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Scheinbar verliebt

Scheinbar verliebt

Titel: Scheinbar verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny B Jones
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Angelegenheiten von anderen stecke. Aber letzte Nacht ist die Neue gar nicht mehr nach Hause gekommen und ich lag wach und hab mir Sorgen gemacht.“
    Das hatte Lucy gerade noch gefehlt! Wenn Marinell sich nicht an die Regeln hielt, konnte sie nicht hierbleiben. Aber wo sollte sie dann hin?
    Erfüllt von ihrer neuen Mission stürmte Lucy den Flur entlang. Sie würde dieser Sache auf den Grund gehen. Die meisten Zimmer waren heute leer, denn die Mädchen gingen sonntags immer mit ihren Mentoren essen. Heute war keine Ausnahme. Aber Marinell war definitiv da.
    Sie blieb vor ihrer Tür stehen und klopfte.
    „Es ist offen.“
    Die Standpauke erstarb auf Lucys Lippen, als sie den Raum betrat und einen Blick auf Marinell warf. „Was ist los?“
    Marinell blätterte die Seite eines Buches um und machte sich Notizen. „Nichts.“
    Ohne um Erlaubnis zu fragen, setzte sich Lucy zu ihr. „Du siehst aus, als hättest du eine Woche lang nicht mehr geschlafen.“
    Wortlos blätterte Marinell durch einen Ordner und zog ein Blatt Papier hervor. „Sie müssten mir das unterschreiben.“
    „Was ist das?“
    „Es ist die Erlaubnis für einen Schulausflug am Dienstag. Unterschreiben Sie einfach unten links.“
    Lucy kannte diesen Trick bereits von den anderen Mädchen und las sich jede Zeile ganz genau durch. „Es ist eine Nachricht von deinem Schulleiter.“ Noch einmal überflog sie das Dokument. „Hier steht, dass deine Noten in den letzten Wochen schlechter geworden sind und dass du dich noch nicht für die Ferienkurse angemeldet hast.“
    „Ich brauche keine Ferienkurse.“
    „Wenn du nächstes Jahr deinen Abschluss machen willst, brauchst du sie schon. Du kannst nicht ein halbes Jahr schwänzen und dann erwarten, dass du alles ohne Probleme nachholen kannst.“
    „Ich kann meinen Abschluss an der Abendschule machen.“
    „Nein.“ Einige der Mädchen hatten das gemacht, doch Marinells Noten waren so gut gewesen, dass sie ohne Probleme das Abitur schaffen konnte. „Du wirst deine Hochschulzulassung bekommen und wir kommen alle nächstes Jahr auf die Abschlussfeier.“
    „Damit ihr euch über meinen peinlichen Hut lustig machen könnt?“
    „Genau“, sagte Lucy. „Und jetzt rede endlich.“
    „Worüber?“
    „Darüber, dass du anscheinend auch noch woanders übernachtest.“
    „Ich habe einen Freund.“
    Lucy wusste nicht warum, doch sie glaubte Marinell nicht. Herr, bin ich selbst so eine große Lügnerin geworden, dass ich auch bei anderen sofort merke, wenn sie nicht die Wahrheit sagen? „Wo warst du, Marinell?“
    „Einfach … draußen.“
    Lucy rieb sich ihre Schläfe. „Ich hatte wirklich einen ganz schrecklichen Tag und meine Nerven liegen blank. Wenn du mir jetzt nicht sofort –“
    „Ich war bei meinem Bruder im Krankenhaus, okay?“
    Lucy hielt inne. „Ich wusste nicht, dass er krank ist.“
    Marinell schniefte und hob endlich ihren Kopf. Gequälte Augen starrten Lucy an. „Rückfall“, sagte sie schlicht. „Carlos hat Nierenprobleme und er ist im Kinderkrankenhaus. Er ist in keine Familie aufgenommen worden, deshalb ist er ganz alleine.“
    Lucy bekam keine Luft mehr. „Was ist mit deiner Mutter?“
    „Sie hat ihren Job verloren, weil sie zu oft bei ihm im Krankenhaus war. Sie besucht Carlos, sooft sie kann, aber sie hat kein Auto.“
    „Ich kann dich jederzeit zu deinem Bruder fahren.“
    „Er ist erst acht, wissen Sie? Er braucht eine Familie. Ein Heim ist nicht das Gleiche.“
    Lucy schob Marinell das lange braune Haar aus dem Gesicht. „Nein, es ist nicht das Gleiche.“
    „Ich muss ein Auge auf ihn haben. Ich habe meinem Dad versprochen, dass ich –“
    „Ich dachte, dein Dad wäre tot.“
    „Tot? Er ist nur … weg. Nicht hier.“ Marinell zupfte einen Fussel vom Bett. „Ich kann nicht darüber reden.“
    „Was soll das denn bedeuten?“
    „Nichts, okay?“ Sie starrte Lucy verzweifelt an. „Sie würden mich wirklich zu meinem Bruder bringen?“
    „Wir fahren zusammen, ja“, versicherte Lucy. „Aber du musst deine Schularbeiten vernünftig erledigen. Du tust niemandem einen Gefallen, wenn du sitzenbleibst.“
    „Ich fühle mich einfach so …“
    „Alleine?“
    Marinell schloss ihre feuchten Augen. „Ja.“
    „Aber du bist nicht alleine.“ Lucy riskierte es und zog das Mädchen vorsichtig an sich. „Du bist nicht alleine. Du hast mich. Und du hast Saving Grace.“ Sie hielt das Mädchen fest, das an ihrer Schulter den Tränen freien Lauf ließ. „Das kommt dir

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