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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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damit den depperten Weltkrieg noch einmal um ein paar Wochen verlängert und den brüchigen Frieden samt Marshallplan gefährdet.
    Für die Amerikaner aber war natürlich schon damals nichts unmöglich, auch wenn sie in Wahrheit alle miteinander waschechte Engländer gewesen sind und mit Hollywood gar nichts zu tun gehabt haben. Aber damit sich der Alte beruhigt, haben sie ein paar schwarze Südstaaten-Weiber einfliegen lassen, die ihm dann eine Schweinchen-Dick-Unterhose aus original rosaroter Südstaaten-Baumwolle gestrickt haben, in die der kleine Biermösel dann auch gleich hineingestiegen ist und lange Jahre lang nicht mehr heraus.
    Mit seiner rosaroten Schweinchen-Dick-Unterhose hat er aber nur stark und unbesiegbar ausgeschaut, solange er damit nicht in den lauen Maienregen gekommen ist. Sobald er aber damit doch in den heimischen frühlingshaften Platzregen gekommen ist, ist ihm seine außen getragene Unterhose kiloschwer hinuntergehängt wie jetzt die Haut von den Knochen von der Roswitha, und die ganzen anderen Rotzbuben haben dann natürlich über ihn gelacht und ihn mit Brennnesseln beworfen, die Zeit der Jugend ist halt leider auch eine sehr bittere und böse, aber bitter und böse ist im Grunde das ganze depperte Leben.
    Der Biermösel versucht jetzt umso verzweifelter in seine alte Unterhose hineinzuschlüpfen, je aussichtsloser das Unterfangen ist. Er zwängt erst den einen Fuß hinein und dann den anderen, er fällt links hin und dann rechts, er fällt auf die Nase und dann auf die Ohren, bevor er wieder auf den Schädel fällt. Er will so gerne in seine rosarote Schweinchen-Dick-Unterhose hinein wie die Wurst in die Haut, aber sie passt ihm natürlich nicht mehr, und nicht nur wegen der paar Kilo zu viel, die er auf den Rippen trägt. Der Biermösel ist einfach hinausgewachsen. Seine Kindheit im warmen, wohlig duftenden Nachkriegs-Schweinestall liegt halt nicht nur ein paar Jahre zurück, muss er sich jetzt eingestehen, es liegt ein ganzes unerfülltes Leben dazwischen, in dem er es nicht weit gebracht hat, vom hoffnungsvollen kleinen Hosenscheißer mit den Riesenpratzen und der gestrickten Untergatte, der er einmal war, zum alten versoffenen Sack, der er heute ist und der jetzt noch immer nicht weiß, wie er zu einer neuen Unterhose kommen soll, damit er die Anni endlich packen kann, eine Erfolgsgeschichte schaut anders aus.
    Verzweifelt und einsam verheddert er sich dann mit seiner Unterhose in der Feder von seiner alten Matratze, bevor er endlich das kleine Loch in der Arschnaht spürt, da schau her!
    In einem kurzen Anflug von Ermittlungseifer fragt er sich, was ihm denn ein kleines Loch in der Arschnaht von so einer Unterhose im Hinblick auf das Verschwinden vom Hasenscharten-Ulf aus dem Glockenturm vom Pfarrer Hein sagen könnte, aber noch kommt er natürlich nicht drauf.
    Er schaut nämlich auf einmal durch das Loch, das er zur Kammer von der Roswitha hinüber gebohrt hat, damit er sie Tag und Nacht kontrollieren kann, wenig ist im Leben wichtiger als die totale Kontrolle. Und dann erschrickt er wie der Todeskandidat beim morgendlichen Appell, weil er auf einmal in das Auge von der Roswitha hineinschaut.
    Na bumsti!, denkt er sich. Muss es ihn beunruhigen, dass sie das Schlachtermesser zwischen den Zähnen trägt?
    Da glaubt der Biermösel endlich zu wissen, warum ihm die Roswitha in letzter Zeit beim Servieren vom aufgetauten Schwein immer mit der Schublehre den Daumen gemessen hat und warum sie dann immer wieder ganz leise „bald ist es so weit“ gesagt hat. Gerne täte er jetzt den Kasten vor die Tür schieben und alle Defensivwaffen gegen den Feind in Stellung bringen, aber er kann sich einfach nicht mehr rühren. Alles Unverdaute aus seinem Leben liegt schwer wie ein Kanaldeckel in seinem Magen, und die Feder von der Matratze will ihn auch nicht mehr loslassen, so gerne hat sie ihn.
    „Bald ist es so weit“, hört er dann die Roswitha in ihren Damenbart hineinmurmeln. „Bald ist mein Schweinchen dick genug.“
    Dass der Biermösel in dieser ausweglosen Situation sein Unterhosenproblem noch irgendwann lösen wird, das kann er sich jetzt eigentlich nicht mehr vorstellen.
    Außer natürlich, es passiert noch was Überraschendes.

„Bob spricht!“
    „Hallo Lois, Bob spricht! Bob Woodward from the Washington Post , how do you do in your gummishoe?“
    „Der schon wieder!“, denkt sich die Aloisia „Lois“ Lehn, die als Reporterin beim regionalen Teil vom Ländlichen Boten

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