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Scheinbar verliebt

Scheinbar verliebt

Titel: Scheinbar verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny B Jones
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verantwortlich war, als man in seinen jungen Jahren ertragen konnte.
    „Wir finden deine Mutter.“
    Und dann sagte Marinell die Worte, die Lucy fast zum Weinen gebracht hätten. „Könnten … könnten Sie ein Gebet sprechen? Könnten Sie … Gott fragen, ob er meinem Bruder helfen kann?“
    Lucy, die einen dicken Kloß im Hals hatte, atmete mehrmals tief ein, um ihre Stimme wiederzufinden. „Natürlich.“ Während sie Marinell in den Armen hielt, betete sie zu dem Gott der Heilung, der Hilfe und der Wunder. Sie bat ihn darum, Carlos’ Niere zu heilen. Seine Angst wegzunehmen, Marinell Kraft zu geben und ihnen zu helfen, ihre Mutter zu finden.
    „Amen“, sagte Lucy endlich und hob ihren Kopf. „Und jetzt lass uns mit einer Schwester reden, damit wir wissen, was genau wir deiner Mutter sagen müssen.“
    Der flackernde Fernseher über Lucys Kopf zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Das bekannte Foto von Will Sinclair nahm den ganzen Bildschirm ein und Lucy schnappte sich schnell die Fernbedienung, um den Ton anzuschalten.
    Die Stimme eines Reporters erfüllte den Raum.
    „– die Nachricht erhalten, dass Ben Hayes, einer der beiden Reporter, von denen man geglaubt hatte, sie seien vor einem Jahr bei der Explosion einer Bombe in einer Schule in Afghanistan ums Leben gekommen, nun in einem Krankenhaus in Deutschland liegt.“
    Lucy stellte den Ton noch lauter und trat näher an den Fernseher heran.
    „Laut Hayes waren er und der CNN-Korrespondent Will Sinclair in der Schule, Hayes sei jedoch direkt nach dem Anschlag aus den Trümmern geborgen worden. Er ist der einzig bekannte Überlebende der Tragödie. Weitere Informationen in unserer …“
    Alex. Sie musste ihn anrufen.
    „Marinell, geh schon mal ins Schwesternzimmer. Ich komme gleich nach.“
    Lucy verlor keine Zeit. Hektisch durchsuchte sie ihre Handtasche, fand ihr Handy und wählte Alex’ Nummer.
    Und dann klingelte ihre Tasche.
    Als sie wieder wie wild darin kramte, stieß sie schließlich auf das andere Telefon.
    Alex’ Telefon.
    Sie hatte es im Seniorenheim an sich genommen und vergessen, es ihm wiederzugeben.
    Als sie auf das Display schaute, sah sie, dass er sechsunddreißig Anrufe in Abwesenheit hatte. Die Hälfte davon waren von einer gewissen Kat. Eine Erinnerung flackerte in ihr auf, von der Nacht, als Alex in der Notaufnahme telefoniert hatte. Traf er sich mit dieser Kat? Hatte er die ganze Zeit über Kontakt mit ihr gehabt?
    Sie schob diese Gedanken beiseite, als die schreckliche Wirklichkeit auf sie einströmte. Will Sinclair war tot.

29. Kapitel
    Z wei Stunden, vier verlassene Häuser und drei Obdachlosenheime später hatte Lucy Esther Hernandez gefunden.
    Auf dem verblassten Schild über der Tür stand ABBRUCHREIF, doch Marinell führte Lucy um den im Zerfall begriffenen Gebäudekomplex herum, nahm einen Holzschutz ab und schob ein Fenster hoch, das einmal zu einem Wohnzimmer gehört haben mochte.
    „Kommen Sie?“, fragte Marinell von drinnen.
    Lucy schwang ihr Bein durch das Fenster und kleine Splitter zerrissen den Stoff ihrer Hose. Das hatte sie nun davon, dass sie auf Clare gehört und sich eine Hose für hundert Dollar gekauft hatte. Wer auch immer behauptete, gute Qualität sei teuer, konnte ihre vielfarbige Unterwäsche küssen.
    „Mama?“, rief Marinell.
    Der stechende Geruch von verrottendem Müll stieg Lucy in die Nase und sie versuchte, nicht zu würgen.
    „Mama?“
    Geraschel erklang von der anderen Seite des Hauses. „ Mija ?“
    Mrs Hernandez streckte ihren Kopf durch die mit Plastikfolie abgehängte Tür, die in Richtung Flur führen musste. Marinell rannte zu ihrer Mutter, sank in ihre Arme und erzählte unter Tränen, was mit Carlos passiert war. Lucy konnte sich kaum an den Spanischunterricht in der Schule erinnern, doch diese Szene brauchte keine Übersetzung. Mrs Hernandez sah aus, als könnte sie den Schmerz kaum ertragen.
    „ Mi hijo – mein Sohn!“ Mrs Hernandez klammerte sich nun ihrerseits an ihre Tochter und gemeinsam teilten sie ihre Trauer. „ Mi hijo .“
    Lucy war eine Außenseiterin, die am Rande dieses Familienschmerzes stand und zum tausendsten Mal dachte sie an Alex. Sie konnte Marinell nicht alleine lassen, doch sie musste dringend zu ihm. Wenn sie in der Pause nicht so von seinem Charme eingenommen gewesen wäre, hätte sie bestimmt daran gedacht, ihm sein Handy zurückzugeben.
    Auf dem Boden standen eine leere Sandwichdose und eine Saftflasche direkt neben einem schmutzigen Rucksack. Das

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