Scheinbar verliebt
an, der ihre Zukunft hätte sein können. „Du bist ein netter Kerl, Matt. Und es wäre mir eine Ehre gewesen, dich zu heiraten.“
„Du kannst es immer noch.“ Sein Griff um ihre Hand war fest. „Ich weiß, dass du es noch willst.“
Das konnte sie nicht verleugnen. „Aber mein Platz ist jetzt bei Alex.“
„Wir passen gut zusammen. Niemand kennt mich so wie du.“ Seine Stimme versagte fast. „Liebst du ihn?“
Es war, als würde jemand mit einem rostigen Messer in ihrem Herzen herumwühlen. „Ich werde ihn heiraten.“
Matt erhob sich und brachte wieder Abstand zwischen sie. „Neulich Nacht haben wir uns unterhalten. Da hast du ihn mit keiner einzigen Silbe erwähnt. Ich wusste , dass du zu mir zurückkommen würdest.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich war durcheinander.“
„Weil du weißt, dass es eine Lüge ist, mit Alex zusammen zu sein.“
Oh, er hatte ja keine Ahnung, wie recht er hatte. „Ich muss gehen“, flüsterte sie. „Es tut mir leid. Du wirst nie wissen, wie sehr.“ Sie wollte sich ihm in die Arme werfen und ihn bitten, auf sie zu warten.
„Ich gebe dich nicht auf. Ich habe es einmal vermasselt, aber das wird mir nicht noch einmal passieren.“
Es war, als hätte er ein Drehbuch – er sagte genau die richtigen Dinge.
„Alex Sinclair kann dich nicht glücklich machen. Du hast mir einmal gesagt, dass ich genauso bin, wie du dir deinen Mann vorstellst.“ Seine Augen suchten die ihren. „Er wird niemals in der Lage sein, dir das zu geben, was du brauchst.“
„Das stimmt nicht.“ Mit zitternden Beinen erhob sich Lucy und wunderte sich, dass sie überhaupt aufrecht stehen konnte. „Er hat mir genau das gegeben, was ich brauchte.“
„Ich werde dich nicht aufgeben, Lucy.“
Sie schnappte sich ihre Tasche und lächelte schwach. „Wenn du das doch nur schon vor zwei Jahren gesagt hättest.“
„Es ist noch nicht zu spät“, sagte er entschieden.
Ihre Gedanken wanderten zu ihren Mädchen, dem Heim und wo sie in sechs Monaten wohl sein würde.
Und sie hoffte, dass Matt recht behielt.
* * *
Ruhelos wie eine Katze auf dem heißen Blechdach lenkte Lucy ihr Auto zu Saving Grace. Sie musste sich davon ablenken, dass ihr Leben ihr gerade um die Ohren flog, und mit den Mädchen reden, für die sie ihr Leben aufgegeben hatte. Denn bei Saving Grace ging es nicht um ein Gebäude. Es waren dreizehn junge Frauen, die mit ihrem Leben den Teufelskreislauf durchbrachen, dem schon viele andere vor ihnen zum Opfer gefallen waren.
„Sie sehen schrecklich aus.“
Lucy schloss die Tür des Wohnzimmers, in dem Tyneisha Hollister vor dem Fernseher saß und ihre Nägel in einem knalligen Pink lackierte.
„Es geht mir gut“, sagte Lucy. „Ich bin nur müde.“
Tyneisha musterte sie noch einmal von Kopf bis Fuß und verzog das Gesicht. „Wissen Sie, was Sie brauchen?“
Die Liste von möglichen Erwiderungen war eindeutig viel zu lang. „Nein, sag du es mir.“
Während sie über ihren neuen Rihanna-Haarschnitt strich, lächelte Tyneisha. „Sie brauchen ein Stück Kuchen. Wir haben gestern Abend Deondras Geburtstag gefeiert und es ist noch genug vom Kuchen übrig, um halb Charleston zu füttern.“
„Warst du heute in der Kirche?“
„Klar, wissen Sie doch.“ Tyneisha vollendete das Kunstwerk an ihren Zehen. „Ich hab sogar im Chor mitgesungen.“
„Erzähl mir nichts.“
„Doch!“ Tyneisha musste kichern. „Ehrlich. Ich bin zu dem Gottesdienstleiter gegangen und habe gesagt ‚Mein Name ist Tyneisha Monique Hollister und ich habe beschlossen, Ihrem Chor meinen super Sopran zu leihen‘.“
Wieder traten Tränen in Lucys Augen und sie umarmte Tyneisha, bevor sie Lucys wässrige Augen bemerken konnte. „Ich bin stolz auf dich. Ich bin stolz auf jeden noch so kleinen Teil deines Lebens.“
Tyneisha erwiderte die Umarmung. „Ich liebe Sie, Miss Lucy.“
„Ich dich auch.“
Lucy betupfte ihre laufende Nase und zwang sich dazu, sich zusammenzureißen.
„Oh, übrigens die Neue haut nachts ab.“
„Marinell?“
„Mhm.“ Tyneisha, die selbst ernannte Mama des Hauses, wachte mit Argusaugen darüber, wann die anderen Mädchen kamen und gingen. „Sie denkt, sie kann zur Hintertür raus und keiner würde es bemerken? Tja, nicht mit mir!“
„Hast du es Josie und Tracey gesagt?“ Denn wenn sie es getan hatte, dann hatten die beiden Assistentinnen es noch nicht an Lucy weitergegeben.
„Nee, Sie wissen doch, dass ich meine Nase nicht so gerne in die
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