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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Mila.
    Jane drehte sich um. »Das Baby.«
    Mila ging mit ihr zurück ins Wohnzimmer und warf immer wieder nervöse Blicke in Richtung Wohnungstür, während Jane die Kassette aus dem Rekorder nahm und in die Windeltasche warf. Dann schloss sie die Waffenschublade auf, zog die Pistole heraus und steckte sie ebenfalls in die Windeltasche.
Man kann nie wissen …
    Es klingelte wieder.
    Jane nahm Regina in den Arm. »Gehen wir.«
    Mila kletterte die Feuerleiter hinunter, behände wie ein Affe.
    Früher hätte Jane ihr mühelos folgen können, früher war sie genauso waghalsig gewesen. Aber jetzt war sie gezwungen, auf jede Bewegung Acht zu geben, denn sie hielt Regina im Arm. Armes Baby, dachte sie, aber ich habe einfach keine Wahl. Ich muss dich in dieses Abenteuer mit hineinziehen. Schließlich setzte sie den Fuß auf das Pflaster der Seitengasse und ging voran zu ihrem Wagen. Als sie die Fahrertür aufschloss, konnte sie durch das offene Schlafzimmerfenster noch immer Barsantis hartnäckiges Läuten hören.
    Während sie auf der Tremont Street in Richtung Westen fuhr, behielt sie den Rückspiegel im Auge, doch sie konnte kein Anzeichen dafür erkennen, dass sie verfolgt wurden, keine Scheinwerfer, die sich nicht abschütteln ließen. Jetzt muss ich nur noch einen sicheren Ort finden, wo Mila nicht ausflippen wird, dachte sie. Wo sie keine Polizeiuniformen zu sehen bekommt. Und vor allem einen Ort, wo Regina absolut sicher ist.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Mila.
    »Ich überlege noch, ich überlege.« Sie sah auf ihr Handy hinunter, aber sie wagte es nicht, ihre Mutter jetzt anzurufen. Im Moment wagte sie niemanden anzurufen.
    Unvermittelt bog sie nach Süden ab, auf die Columbus Avenue. »Ich weiß einen sicheren Ort«, sagte sie.

35
    Peter Lukas sah schweigend und mit starrem Blick zu, wie die Bilder der brutalen Vergewaltigung über seinen Fernsehbildschirm flimmerten. Als das Video zu Ende war, verharrte er reglos. Auch nachdem Jane den Rekorder ausgeschaltet hatte, saß Lukas noch wie versteinert da und fixierte den Bildschirm, als könne er noch immer den misshandelten Körper des Mädchens sehen, die blutbefleckten Laken. Es war ganz still im Zimmer. Regina schlummerte auf der Couch; Mila stand am Fenster und spähte auf die Straße hinaus.
    »Mila hat den Namen des Mädchens nie erfahren«, sagte Jane. »Es ist durchaus denkbar, dass die Leiche irgendwo im Wald hinter dem Haus verscharrt wurde. Es ist sehr einsam dort, und es gibt viele Stellen, wo man eine Leiche verschwinden lassen könnte. Der Himmel weiß, wie viele andere Mädchen da draußen noch begraben sind.«
    Lukas ließ den Kopf sinken. »Mir ist speiübel.«
    »Da geht es Ihnen genau wie mir.«
    »Warum sollte irgendjemand so etwas auf Video aufnehmen?«
    »Diesem Mann war offensichtlich nicht klar, dass er gefilmt wurde. Die Kamera war in einem Wandschrank montiert, wo die Freier sie nicht sehen konnten. Vielleicht war es einfach nur eine zusätzliche Einkommensquelle. Man lässt die Mädchen anschaffen, nimmt sie dabei auf und bietet die Videos anschließend auf dem Pornomarkt an. Aus allem lässt sich irgendwie Profit schlagen. Dieses Bordell war schließlich nur eines ihrer Subunternehmen.« Nach einer Pause setzte sie trocken hinzu: »Ballentree scheint ein überzeugter Anhänger der Diversifikation zu sein.«
    »Aber das ist ein Snuff-Movie – ein Film, der einen echten Mord zeigt! Ballentree würde es nie wagen, so etwas zu verkaufen.«
    »Nein, das ist wirklich zu explosiv. Und das hat die Aufseherin mit Sicherheit auch gewusst. Sie hat das Video in der Tasche versteckt. Mila sagt, sie haben die Tasche monatelang mit sich herumgeschleppt, ohne zu wissen, was auf dem Video zu sehen war. Bis Joe es eines Tages auf dem Videorekorder eines Motelzimmers abspielte.« Jane sah zum Fernseher. »Jetzt wissen wir, warum diese Frauen in Ashburn ermordet wurden. Warum Charles Desmond ermordet wurde. Weil Sie diesen Freier kannten; sie hätten ihn identifizieren können. Deshalb mussten sie alle sterben.«
    »Es ging also in Wirklichkeit darum, eine Vergewaltigung und einen Mord zu vertuschen.«
    Sie nickte. »Joe erkennt plötzlich, dass er eine Zeitbombe in der Hand hält. Was tun mit dem Beweisstück? Er wusste nicht, wem er trauen konnte. Und wer würde einem Typen zuhören, der schon seinen Ruf als paranoider Spinner weghatte? Das muss es gewesen sein, was er Ihnen damals schicken wollte. Eine Kopie dieses Videos.«
    »Nur, dass ich es nie

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