Scheinbar verliebt
damit ich eine überzeugendere Verlobte abgebe?“
„Du bist mir wichtig.“ Er rutschte neben sie und zwang sie, ihn anzusehen. „Und es gibt keinen Grund, warum wir uns nicht wie bisher treffen können. Auch nach der Wahl. Du bist ein wichtiger Teil meines Lebens.“
„Wie wichtig?“
Er sagte nichts.
„Was passiert am fünfzehnten Oktober?“
Alex atmete tief ein. „Wir sagen den Leuten, dass wir viel zu tun haben und mehr Zeit brauchen, um die Hochzeit vorzubereiten. Es wird kein Problem sein.“
„Oh doch, es ist ein Problem.“ Ihr Lachen war bitter. „Verstehst du es nicht? Ich bin nicht besser als alle anderen. Ich habe mich in dich verliebt und dachte, ich sei etwas Besonderes. Weil das mit uns Frauen eben so ist, Alex. Wir alle dachten, wir seien etwas Besonderes für dich.“
„Das bist du auch.“ Seine Stimme hallte von den Wänden der Kapelle wider. Er erhob sich. „Ich habe mein Leben noch nie so für jemanden geöffnet, wie ich es bei dir getan habe. Du und ich, wir passen gut zusammen – das musst du zugeben. Willst du das alles wegwerfen, weil ich noch keinen Trautermin reservieren will?“
„Und wo genau siehst du uns in Zukunft?“
„Ich will, dass wir zusammen sind. Warum müssen wir gerade jetzt über die Zukunft reden? Du willst doch nicht einmal die Frau eines Politikers sein.“
Nein, aber sie wollte Alex’ Frau sein.
„Eine Hochzeit passt nicht in meinen Plan“, sagte er frustriert. „In dieser Hinsicht war ich immer ehrlich. Und du weißt auch, dass die Politik ein Teamsport ist. Bist du wirklich bereit, dein Leben an der Seite eines Abgeordneten zu verbringen und Tag aus, Tag ein von der Presse belagert zu werden? Willst du so etwas heiraten?“
„Du sagst, du wüsstest nicht, was nach der Wahl mit uns passiert, aber ich weiß es. Jeder, der schon mal einen Artikel über dein Privatleben gelesen hat, weiß es. Du wirst mich noch für ein paar Wochen um dich haben, mich dann eines Tages anschauen und dich fragen, warum du mich überhaupt gebraucht hast. Du wirst wichtige Dinge zu tun und Menschen zu treffen haben. Und ich werde nicht mehr in deinen Zeitplan passen.“
„Das ist nicht fair.“
„Und da sich die Geschichte immer wiederholt, wird dir irgendwann langweilig mit mir werden und du entlässt mich aus deinen Diensten. Ich bin sicher, du wirst das sehr charmant regeln – du wirst es so aussehen lassen, als könnte mir nichts Besseres passieren. Als würdest du mir damit einen Gefallen tun.“
Er versuchte nicht einmal, sich zu rechtfertigen. Sein Spielzügebuch war kein Geheimnis.
„Also gehst du einfach weg?“ Wut schwang in seiner Stimme mit. „Löst die Verlobung auf?“
„Ich stehe zu unserem Vertrag. Aber am Wahlabend bin ich weg. Du kannst dir die Geschichte zurechtbiegen, wie es für dich und die Presse am besten passt. Und du kannst sogar dein Geld behalten. Wie sich nämlich herausgestellt hat, bin ich sogar ein kleines bisschen reich.“ Sie zog sich den Diamantring vom Finger. Es war eine weitere Lüge, die sie sich nicht länger anschauen konnte. „Und den kannst du auch wiederhaben.“
Er drehte ihn mit grimmigen Blicken zwischen den Fingern. „Gut.“ Lucy hatte seinen Stolz gekränkt und ihn da getroffen, wo es noch keine Frau gewagt hatte. „Dann geh doch. Dann bekomme ich meine Wählerstimmen und du bekommst was?“
„Hoffentlich das, was von meiner Würde noch übrig ist.“
„Ich habe dir niemals etwas vorgemacht in Bezug auf unsere Vereinbarung.“
„Stimmt. Aber ich habe mir selbst etwas vorgemacht.“ Ihr Herz war wie ein Glas, zerbrochen in seinen Sportlerhänden. „Aber dieses Mal werde ich nicht diejenige sein, die zurückgelassen wird.“
* * *
Lucy ging alleine auf die Hochzeitsfeier in der Empfangshalle der Kapelle. Sie musste sich zusammenreißen, weil das heute Morgans Tag war und sie ihn nicht ruinieren wollte.
Kuchen. Sie brauchte Kuchen.
Lucy tauschte Nettigkeiten mit ein paar Freunden aus, die sie auf dem Weg in Richtung Buffet traf. Der Hochzeitskuchen hatte die Form des Millennium Falken, des Raumschiffes, das Han Solo benutzt hatte, um die Galaxie zu stürmen.
„Hallo, Lucy.“
Sie steckte ihre Gabel in den Zuckerguss und wandte sich um.
„Hallo, Matt.“
Sie wartete auf die Gefühle, die sicher gleich auf sie einstürzen würden, auf all die Erinnerungen. Doch sie kamen nicht.
„Nette Hochzeit“, sagte er.
„Ja.“ Der Kuchen fühlte sich in ihrem Mund plötzlich staubtrocken an.
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