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Scheinbar verliebt

Scheinbar verliebt

Titel: Scheinbar verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny B Jones
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Beziehung existierte nur in dieser seltsamen Warteschleife. Nun gut, Lucy Wiltshire würde ihre Zeit nicht einfach vergeuden. Jetzt galt es, ihr Rückgrat wiederzufinden. Sie war damit fertig, nicht gut genug zu sein – für sich selbst und für alle anderen.
    „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“
    Die Hochzeitsgäste klatschten und johlten. Einige Jugendliche standen auf und machten eine La-ola-Welle.
    Die Gäste suchten sich ihren Weg nach draußen, während der Fotograf das Brautpaar mit Eltern und Trauzeugen fotografierte. Lucy musste sich anstrengen, sich auf die Kamera zu konzentrieren, während sie aus dem Augenwinkel bemerkte, dass Alex noch in der Kirche saß und auf sie wartete.
    Die Kamera klickte endlich zum letzten Mal und die Verbliebenen machten sich auf den Weg nach draußen. Nur Lucy nicht.
    Ihre High Heels klackerten auf dem Steinboden, als sie zu Alex ging. Er ergriff ihre Hand und zog sie neben sich. „Ich kann nicht aufhören, dich anzuschauen.“
    „Danke.“
    Er machte Anstalten, sie zu küssen, doch sie hielt ihn mit einer Hand auf Abstand.
    „Hast du Angst, dass ich deinen Lippenstift ruiniere?“
    Lucy sah ihn einfach nur an. Sie fühlte sich so stark zu ihm hingezogen, dass es sie erstaunte, keine Seile zwischen ihnen gespannt zu sehen. „Habe ich dir jemals von meinem Abschlussjahr erzählt?“
    Er musterte sie und versuchte, ihre Gedanken zu lesen. „Nein.“
    „Meine Mutter und ich zogen nach Florida, um bei ihrem Verlobten zu leben, Robert“, sagte sie. „Ich hatte dieses ganze Leben vor mir. Eine neue Schule. Das College.“ Auch nach all diesen Jahren hatten die Erinnerungen immer noch die Kraft, sie zu ersticken. „Dann hatte sie den Unfall … und war einfach tot. Und meine Träume von einem Zuhause und einer Familie waren mit ihr gestorben.“ Lucy atmete tief ein und zwang sich, weiterzureden, denn wenn sie es nicht tat, würde sie einknicken und Alex ihr Herz schenken. „Plötzlich war Robert alleinerziehend und konnte nicht damit umgehen. Ich war bei ein paar Pflegefamilien, aber das hat alles nicht funktioniert. Als ich bei der letzten Familie ausgezogen bin, hatte ich noch Monate vor mir, bevor ich mein Zimmer am College beziehen konnte. Also … lebte ich in meinem Auto.“
    „Schatz –“ Er streckte seine Hand nach ihr aus, doch sie schüttelte sie ab.
    „Ich weiß, wie Marinells Leben ist. Ich weiß, wie es ist, seine Familie so sehr zu lieben, dass einem alles andere egal ist. Und ich weiß auch, wie es ist, schrecklich alleine zu sein und nicht zu wissen, wie man den Tag überstehen soll. Wie man in einer Welt überlebt, die einen plötzlich als Erwachsene ansieht. Ich hatte Glück – viele überleben das nämlich nicht.“
    In Alex Gesicht stand ein solcher Schmerz, dass sie die Augen schließen musste, um weiterreden zu können. Er sorgte sich um sie, doch das war nicht genug. Nicht dieses Mal. „Gott hat mein Leben bewahrt. Aber jahrelang habe ich Satan gestattet, mich wegen meiner Geschichte herunterzuziehen. Ich habe alle möglichen Lügen über mich geglaubt. Aber ich bin damit fertig. Ich bin nicht mehr das Mädchen, das von allen verlassen wurde.“
    „Lucy.“ Er streichelte ihren Arm. „Ich hatte ja keine Ahnung.“
    Sie sah ihm in die Augen. „Liebst du mich?“
    Er runzelte die Stirn. „Ich weiß, die letzte Nacht war verrückt. Vielleicht habe ich wirres Zeug geredet“, wand er sich. „Nach der Wahl –“
    „Rede dich nicht heraus, Kongressabgeordneter Sinclair.“ Es war keine Höflichkeit mehr in ihrem Tonfall. „Was genau fühlst du für mich?“
    „Ich …“ Er war in die Ecke gedrängt. Gefangen. Sie beide wussten es. „Ich denke, du bist eine wunderbare Frau. Ich liebe es, Zeit mit dir zu verbringen.“
    Das war es also. Sie war immer noch nur eine teure Requisite. Nicht mehr als eine politische Schachfigur. „Weißt du, ich dachte, mich als deine Scheinverlobte auszugeben, wäre schon der Fehler meines Lebens.“ Die Wände der Kapelle schienen immer näher zu kommen, während sie sprach. „Aber ich habe es tatsächlich noch schlimmer gemacht, indem ich mich in dich verliebt habe.“
    „Lucy, ich –“
    „Sag es nicht.“ Sie entzog sich seiner Reichweite und wandte sich in Richtung Altar. Sie zog sich zurück. Ärgerlich wischte sie eine betrügerische Träne von ihrer Wange. „Fühlst du irgendetwas für mich? Oder bin ich einfach nur Mittel zum Zweck? War das Teil des Plans? Dass ich mich in dich verliebe,

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