieten könntest und jeden Abend zum Abendessen zu Hause sein würdest. Ich konnte deiner Liebenswürdigkeit vertrauen und deiner Berechenbarkeit.“ Wieso hatte sie geglaubt, dass sie den Rest ihres Lebens mit Matt verbringen könnte? „Ich habe dich geliebt. Aber die Sicherheit, die du geboten hast, habe ich noch mehr geliebt.“
Seine Augen durchbohrten sie. „Und was genau willst du von Sinclair?“
„Liebe ist alles, was ich will.“ Ihr Ringfinger sah schrecklich nackt aus. „Und dieses Mal werde ich mich nicht mit weniger zufrieden geben.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Matt auf die Wange. „Und das solltest du auch nicht tun.“
41. Kapitel
A lex saß alleine in seinem Büro und drehte einen Kugelschreiber in der Hand. Er hatte allen für den Abend freigegeben und das Gebäude war leer.
Genauso wie er.
Er warf den Stift auf den Schreibtisch, wo er gegen das Telefon prallte und dann auf den Boden fiel.
Ich liebe dich.
Lucys Worte hallten in seinem Kopf wider. Ihren Gesichtsausdruck, als sie ihm diese Worte gesagt hatte, würde er nie wieder vergessen können. Und auch nicht, wie er sie von sich gestoßen hatte. Dass er ihr nicht geben konnte, was sie brauchte und verdiente. Es passte einfach nicht in seinen Plan. Abgesehen davon, dass Lucy ihm zu einem besseren Ruf hatte verhelfen sollen, hatte er sie auch deshalb ausgewählt, weil er geglaubt hatte, mit ihr auf der sicheren Seite zu sein. In jemanden wie Lucy würde er sich mit Sicherheit nicht verlieben.
Doch dann hatte er sie näher kennengelernt. Sie war ihm gewachsen gewesen. Hatte ihn zum Lachen gebracht. Sie hatte sich nicht von seinem Aussehen, seinem Namen oder seinem Geld beeindrucken lassen. Wenn Lucy ihn ansah, sah sie den wirklichen Alex.
Den Alex, den eigentlich niemand kennenlernen sollte.
Die Wahl war in zwei Wochen. Alex wusste nicht, ob Lucy ihr Versprechen halten und zu ihm stehen würde, aber er konnte sich nicht vorstellen, wie es ohne sie weitergehen sollte. Er brauchte sie immer noch. Das Problem war nur, dass sie ihn nicht brauchte. Sie besaß genug Geld und hatte feste Vorstellungen davon, was sie wollte.
In seinem Smartphone sah er sich die aktuellsten Umfragewerte an. Sein Vorsprung war gering, hatte sich aber stabilisiert. Der Gedanke daran, dass er verlieren könnte, hatte Alex nachts schweißgebadet aufwachen lassen. Sein Versuch, in den Kongress zu gelangen, war alles gewesen, was ihn bisher angetrieben hatte. Er hatte nicht weiter als bis zur Wahl gedacht. Wenn er nicht gewann, war er nur ein weiterer erfolgloser ehemaliger Spitzensportler. Doch was brachte ihm das alles, wenn Lucy nicht an seiner Seite war?
Gott, was soll ich tun?
Sein Bruder war weg. Jetzt Lucy. Vielleicht sogar seine Karriere.
Was blieb ihm da noch übrig?
* * *
Lucy betrat Clares Haus und schloss die Tür hinter sich. Sie würde gleich ihre Sachen packen und dann morgen von hier verschwinden, egal ob ihre Wohnung fertig war oder nicht. Es war höchste Zeit, dass sie in die richtige Welt zurückkehrte.
„Da bist du ja!“ Julian fing sie im Foyer ab. „Komm, komm.“ Mit wedelnden Händen bedeutete er ihr, ihm zu folgen. „Komm zu uns ins Wohnzimmer.“
Lucy fand es immer noch seltsam, dass Julian und sie sich nun duzten, doch da sie in letzter Zeit so viel miteinander durchgestanden hatten, war es wohl nur die logische Konsequenz
Weitere Kostenlose Bücher